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Pannen-Drohne VBS erwägt Abbruch der Drohnenbeschaffung

  • Der neuen Aufklärungsdrohne für die Armee droht der Absturz: Das VBS erwägt einen Abbruch des 300-Millionen-Projekts. Das zeigen SRF-Recherchen.
  • Grund sind massive Verzögerungen, Pannen und Qualitätsprobleme.
  • Verteidigungsminister Martin Pfister entscheidet bis Ende Sommer.

Das Klima dürfte frostig gewesen sein, als sich in Zypern der Schweizer Rüstungschef Urs Loher mit der Spitze des israelischen Rüstungskonzerns Elbit traf. Einmal mehr habe Ebit Termine nicht eingehalten, einmal mehr komme es zu Verzögerungen bei der Drohne, bestätigt Loher in der SRF-Samstagsrundschau: «Das System für das automatische Landen hätte im September geliefert werden sollen. Dieser Meilenstein wurde nicht erfüllt. Wir haben die Frist aufgeteilt auf Januar und Ende Juni diesen Jahres - auch diese Meilensteine wurden nicht erfüllt.»

Abbruch war lange ein Tabu – jetzt nicht mehr

Es ist ein Problem mehr in einer Serie von Problemen: Fünf von sechs bestellten Aufklärungsdrohnen sind zwar in die Schweiz geliefert worden. Doch die Grenze überwachen oder die Armee mit Aufklärungsbildern versorgen können sie noch längst nicht. Wichtige Funktionen fehlen noch, es gibt Verzögerungen und Qualitätsmängel.

Jetzt stehe zur Diskussion, ob es überhaupt noch weitergehe, sagt Loher: «Ich war lange der Ansicht, dass ein Abbruch nicht in Frage kommt. Aber jetzt sind wir am Punkt, wo sich die Frage stellt, ob der berühmte letzte Tropfen das Fass zum überlaufen gebracht hat.»

Der Abbruch ist eine von drei Optionen. Die beiden anderen Optionen sind weitermachen wie bisher, was kaum realistisch ist, oder aber: auf wichtige Funktionen der Drohne verzichten.

Diese Drohnenfunktionen stehen noch aus

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Noch nicht geliefert wurden zum Beispiel das automatische Landesystem, eine Anlage zum Enteisen der Drohne und ein System, das der bundeseigene Ruag-Konzern beisteuert. Es soll soll Hindernisse wie Gleitschirmflieger automatisch erkennen und die Drohne ausweichen lassen. Auch hier gab es Verzögerungen, Pannen und Streit ums Geld.

Gegenforderungen aus Israel erwartet

Auf wichtige Funktionen verzichten und Einschränkungen bei der Drohne in Kauf nehmen wäre ein Mittelweg, um den Abbruch doch noch zu verhindern. «Die Frage ist, was die Einschränkungen bedeuten - ob sie so gross sind, dass die Kosten den Nutzen übersteigen», sagt Rüstungschef Loher.

Abwägen müsse man aber auch bei der Variante Abbruch – faktisch die gesamte Projektsumme von 300 Millionen Franken wären damit verloren. Der Rüstungschef erwartet zusätzlich Gegenforderungen aus Israel. Die Herstellerin Elbit habe selber viel Geld in die Drohne investiert. «Persönlich gehe ich davon aus, dass Elbit mit Gegenforderungen kommt und dass es einen langen Rechtsstreit gibt», sagt Loher.

Abbrechen oder auf wichtige Funktionen verzichten – mit dem Risiko von noch mehr Problemen? Anfang Woche haben die Drohnen-Verantwortlichen die Ausgangslage mit dem neuen Verteidigungsminister Martin Pfister besprochen.

Politik ist sich uneins

Sicherheitspolitikerinnen und -politiker wurden von der Entwicklung überrumpelt. «Bislang hiess es immer, ein Abbruch sei die schlechteste aller Optionen», sagt FDP-Ständerat Josef Dittli. Er möchte, wenn möglich, an der Drohne festhalten – falls die Drohne auch mit Einschränkungen ihr Geld noch wert sei.

SP-Sicherheitspolitikerin Franziska Roth hingegen möchte dem Projekt den Stecker ziehen. Es gebe kleinere, günstige Alternativen: «Ich bin klar für Abbruch. Die Drohne ist viel zu gross konzipiert und entspricht nicht mehr den heutigen Bedürfnissen.» Statt auf Sonderwünsche und Eigenentwicklungen solle die Schweiz bei Rüstungskäufen künftig noch enger mit den europäischen Partnern zusammenarbeiten.

Der Drohne die Flügel stutzen oder die Drohne abstürzen lassen? Der Entscheid liegt bei Verteidigungsminister Martin Pfister. Er wird sich voraussichtlich bis im Spätsommer festlegen.

Info 3, 4.07.2025, 17 Uhr;liea

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