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Pilotprojekt in Schwyz Hier entsteht ein Kindergarten im Tierpark

Lauerzer Eltern können ihre Kinder bald zu Fuchs und Hase in den Unterricht schicken. Die Gemeinde startet einen Test.

Schlau wie ein Fuchs: In Lauerz scheint man diese Redewendung wörtlich genommen zu haben. Der Nachwuchs aus der Schwyzer Gemeinde kann ab nächstem Sommer im Tierpark Goldau in den Kindergarten. Der Unterricht findet direkt im Park statt – und zwar an vier von fünf Tagen.

Viel Zeit im Freien

«Aktuell wird ein alter Geissenstall zum Schulzimmer umgebaut», sagt Daniel Schraven, Leiter der Primarschule Lauerz. Er hat in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Schwyz und dem Tierpark dieses Pilotprojekt ins Leben gerufen. «Der Stall soll bei wirklich schlechten Wetter ein geschützter Rückzugsort sein.»

Kinder spielen im Freien
Legende: Der Kindergarten im Tierpark ist eine Zusammenarbeit der Schule Lauerz mit der Pädagogischen Hochschule Schwyz und dem Tierpark Goldau. Pädagogische Hochschule Schwyz

Das Ziel sei jedoch, dass die Kinder möglichst viel Zeit draussen in der Natur und im Tierpark verbringen. Das Lernen im Freien biete einige Vorteile: «Dem natürlichen Spiel und Bewegungsdrang von Kindern kann besonders Rechnung getragen werden.» Sie hätten die Möglichkeit, sich ganzheitlich zu entwickeln.

Unterricht nach Lehrplan 21

Mit dem Unterricht im Freien hat die Schule Lauerz bereits einige Erfahrung: Seit einem guten Jahr schon verbringen die Klassen der Unterstufe jeweils einen Tag im Wald. Darauf wolle man nun aufbauen. Die Natur werde im Tierpark noch direkter erfahrbar, sagt Schraven. «Wenn ich eine Geschichte über ein Eichhörnchen erzähle, stehen die Chancen gut, dass die Kinder auch wirklich eines sehen.» Dasselbe gelte für Steinböcke, Wölfe und viele andere Tiere.

Wenn es gut läuft, führen wir den Kindergarten im Tierpark fort. Ansonsten suchen wir nach anderen Unterrichtsformen im Freien.
Autor: Daniel Schraven Leiter Primarschule Lauerz

Doch nur um Tiere drehe sich der Tierpark-Kindergarten nicht. Auch dieser funktioniert nach den Vorgaben des Lehrplans 21. «Werken, Basteln, Schneiden, Zeichnen, Malen: Alle diese Fähigkeiten werden die Kinder auch lernen.» Dies funktioniere gut im Freien und sonst gebe es den umgebauten Geissenstall.

Eltern waren skeptisch

So begeistert Daniel Schraven von seinem Projekt ist, so umstritten war es zunächst. Nachdem die Schule vor gut zwei Jahren über die Idee informiert hatte, gab es grossen Widerstand. «Die Eltern konnten nicht nachvollziehen, dass alle Kindergarten-Kinder aus Lauerz nach Goldau sollten», so der Schulleiter. «Einigen war es auch zu viel, die Kinder bei jeglicher Witterung nach draussen zu schicken.» An einer Gemeindeversammlung wurde das Budget fürs Pilotprojekt denn auch zurückgewiesen.

Kind beobachtet Braunbärgen
Legende: Im Tierpark Goldau lassen sich verschiedenste Tierarten beobachten. Nicht alle sind hinter Gittern, wie dieser Braunbär. Keystone / Alexandra Wey

«Wir mussten nochmals über die Bücher und haben uns mit den kritischen Eltern ausgetauscht», sagt Schraven. Die Aussprache hatte zur Folge, dass die Primarschule Lauerz beim Kindergarten nun zwei Modelle anbietet. Das Modell, bei dem die Kinder vier von fünf Tagen im Tierpark sind und ein anderes, wo die Kinder diesen nur an einem Tag pro Woche besuchen und den Rest im Schulhaus verbringen.

«Zwölf Kinder besuchen den Tierpark und 17 bleiben in Lauerz.» Die Kinder, die nach Goldau gehen, würden dies zusammen mit den Lehrpersonen im Bus tun. «Die Anreise gehört zur Unterrichtszeit, die Kinder lernen auch da wertvolle Fähigkeiten wie etwa die Orientierung», sagt Schraven.

Zweijähriges Pilotprojekt

Kosten werde das Ganze zwischen 5000 und 10'000 Franken, wobei die Gemeinde nicht viel mehr als beim herkömmlichen Modell bezahlen müsse. Die Pädagogische Hochschule Schwyz beteilige sich und auch der Tierpark steuere etwas bei.

Die Schule Lauerz hat das Pilotprojekt auf zwei Jahre angesetzt. Wissenschaftlich begleitet wird es von der Hochschule, die auch mithilft beim Unterrichtsmaterial. Wenn es gut laufe, würde der Kindergarten im Tierpark fortgeführt, sagt Schraven. «Ansonsten suchen wir weiter nach anderen Unterrichtsformen im Freien.»

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 01.12.2022, 06:30 Uhr ; 

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