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Politikerinnen reden Klartext «Schreiben Sie das Protokoll?»

Frauen in der Politik: Spielt das Geschlecht eine Rolle? Diese Frage haben wir 20 Nationalrätinnen aus allen Fraktionen gestellt. Die Parlamentarierinnen geben interessante Einblicke in die Politwelt.

Viola Amherd, stv. Fraktionschefin CVP

«Ich habe es erlebt, dass ich an Sitzungen eine Idee eingebracht habe. Über die wurde einfach hinweg geschaut. Wenn zehn Minuten später ein Mann dann die gleiche Idee aufgenommen hat, dann war es plötzlich super.»

Regula Rytz, Präsidentin Grüne

«Ein Journalist hat einmal über mich geschrieben: ‹Die Präsidentin der Grünen ist so unauffällig wie eine Zierpflanze in einem Swingerclub.›»

Yvette Estermann, Nationalrätin (SVP/LU)

«Ich erlebe es immer wieder überall dort, wo Frauen in Konkurrenz zu Männern stehen, dass die Männer etwas weniger aufmerksam zuhören, wenn eine Frau spricht. Deshalb müssen wir Frauen uns etwas mehr anstrengen, wenn wir wollen, dass unsere Botschaft auch bei den Männern ankommt.»

Ursula Schneider Schüttel, Nationalrätin (SP/FR)

«Ich habe als einzige Frau in einer Männerkommission oft die Erfahrung gemacht: ‹Schreiben Sie das Protokoll?›»

Martina Munz, Nationalrätin (SP/SH)

«Ich ärgere mich gewaltig, dass Frauen in technischen Fragen nicht als kompetent angesehen werden.»

Corina Eichenberger, Nationalrätin (FDP/AG)

«Zu Beginn meiner politischen Karriere hatte man die Tendenz, die Frauen immer in der Bildungspolitik und der Sozialpolitik zu platzieren.»

Rosmarie Quadranti, Fraktionschefin BDP

«Mir selber passiert es aber – in der Regel wenn ich einen TV-Auftritt hatte – dass ich Mails bekomme wie zum Beispiel, man könne verstehen, weshalb ich verwitwet sei, mit mir könne man ja nicht zusammenleben. Ich denke, das sind Aussagen, die man nur Frauen schreibt.»

Ida Glanzmann-Hunkeler, Vizepräsidentin CVP

«Obwohl ich seit elf Jahren in der sicherheitspolitischen Kommission bin, werde ich immer wieder von Männern gefragt, wieso eine Frau, die nichts mit der Armee am Hut hat, in dieser Kommission ist.»

Verena Herzog, Nationalrätin (SVP/TG)

«Ich habe als SVP-Frau wirklich nur positive Erfahrungen gemacht in Bezug auf die Männer.»

Priska Seiler Graf, Nationalrätin (SP/ZH)

«Ein Ratskollege sagte: ‹Ach, weisst du, ich schaue dir so gerne zu wenn du dich aufregst. Das ist so herzig.› Das ist niederschmetternd.»

Sandra Sollberger, Nationalrätin (SVP/BL)

«Ich habe nur einmal etwas erlebt, das mich gestört hat.»

Isabelle Moret, Nationalrätin (FDP/VD)

«Ein Parteipräsident wollte mich einmal absichtlich auf eine junge und charmante Frau reduzieren.»

Margret Kiener Nellen, Nationalrätin (SP/BE)

«Ein männlicher Kollege titulierte eine Frau als ‹Gute Stute›.»

Maya Graf, Nationalrätin (Grüne/BL)

«Als Nationalratspräsidentin habe ich selbst erlebt, dass das Geschlecht in der Politik leider noch immer eine grosse Rolle spielt. Ich möchte dazu gerne aus der Boulevardzeitung der Schweiz folgendes Zitat vorlesen: ‹Schrille Belastung fürs Polit-Ohr. Ihre Stimme war in den vergangenen Tagen im Ratssaal oft zu hören. Nicht zur Freude empfindlicher Ratskollegenohren.›»

Irène Kälin, Nationalrätin (Grüne/AG)

«In meiner ersten Session sagte man mir, dass man als junge Frau nicht ernst genommen werde, wenn man sich nicht besonders gut vorbereite.»

Kathrin Bertschy, Nationalrätin (GLP/BE)

«Ich bin jetzt sechs Jahre im Parlament und habe es schon dreimal erlebt, dass mir am Rednerpult die Kompetenzen abgesprochen werden.»

Ruth Humbel, Nationalrätin (CVP/AG)

«Frauen werden häufig auf das Äussere reduziert.»

Mattea Meyer, Nationalrätin (SP/ZH)

«Ich wurde vor kurzem Mutter und dann stand mehrfach in der Zeitung, dass ich jetzt ‹trotz Kind› im Nationalrat bleibe.»

Min Li Marti, Nationalrätin (SP/ZH)

«Ich bin mit einem Politiker verheiratet. In vielen Artikeln über mich steht in einem Nebensatz, dass ich die Frau dieses Politikers bin. Bei meinem Mann passiert das umgekehrt praktisch nie.»

Andrea Gmür-Schönenberger, Nationalrätin (CVP/LU)

«Bei Gleichstellungsthemen sind Männer schlichtweg zu wenig sensibilisiert, dass es ein Unterschied gibt, den man beheben muss.»

Sendebezug: Tagesschau, 19:30 Uhr.

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