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Philosoph, den man versteht Hans Saner mit 83 Jahren gestorben

  • Der Schweizer Philosoph und Publizist Hans Saner ist tot.
  • Der frühere persönliche Assistent von Karl Jaspers zählt zu den bedeutendsten Schweizer Philosophen. Er nahm nie ein Blatt vor den Mund und äusserte sich auch politisch.

Saner starb nach langer schwerer Krankheit bereits am vergangenen Dienstag in Basel, gut drei Wochen nach seinem 83. Geburtstag, wie die Familie am Samstag in einer Todesanzeige in mehreren Schweizer Zeitungen mitteilte.

Der studierte Philosoph, Psychologe und Germanist war zwischen 1962 und 1969 persönlicher Assistent von Karl Jaspers (1883–1969). Saner gab auch dessen Nachlass heraus. Er verfasste rund 15 Bücher, die in elf Sprachen übersetzt wurden.

«Anarchie der Stille»

Der «Diagnostiker der Helvetosklerose» äusserte sich regelmässig zu aktuellen Themen wie Alterssuizid, Abtreibung, Multikulturalität oder die Finanzkrise. Daneben engagierte sich Saner politisch. So unterstützte er etwa die im letzten Jahr an der Urne gescheiterte Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen.

In seiner Todesanzeige steht ein Zitat aus seiner anlässlich seines 80. Geburtstags neu aufgelegten Aphorismen-Sammlung: «Die Anarchie der Stille»: «Das Ziel nicht kennen – hin und wieder einen Wegweiser ohne Beschriftung finden – im Risiko gehen – nie ankommen – kein Ende finden – nur den Abbruch erleiden. Das ist die Art, wie wir gehen.»

Saner hinterlässt vier Kinder und eine Partnerin. Seine Frau starb 2002. Die Trauerfeier findet am kommenden Freitag in der Basler Pauluskirche statt.

«Jeder kann philosophieren»

Saner diskutiere «unsere Fragen, spricht eine Sprache, die wir verstehen können, er holt uns ab, zeigt uns Zusammenhänge, die wir nicht kannten, öffnet uns Türen zu neuen Wegen, die wir dann gehen und wo wir unsererseits neue Entdeckungen machen können», sagte der damalige Bundesrat Moritz Leuenberger in einer Laudatio zu Saners 70. Geburtstag.

Saner selbst sagte einmal überzeugt: «Jeder kann philosophieren. Der Unterschied zu ausgebildeten Philosophen ist nur, dass diese meistens überheblicher sind.»

Religion zu bedrückend

Hans Saner wurde am 3. Dezember 1934 im bernischen Grosshöchstetten geboren. Er war das jüngste Kind einer achtköpfigen Täufer-Familie. Die Religion empfand er schon früh als bedrückend, mit ein Grund für seine Zuwendung zur Philosophie, wie er einmal sagte. In den Fünfzigerjahren war Saner zunächst Primarlehrer im Berner Oberland, begann aber nach fünf Jahren ein Studium in Basel.

Er studierte Philosophie, Psychologie, Germanistik und Romanistik und schloss ab mit einer Dissertation über Kants politische Philosophie. 1962-1969 war er in Basel persönlicher Assistent des Existenzphilosophen Karl Jaspers, nach dessen Tod übernahm Saner bis 2000 die Herausgeberschaft für Jaspers' Schriften.

Polo Hofer war Saner-Fan

Ende der siebziger Jahre nahm Saner seine universitäre Laufbahn wieder auf. Als seine Berufung an die Universität Bern scheiterte, weil er den Verantwortlichen offenbar «zu links» war, riefen die Berner Philosophiestudenten und -studentinnen aus Protest zum Streik auf. Für die musikalische Untermalung der Kundgebung sorgte Polo Hofer mit seiner damaligen Band Schmetterding.

Der Protest ging durch die Medien, fruchtete aber nicht. Saner wurde Dozent an der Musikakademie Basel, wo er bis 2008 Kulturphilosophie lehrte.

Mehrfach ausgezeichnet

Von der Zeitschrift «Philosophy Now» wurde Hans Saner einmal gefragt, wie die Zukunft der Philosophie aussehe. «Sie wird benötigt werden», antwortete er. Wofür, erläuterte er leichtverständlich in Büchern und Essays zu ganz alltäglichen Themen: «Geburt und Phantasie» (1979), «Hoffnung und Gewalt» (1982), «Identität und Widerstand» (1988), «Dramaturgien der Angst» (1991), «Macht und Ohnmacht der Symbole» (1993), «Einsamkeit und Kommunikation» (1994), «Erinnern und Vergessen» (2004) lauten einige Titel.

Hans Saner wurde unter anderem mit dem Hermann-Hesse-Preis (1968), dem Kunstpreis des Kantons Solothurn (2004) und der Ehrendoktorwürde der Universität St. Gallen (2006) geehrt.

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