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«Technophobie» im Lauf der Geschichte: Von Knetmachinen bis zum Roboter
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 05.11.2020. Bild: zvg/Museum Aargau
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Phänomen «Technophobie» Als Knetmaschinen noch des Teufels waren

Fürchten Sie sich vor selbstfahrenden Autos oder Handystrahlung? Angst vor Technologie war schon immer weit verbreitet.

  • Viele Menschen leiden unter Ängsten, fürchten sich vor Spinnen oder engen Räumen zum Beispiel.
  • Aber auch die Angst vor neuen Technologien – «Technophobie» – ist weit verbreitet. Manchmal mehr, manchmal weniger objektiv begründbar.
  • Seit der industriellen Revolution sind solche Ängste bekannt. Und aus heutiger Sicht muten sie zum Teil schon fast skurril an.

«Meine Kundschaft will von Hand geknetetes Brot». So argumentierten viele Bäcker anfangs des 20. Jahrhunderts, als ein Aarauer Unternehmer damit begann, Knetmaschinen zu verkaufen. Das erzählt Robert Aeschbach, Enkel von Friedrich Aeschbach. Aeschbach hat 1910 in der Aargauer Kantonshauptstadt eine grosse Fabrikhalle gebaut, die noch heute dem ganzen Quartier seinen Namen gibt. Seine Knetmaschinen der Marke «Artofex» wurden später weltberühmt.

Lieferungen nur in der Nacht

Doch zu Beginn musste Aeschbach seine Maschinen zum Teil bei Nacht und Nebel ausliefern. Die Bäcker hätten oft erst auf Nachfrage ihrer Kunden zugegeben, dass auch sie ihre Teige mechanisch kneten lassen. Maschinell geknetete Brotteige waren vielen Konsumentinnen und Konsumenten damals suspekt. «Das Brot hat auch einen sakralen Charakter», erklärt Rudolf Velhagen, der die Ausstellung «Von Menschen und Maschinen» des Museums Aargau verantwortet.

«Unser tägliches Brot gib uns heute», heisse es schliesslich im berühmtesten christlichen Gebet. «Wenn dieses Brot nicht von den Händen eines Bäckers, sondern von einer Maschine gemacht wurde, dann war das fast eine Art Frevel», so Velhagen. Technische Innovationen hätten es oft schwer gehabt zu Beginn. Gerade in der Zeit der industriellen Revolution hätten die Menschen unter vielen Ängsten gelitten.

Von der Eisenbahn zum Haushaltsroboter

«Auch die Eisenbahnen galten als etwas Teuflisches. Deshalb wurden Bahnhöfe sehr weit weg von den Städten und Dörfern gebaut», erklärt Velhagen weiter. Im Aargau gilt der Bahnhof von Wettingen als ein solches Beispiel – er liegt weit vom eigentlichen Dorfzentrum entfernt.

Zudem befürchteten Ärzte zum Beispiel nach der Inbetriebnahme der Spanisch-Brötli-Bahn zwischen Zürich und Baden gesundheitliche Schäden – durch das ständige Rütteln der Wagen oder die hohe Geschwindigkeit. Die Bahn erreichte damals im Schnitt gut 40 Kilometer pro Stunde.

Zwei Geleise führen in ein Gebäude, weit im Hintergrund die Stadt, auf den Geleisen steht alter Dampfzug
Legende: Auch der erste Bahnhof in Baden (Abbildung um 1850) lag etwas ausserhalb der Stadt. Keystone/Photopress-Archiv

Später ärgerten sich die Menschen zum Beispiel darüber, dass Schalterbeamte am Bahnhof durch Automaten ersetzt wurden und sie den Umgang mit dieser neuen Technik lernen mussten. Heute haben viele Menschen Mühe damit, dass sie bald in Autos sitzen sollen, die selber fahren. Oder sie fürchten sich vor der Vorstellung, dass Roboter als Ersatz für menschliche Haushalts- und Pflegekräfte eingesetzt werden könnten.

Ältere Menschen stehen um einen SBB-Ticketautomaten herum, ein Mann erklärt die Funktionen auf dem Bildschirm
Legende: Es gibt auch Ängste, weil Technologie (noch) nicht beherrscht wird: Kurs für die Bedienung von Billetautomaten 2003. Keystone

Die Ausstellung in Windisch zeigt einen solchen Roboter – als mögliche Alltagstechnologie der Zukunft. «Das klingt – wie damals bei der Knetmaschine – für viele erschreckend», gibt Kurator Rudolf Velhagen zu. Doch er ergänzt: «So ein Roboter kann gerade für Personen, die nicht mehr so agil sind, eine Unterstützung sein.» Auch Knetmaschinen stehen heute schliesslich in vielen Haushalten – und niemand hat mehr Angst vor ihnen.

Radio SRF 1, 05.11.2020, 16:15 Uhr;

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