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Post Wo die Lernende bereits Chefin ist

In sieben Postfilialen in der Schweiz haben Lernende das Zepter in der Hand. Ein Augenschein in Luzern.

Sechs Luzerner Lernende schmeissen die Postfiliale an der Zürichstrasse in der Stadt Luzern gewissermassen im Alleingang. Sie müssen sich aber noch etwas einfinden. Nicht, weil sie nicht wissen, was zu tun ist – sondern, weil die Filiale nigelnagelneu umgebaut wurde. Die Lernenden sind frisch in die neue Filiale umgezogen. Die Aufgaben bleiben die Gleichen: Kundinnen und Kunden beraten, Paketpost bearbeiten, Einzahlungen tätigen.

Um einen Platz in einer Lernendenfiliale zu erhalten, muss man sich während des ersten Lehrjahrs bewerben. Voraussetzungen sind gute Leistungen im Betrieb und in der Schule, heisst es bei der Post.

Seinen Führungsstil schon früh ausprobieren

Es sei cool, in einer Filiale mit Gleichaltrigen zu arbeiten, finden die sechs Lernenden. Die Filialleitung wird im Turnus übernommen. Wer im dritten Lehrjahr ist, wird vier Monate lang Chefin oder Chef. Im Moment ist dies die 17-jährige Karin Ettlin. Herumbefehlen will sie nicht, aber Aufgaben verteilen.

Es ist cool andere zu führen und selber Lösungen zu finden.
Autor: Karin Ettlin Lernende und Postfilialleiterin

Im Team eine Filiale zu leiten, sei auch eine Herausforderung, sagt Elin Lang, stellvertretende Filialleiterin: «Wir müssen aufpassen, dass wir miteinander respektvoll umgehen und uns während der Arbeit nicht zu kollegial verhalten.»

Ganz allein im Betrieb sind die Lernenden nicht. Sie werden von Berufsbildnern begleitet. «Ich versuche, sie so selbstständig wie möglich arbeiten zu lassen. Ich bleibe im Hintergrund», sagt Betreuerin Anita Steiner.

Die Post ist einer der grössten Lehrbetriebe der Schweiz. Sie bildet rund 1900 Lernende aus. 60 davon machen ihre Ausbildung in einer Lernendenfiliale. 2008 startete die Post erstmals mit zwei solchen Filialen. In den folgenden Jahren kamen fünf weitere dazu.

Die Filiale in Luzern gibt es seit zehn Jahren. Die Erfahrung zeige: Die bisherigen Lernenden schlossen ihre Ausbildung mit Bestnoten ab, die Verkaufsresultate an den Schaltern seien gut.

Mehr Verantwortung auch in anderen Unternehmen

Die Post ist nicht das einzige Unternehmen, welches quasi im grossen Stil Verantwortung an Lernende abgibt. «Vor allem national tätige Unternehmen und Firmen mit einer gewissen Grösse bieten solche Berufsausbildungen an», sagt Christof Spöring, Leiter Berufs- und Weiterbildung im Kanton Luzern.

Die Bildungsverordnung gibt den Rahmen vor, was eine Ausbildung beinhalten soll. Wie diese dann umgesetzt werde, das sei in der Kompetenz der Unternehmen, sagt Spöring weiter. Eine Filiale leiten, wie das bei der Post möglich ist, sei bei den Lernenden beliebt. «Die jungen Leute werden so sicher mehr gefördert.»

Eine solche Ausbildung entspricht dem, was die jungen Leute wollen. Sie wollen Verantwortung übernehmen.
Autor: Christof Spöring Leiter Berufs - und Weiterbildung Kanton Luzern

Login Berufsbildung, Bildungspartner der SBB, BLS, RhB, des Verbands öffentlicher Verkehr (VöV) und rund 50 weiterer Unternehmen, bietet ebenfalls Ausbildungsplätze mit grosser Verantwortung an. 25 Prozent der 2'200 Lernenden sind in sogenannten «Junior Teams» stationiert. Sie leiten beispielsweise ein Reisezentrum in den Bahnhöfen oder in der Zugbegleitung sind für die Planung des Personals zuständig. Auch hier werden die Lernenden durch Berufsbildende gecoacht.

Zurück zur Postfiliale an der Zürichstrasse in Luzern. Eine Lernende berät gerade eine Kundin. «Ich habe eine kompetente Beratung erhalten», sagt diese. «Toll, dass junge Leute solche Erfahrung sammeln können.» Und eine andere Kundin hält fest, wenn man sie nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, hätte sie nicht bemerkt, dass diese Postfiliale von Lernenden geführt wird. Ein Kompliment also.

Regionaljournal Zentralschweiz, 12:03 Uhr

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