- Wer das Gymnasium besucht, beteiligt sich dreimal häufiger an Abstimmungen als Schülerinnen und Schüler der Berufsschule.
- Das Geschlecht spielt bei der politischen Beteiligung aber keine Rolle.
- Zu diesen Erkenntnissen kommt eine Studie der Universität Zürich.
- Die Studie hat die politischen Einstellungen der 16- bis 25-Jährigen im Kanton Zürich untersucht.
Die Umfrage wartet gleich mit mehreren Überraschungen auf: Zum einen wächst eine erste Generation heran, bei welcher das Geschlecht nicht entscheidend ist für die politische Teilhabe. Junge Zürcherinnen und Zürcher beteiligen sich gleich häufig an Abstimmungen, Demonstrationen oder Streiks.
«Schaut man hingegen die Gesamtbevölkerung bei den Wahlumfragen an, sind Männer immer noch stärker vertreten», sagt Céline Colombo, welche die Studie für den Kanton in Auftrag gegeben hat. Die Tatsache, dass das Frauenstimmrecht in der Schweiz erst sehr spät eingeführt worden sei, verliere nun aber an Bedeutung. «Die jungen Frauen werden heute gleich politisch sozialisiert wie die jungen Männer», so Colombo.
Mehr Politik in der Berufsschule
Während das Geschlecht nicht entscheidend ist, steht laut der Studie der Bildungstyp im Vordergrund: Gymnasiastinnen und Gymnasiasten gehen dreimal häufiger an die Urne als Berufsschülerinnen und Berufsschüler. Gemäss Colombo spielt hier zum Beispiel mit, welche Rolle die Politik im Elternhaus spielt. «Aber teilweise könnte dieser Unterschied auch damit zusammenhängen, was in der Schule vermittelt wird.»
80 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, mehr politische Bildung würde ihnen bei Abstimmungen helfen. Die Studie empfiehlt den Berufsschulen deshalb, stärker auf politische Inhalte zu setzen. Das Potenzial, Berufsschüler zu mobilisieren, sei sehr gross – anders als bei den Gymnasiastinnen. «Bei ihnen ist die Partizipation bereits gleich hoch wie bei der Durchschnittsbevölkerung», sagt Colombo.
Klimawandel bewegt am meisten
Die Studie der Universität hat sich auch damit beschäftigt, welche Themen die Jugendlichen beschäftigen. Der Klimawandel belegt mit Abstand den Spitzenplatz. Und zwar unabhängig von der politischen Haltung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Doch wie steht dies zur Tatsache, dass kürzlich gerade die junge Generation das CO2-Gesetz an der Urne verworfen hat?
Sobald es ums Portemonnaie geht, sehen die Abwägungen anders aus.
«Dies scheint ein Widerspruch zu sein», sagt Céline Colombo. «Als Thema finden die Jugendlichen das Klima offenbar wahnsinnig wichtig und relevant», schlussfolgert sie. «Aber sobald es ums Portemonnaie geht, sehen die Abwägungen anders aus.» Dies müsste in einer weiteren Studie vertieft analysiert werden. Gemäss Politologinnen und Politologen hat unter anderem die Flugticketabgabe die Jungen abgeschreckt.
Bei der Umfrage der Universität Zürich haben insgesamt rund 3000 Jugendliche und junge Erwachsene mitgemacht. Die Befragungen haben vier junge Studierende durchgeführt.