Der Schweizer Tierschutz (STS) ist eine Institution in der Schweiz. Mit rund 70 Sektionen kümmert er sich um den Schutz der Tiere. Aber in der obersten Führung hängt der Haussegen schief: Präsidentin Nicole Ruch hat zwei Mitglieder des Vorstandes suspendiert. In einem schriftlichen Statement begründet Ruch dies.
Eines dieser suspendierten Vorstandsmitglieder ist die Schaffhauser SP-Nationalrätin Martina Munz.
Eineinhalb Jahre versuchten wir im Vorstand, die Missstände aufzuräumen. Leider ohne Erfolg.
Sie hat eine Strafanzeige gegen die Präsidentin eingereicht – wegen Verfehlungen im Amt. Sie sagt dazu: «Eineinhalb Jahre versuchten wir im Vorstand, die Missstände aufzuräumen. Leider ohne Erfolg. Wir wurden kaltgestellt.»
Konkret wirft Munz der Präsidentin unter anderem fehlende Transparenz bei den Finanzen des Vereins vor. Munz sagt, sie fordere schon lange, dass der Tierschutz die ZEWO-Richtlinien erfülle, also das Gütesiegel für gemeinnützige Organisationen erhalte. Doch bisher sei nichts gegangen in diese Richtung.
Nun schaltet sich eine gewichtige Sektion des Schweizer Tierschutzes in die Debatte ein, der Dachverband der Berner Tierschutzorganisationen.
Frau Ruch ist deshalb nicht mehr tragbar, weil das Vertrauen in sie erschüttert ist.
Ihr Präsident Rolf Frischknecht fordert gar den Rücktritt der nationalen Präsidentin. «Frau Ruch ist deshalb nicht mehr tragbar, weil das Vertrauen in sie erschüttert ist. Nicht nur bei uns Sektionen, sondern auch in der Öffentlichkeit. Das schadet dem Tierschutzgedanken insgesamt, aber auch uns Sektionen direkt.»
Zur Rücktrittsforderung schreibt Nicole Ruch:
Tatsächlich gibt es in den Sektionen auch Verteidiger von Präsidentin Nicole Ruch: Etwa Hans Gonella vom Verein Aquarium Zürich.
Ich stehe voll und ganz hinter ihr.
Er ist ebenfalls Mitglied einer Sektion des Schweizer Tierschutzes und sagt: «Ich kenne die Präsidentin schon sehr lange – sie war ja zuvor Vizepräsidentin – und ich stehe voll und ganz hinter ihr.» Er sei der Meinung, dass Ruch einen sehr guten Job mache und weiterhin leisten werde.
Und die Spenden?
Klar ist, dass die Turbulenzen im Vorstand Gift sind für den Ruf des Schweizer Tierschutzes. Rolf Frischknecht von der Berner Sektion sagt dazu, dass sich die negative Presse sehr schlecht auf den Tierschutz auswirke, weil das Vertrauen verloren gehe. «Das merkt man auch in den Spenden», so Frischknecht.
Letztere sind eine zentrale Einnahmequelle des Vereins. Im letzten Jahr erhielt der Tierschutz acht Millionen an Spenden und Erbschaften. Wie es weitergeht mit dem Schweizer Tierschutz, wird sich an der Delegiertenversammlung anfangs November zeigen.