Finanzminister Otto Stich (SP) war 1994 der erste - Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP) ist am Donnerstagabend die vorerst letzte Bundesrätin am «Pfeffinger Forum», einer Podiumsveranstaltung in der Mehrzweckhalle der Gemeinde Pfeffingen. 19 waren es bis anhin insgesamt – eine stolze Zahl für ein Dorf mit nur knapp 2'500 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Amtierende und ehemalige Bundesräte in Pfeffingen
Gegründet wurde das Forum 1991 vom Baselbieter FDP-Politiker Paul Schär, der selber in Pfeffingen wohnt. Er erinnert sich, wie die Idee damals entstand: «Wir wollten einen Beitrag zur freien Meinungsbildung leisten.» Am Pfeffinger Forum werden ganz unterschiedliche Themen diskutiert. Auf dem Podium sind Politikerinnen und Politiker, Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft und eben immer wieder mal ein hoher Gast aus Bundesbern, der ein Referat hält.
Aber wie schaffte es der ehemalige Primarlehrer, in über 30 Jahren regelmässig Bundesrätinnen und Bundesräte in die Gemeinde im Baselbieter Birstal zu locken? «Man muss schon gut vernetzt sein», so Schär. Dazu komme Beharrlichkeit und auch ein wenig Mut bei Anfragen.
Pfeffingen BL ist in Bundesbern bestens bekannt
«Es kam auch schon vor, dass ich Bundesräte bei Anlässen direkt angesprochen habe.» Mit der Zeit habe sich offenbar in Bern herumgesprochen, dass Pfeffingen ein gutes Pflaster für öffentliche Auftritte und Publikumsnähe ist: Als die ersten Bundesräte erst einmal dort waren, fiel es leichter, weitere für eine Teilnahme zu gewinnen.
Im letzten Jahr gab Schär das OK-Präsidum im Alter von 81 Jahren ab. Nun organisiert Roland Schmid zusammen mit einem Team aus acht Personen das Pfeffinger Forum und natürlich will er die Tradition mit den Bundesrätinnen und Bundesräten weiterführen. Mit Karin Keller-Sutter gelang es ihm denn auch, die 20. Bundesrätin zu verpflichten. Dass Keller-Sutter eine Parteikollegin von Schär und Schmid ist, sei reiner Zufall.
Schmid ist überzeugt, dass die Beliebtheit des Pfeffinger Forums in Bundesbern auch unter der neuen Führung hoch bleibt und sich auch in den nächsten Jahren Bundesrätinnen und Bundesräte in der Turnhalle im Dorf zeigen und das Bad in der Menge geniessen. Die Nähe zum Publikum, die man in Pfeffingen biete, werde von den Mitgliedern der Landesregierung besonders geschätzt, ist Schmid überzeugt.
«Ich denke, es ist ein Vorteil, dass der Anlass in einer Turnhalle stattfindet und wir kein 'Cüpli-Event' in einer top-modernen Location sind», sagt Schmid. Und: «Ein solches Forum ist die direkteste Art der Demokratie, welche die Schweiz auszeichnet.» Vor seinem ersten Forum als Organisator sei er schon ein wenig angespannt, schliesslich wisse man bis zum Schluss nicht, ob die Bundesrätin dann auch auftaucht, oder nicht doch noch was dazwischen kommt.
Ein solches Forum ist die direkteste Art der Demokratie, welche die Schweiz auszeichnet.
Finanziert wird das Pfeffinger Forum durch Sponsoren, Firmen und Verbände aus der Region Basel. Rund 500 Gäste haben Platz, die letzten freien Sitzplätze im Saal sind bereits seit Tagen vergeben, obwohl das Diskussionsthema doch eher trocken zu sein scheint: der aktuelle Zustand der Bundesfinanzen.
Aufgrund der hohen Nachfrage wird das Forum in diesem Jahr denn auch zum ersten Mal im Internet übertragen. Das Pfeffinger Forum geht also quasi von der Mehrzweckhalle hinaus in die weite Welt. Der Beliebtheit bei Politikerinnen und Politikern und auch beim Publikum dürfte dies kaum schaden – im Gegenteil.