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Präsidium Rotes Kreuz Thomas Zeltner soll Führung beim Roten Kreuz übernehmen

Der ehemalige BAG-Direktor Thomas Zeltner soll Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes werden. Das schlägt der Rotkreuzrat vor.

Das grösste Schweizer Hilfswerk, das Schweizerische Rote Kreuz (SRK), steckt seit Monaten in der Krise. Es geht um Querelen innerhalb der Führungsriege. Mit dem Rücktritt der bisherigen Präsidentin Barbara Schmid-Federer vor einer Woche nehmen die Streitigkeiten vorläufig ein Ende. Sie trat krankheitshalber mit sofortiger Wirkung zurück.

Der langjährige Direktor Markus Mader war bereits im letzten Dezember abgesetzt worden, woraufhin auch vier Mitglieder des zehnköpfigen Rotkreuzrates aus Protest zurücktraten. Mit dem Rücktritt von Schmid-Federer steht das SRK nun definitiv praktisch ohne Führung da.

Die «NZZ am Sonntag» hatte am Wochenende spekuliert, dass alt Bundesrätin Simonetta Sommaruga das SRK-Präsidium übernehmen könnte. Einflussreiche Kreise aus dem Umfeld des Schweizerischen Roten Kreuzes hätten versucht, sie für das Amt zu gewinnen, und sie selbst sei gemäss Recherchen der Zeitung zumindest nicht abgeneigt gewesen.

Rotkreuzrat will Thomas Zeltner

Das oberste Führungsorgan des Schweizerischen Roten Kreuzes, der Rotkreuzrat, hat jetzt aber offenbar andere Pläne: In einem Schreiben an die Delegierten des Schweizerischen Roten Kreuzes heisst es, nachdem die Verfügbarkeiten von allen Kandidatinnen und Kandidaten geprüft worden seien, werde Thomas Zeltner für das Amt des Präsidenten des Schweizerischen Roten Kreuzes vorgeschlagen.

Das SRK drängt darauf, das Präsidium rasch zu besetzen: «Der Rotkreuzrat will die Lage im Schweizerischen Roten Kreuz auf strategischer und auf operativer Ebene so rasch wie möglich wieder stabilisieren und beabsichtigt daher, erste Schritte dazu bereits an der Rotkreuzversammlung vom 24. Juni 2023 zu tun», steht in dem Brief. In gut zwei Wochen sollen die Delegierten also nach Wunsch des Rotkreuzrates Thomas Zeltner zum Präsidenten wählen.

Breit vernetzt

Der Rotkreuzrat begründet seine Präferenz für Thomas Zeltner in dem Schreiben damit, dass Zeltner in nationalen und internationalen Kreisen sehr bekannt und gut vernetzt sei. Thomas Zeltner war 18 Jahre lang, von 1991 bis 2009, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und hat in dieser Funktion die Schweiz auch in vielen internationalen Gremien vertreten.

Zeltner vor Mikrofon.
Legende: Der Rotkreuzrat schlägt den früheren BAG-Direktor Zeltner als Präsident des Schweizerischen Rotes Kreuzes vor. Reuters/Christopher Black/WHO

Unter anderem war er Mitglied und Vizepräsident des Exekutivrats der Weltgesundheitsorganisation WHO. In der Schweiz hat er unter anderem die Drogenpolitik geprägt: Er sorgte dafür, dass sie sich von reiner Repression mehr in Richtung Betreuung der Abhängigen entwickelte.

Bis Mitte Mai 2023 war Thomas Zeltner Präsident der Blutspendesektion des Schweizerischen Roten Kreuzes. Angesichts seines Alters von 75 Jahren dürfte er eher als Übergangslösung an der Spitze des Schweizerischen Roten Kreuzes vorgesehen sein.

Zusammensetzung überdenken

Dafür, dass der Rotkreuzrat nach einer Übergangslösung sucht, spricht auch die Ankündigung im Schreiben, dass ab Juli 2023 bei allen Mitgliedern in der Organisation eine Konsultation durchgeführt werden soll. Daraufhin sollen die Anforderungsprofile für das Präsidium und die weiteren Mitglieder des Rotkreuzrates neu festgelegt werden.

Eine Findungskommission soll dann nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten suchen, auch ausserhalb des Roten Kreuzes. Alle Kandidierenden für den Rotkreuzrat, der ebenfalls am 24. Juni gewählt wird, hätten sich daher bereit erklärt, innert Jahresfrist wieder von ihrem Amt zurückzutreten.

HeuteMorgen, 09.06.2023, 06:00 Uhr

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