Die Schweizer Armee kann 25 stillgelegte Leopard-2-Panzer ausmustern. Dies unter der Bedingung, dass die Panzer an den deutschen Hersteller zurückverkauft werden. In Deutschland sollen sie Lücken stopfen, die entstanden sind durch Panzerlieferungen an die Ukraine. Nach dem Nationalrat hat am Dienstag auch der Ständerat den Weg frei gemacht für den Panzerhandel. Zahlreiche bürgerliche Ständeräte aber fürchten, dass dies die Schweizer Armee schwächt. Bundesrätin und Verteidigungsministerin Viola Amherd nimmt gegenüber SRF Stellung.
SRF News: Sie haben den Panzerverkauf im Ständerat als Signal bezeichnet. Wie meinen Sie das?
Viola Amherd: Es ist ein wichtiger Entscheid. Damit können wir auch zur Sicherheit in Europa beitragen und damit auch direkt zur Sicherheit unseres Landes. Wir können nun die Panzer an die Herstellerfirma zurückverkaufen. Diese wiederum kann sie Deutschland zur Verfügung stellen. Und damit kann Deutschland aufrüsten und Lücken bei der Armee auffüllen.
Der Gesamtbundesrat muss noch eine Exportbewilligung ausstellen für Deutschland. Ist das eine reine Formsache?
Das ist der gesetzliche Weg, der eingehalten werden muss. Ich rechne damit, dass dieser Rückverkauf an den Originalhersteller gesetzeskonform ist.
Viele bürgerliche Ständeräte haben gegen den Verkauf gestimmt. Sie sagen: 25 Panzer herzugeben – das schade der Schweizer Armee.
Nein. Die Armee hat klar dargelegt, wie viele Panzer sie braucht. Und davon ausgehend haben wir entschieden, ob und wie viele wir abgeben können. Wir haben zuerst abgeklärt, was wir für unsere eigene Verteidigungsfähigkeit brauchen.
Die Befürchtung ist: Die verbleibenden Panzer reichen nicht, um zwei Infanterie-Bataillone mit je einer Panzerkompanie zu verstärken – so wie das die Armee wünscht.
Doch das reicht, das wurde dargelegt. Die Armee hat das in ihrem Zielbild gezeigt: Mit den 71 verbleibenden eingemotteten Leopard-2-Panzern haben wir genügend Mittel, um alles abzudecken, was wir selber brauchen für die Verteidigungsfähigkeit.
Kritiker wie SVP-Ständerat Werner Salzmann rechnen vor: Mit zwei zusätzlichen Panzerkompanien blieben aber keine zusätzlichen Panzer übrig für die Ausbildung und Ersatzteile. Was antworten Sie?
Am Schluss geht die Rechnung auf: Wenn wir bei allen 71 Panzern einen Werterhalt durchführen, dann können wir diese auch für die Ausbildung einsetzen. Und nach dem Werterhalt brauchen sie auch weniger Ersatzteile.
Der Entscheid für den Panzerverkauf hat auch mit dem Druck aus Europa zu tun. Die deutsche Wortführerin und FDP-Parlamentarierin Marie-Agnes Strack-Zimmermann verlangt bereits mehr: vor allem die Weitergabe von früher geliefertem Schweizer Kriegsmaterial an die Ukraine. Was antworten Sie?
Wir entscheiden ohne Druck, was im Interesse der Schweiz ist. Und wenn Europa sicherer wird, ist das auch für die Schweiz sehr wichtig.
Ist der Druck hilfreich?
Druck ist aus meiner Sicht nicht hilfreich. Er erzeugt oft dann gegenteilige Reaktionen.
Das Gespräch führte Dominik Meier.