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Parlament für Papi-Zeit Neue Forderungen sind schon in der Pipeline

Nach vielen, vielen Versuchen hat es nun also ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub durchs Parlament geschafft. Das soll den Vätern erlauben, von Beginn weg eine engere Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen, die frisch gebackene Mutter zu unterstützen und so auch später nicht nur Erziehungsassistent zu sein, wie es ein Politiker ausdrückte.

Doch noch während sich die Befürworterinnen und Befürworter von grün bis FDP freuen, erschallen schon die nächsten Forderungen: jene nach einer Elternzeit. Zwei Volksinitiativen für einen Elternurlaub werden zurzeit geprüft.

Da geht es dann je nach Modell um die Grössenordnung von einem halben bis zu einem ganzen Jahr, in dem sich beide Elternteile ums Kind kümmern können. Ein Teil davon fest reserviert für die Mutter, ein Teil für den Vater, den Rest können sich die beiden nach Belieben aufteilen. Damit würde die Schweiz einem Trend folgen.

Nachbarländer mit positiven Erfahrungen

Die Erfahrungen in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Österreich, Kanada und Island zeigen gemäss einer Literaturanalyse, welche die eidgenössische Kommission für Familienfragen in Auftrag gab: Babys sind im ersten Lebensjahr dadurch gesünder, den Müttern geht's psychisch besser und die Väter engagieren sich mehr und bekommen eine stärkere Beziehung zum Kind.

Für die Erwerbstätigkeit und die Löhne der Mütter ist gemäss dieser Analyse aber wichtig, dass der Elternurlaub nicht länger als zwei Jahre dauert und ein fixer Anteil für die Väter reserviert ist – denn bei freier Wahl nehmen vorwiegend die Mütter den Urlaub und vermindern so ihre Karrierechancen.

Die Mutterschaftsfalle

Genau um Karriere- und Lohnchancen für Frauen geht es aber vielen Befürworterinnen und Befürwortern eines Elternurlaubs. Denn die Mutterschaftsfalle droht lange bevor ein Baby unterwegs ist.

Aus Sicht von Unternehmen stellen Frauen im gebärfähigen Alter nämlich ein Risiko dar: Sie könnten schwanger werden, während des Mutterschaftsurlaubs ausfallen, danach vielleicht weniger arbeiten. Das kann, ob bewusst oder nicht, zu tieferen Löhnen und weniger Beförderungen für Frauen führen. Bekanntlich gibt es immer noch rund sieben Prozent unerklärte Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau für die gleiche Arbeit.

Mit einem Elternurlaub hingegen wäre die Situation nicht mehr so klar. Auch junge Männer könnten dann als Väter in den Elternurlaub verschwinden. Das Elternschaftsrisiko wäre auf beide Geschlechter verteilt.

Steiniger Weg

Trotz all ihrer Argumente, die dem Zeitgeist entsprechen, steht den Initiantinnen und Initianten der zwei Volksinitiativen für einen Elternurlaub kein Spaziergang bevor. Denn ein Elternurlaub von einem halben Jahr oder noch länger kostet deutlich mehr als ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub – da geht es schnell um mehrere Milliarden Franken.

Die Initianten können zwar argumentieren, dass es eine Volkswirtschaft auch etwas kostet, wenn gut ausgebildete Frauen daheim bleiben. Und dass es der reichen Schweiz unwürdig sei, punkto Elternurlaub bei den OECD-Ländern unter den Schlusslichtern zu sein. Doch bei den Lohnkosten ist die Schweiz eben heute schon top – sprich äusserst teuer. Das sind Argumente, für welche die Bevölkerung meistens sensibel ist. Letztlich werden Parteien und Stimmberechtigte abwägen müssen, wie viel ihnen Gleichstellung und präsente Väter wert sind.

Nathalie Christen

Bundeshausredaktorin

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Christen ist Korrespondentin im Bundeshaus für Fernsehen SRF. Sie arbeitet seit 2002 für SRF. Unter anderem leitete sie die Bundeshausredaktion von Radio SRF und war Produzentin bei der «Arena». Zuvor war sie Bundeshausredaktorin beim «SonntagsBlick».

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