Zum Inhalt springen

Per Bahn von Ozean zu Ozean Morales wirbt in Bern für «Panamakanal auf Schienen»

  • Ziel mehrerer südamerikanischer Länder ist eine Eisenbahnverbindung vom Atlantik zum Pazifik, quer durch Brasilien, Bolivien und Peru.
  • Einer der wichtigsten Initianten des Grossprojekts namens «Biocéanico» ist der bolivianische Präsident Evo Morales.
  • Er war heute zu Besuch in Bern. Denn: Am Bau der fast 4000 Kilometer langen Eisenbahnlinie sind auch Schweizer Firmen interessiert.

Evo Morales, der linksgerichtete Präsident Boliviens, fand bei seinem Besuch in Bern viele freundliche Worte für die Schweiz. Ganz besonders lobte er die Schweizer Erfahrungen in Sachen Eisenbahn-Infrastruktur. Wenn er sehe, was die Schweiz schon alles gebaut habe – zum Beispiel Tunnel, die Länder miteinander verbinden –, hoffe er, auch vom Fachwissen der Schweizer Techniker und Ingenieure profitieren zu können. «Biocéanico» heisst das Grossprojekt, das Morales zusammen mit Brasilien, Peru, Uruguay und Paraguay vorantreiben will.

Man spricht bereits von einem «Panamakanal auf Schienen». Gerade für das Binnenland Bolivien wäre die Verkehrsverbindung zu zwei Ozeanen natürlich sehr attraktiv. Auch Morales' heutige Gastgeberin, Bundespräsidentin Doris Leuthard, zeigt Sympathien für das Grossprojekt: «Wir unterstützen generell als Bahnland Bahnprojekte. Man spart viel Zeit beim Transport von Waren, man spart damit auch Energie, es ist CO2-freundlich, von dem her ist das ein gutes Projekt.»

Beratungsangebot des Bundes steht

Finanzieren müssen das 15-Milliarden-Projekt die südamerikanischen Länder selber. Die Schweiz könne das Projekt aber beratend begleiten, erklärt Peter Füglistaler, der Direktor des Bundesamts für Verkehr (BAV): «Wir haben dank der Neat Erfahrung darin, wie man so ein Projekt aufstartet und vor allem in der Umsetzung kontrolliert.» Sein Angebot: «Wir werden die bolivianischen Behörden bei Bedarf unterstützen, wie man so ein Projekt aus Sicht des Staates führt.»

Eine erste Grundlage dafür ist die Absichtserklärung, die die Schweiz und Bolivien heute unterzeichnet haben. Ein grosses Interesse an «Biocéanico» zeigen auch die Schweizer Industrie-Unternehmen, die extra dafür bereits ein Konsortium mit deutschen Firmen gegründet haben. Ob Rollmaterial, Gleisbau oder Planung: Schweizer Unternehmen hätten viel zu bieten für dieses Projekt.

Das sagt Michaela Stöckli, Direktorin von Swissrail, dem Dachverband der Schweizer Bahnindustrie. «Und wir können hier unsere Kompetenz zeigen, wir können alle unsere Disziplinen vor Ort im Ausland unter Beweis stellen. Und es ist natürlich schmeichelhaft für uns, dass Bolivien sagt, wir glauben, dass die Schweiz – neben Deutschland – der richtige Partner ist für das Projekt.»

Ähnliche Topografie wie die Schweiz

Bereits Erfahrung mit Eisenbahnprojekten in Südamerika hat das Winterthurer Technologie-Unternehmen Molinari. Dessen Chef, Michele Molinari, ist überzeugt, dass das Schweizer Know-how auch beim neuesten Projekt gefragt sein wird – etwa wenn es darum geht, Eisenbahnstrecken durch die Anden zu bauen. «Die Schweiz und Bolivien haben sehr viele Gemeinsamkeiten», ist er überzeugt.

«Die Topografie ist sehr ähnlich und auch schwierig. Deshalb können wir da all unsere Erfahrung und Kenntnisse einbringen.» Dazu gehöre etwa, wie man in den Bergen baue und Projekte in der Zeit und im Budget durchbringen könne. «So, wie wir es am Gotthard bewiesen haben», fügt Molinari hinzu.

Es gibt also einige Herausforderungen zu bewältigen, und der Zeitplan ist ambitioniert: 2019 sollen die Arbeiten an «Biocéanico» losgehen. Sechs Jahre später ist bereits die Eröffnung der Bahnlinie geplant. Doch die Schweizer Bahnindustrie sieht grosse Chancen im südamerikanischen Grossprojekt.

Meistgelesene Artikel