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Premiere in der Schweiz Kakao ohne bitteren Nachgeschmack – made in Schaffhausen

Statt über Zwischenhändler kauft das Unternehmen Kakaobohnen direkt bei Kleinbauern ein.

Die grosse, aber unscheinbare Fabrikhalle steht im Gewerbegebiet von Beringen im Kanton Schaffhausen. Von aussen ist das Gebäude nicht einmal angeschrieben. Erst der leicht bittere Geruch nach schwarzer Schokolade lässt erahnen, dass hier Kakao verarbeitet wird.

Tonnenweise Kakao-Bohnen werden in Beringen gereinigt, gemahlen und zu Pulver, Butter oder Kakaomasse gepresst. Es sind die Rohstoffe, die dann später zu Schokolade, Schokopudding, Glacé oder Schokodrink weiterverarbeitet werden.

So werden die Kakao-Bohnen verarbeitet

Das Aussergewöhnliche an dieser Fabrik in Beringen: Sie verarbeitet ausschliesslich Bio Kakao-Bohnen. Pronatec arbeitet nicht mit Zwischenhändlern, sondern kauft den Kakao direkt bei Kleinbauer-Organisationen ein und bezahlt einen vereinbarten Mindestpreis. «Wir können die Herkunft bis auf die Plantage zurückverfolgen und wissen genau, wo der Kakao herkommt», erklärt Betriebsleiter Yannick Rihs.

Drei Herausforderungen bei der Kakao-Produktion

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Kakaoschoten werden geerntet
Legende: Keystone/Anthony Anex
  1. Die meisten Familien, die Kakao anbauen, leben in extremer Armut . Laut der Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakao sind es vor allem Kleinbäuerinnen und Bauern, die mit der Kakao-Produktion zu wenig Geld verdienen, um ihre Existenz zu sichern. Dazu kommt, dass die Geldflüsse häufig undurchsichtig sind. In Ghana, wo die Kakao-Produktion staatlich geregelt ist, erhalten Bauern lediglich etwa 60 Prozent des Weltmarktpreises. Was mit den restlichen 40 Prozent passiere, wisse man nicht.
  2. Kinderarbeit ist auf vielen westafrikanischen Kakao-Farmen immer noch ein Problem. Schätzungen sagen, dass in der Elfenbeinküste und Ghana, den beiden Hauptproduzenten von Kakao, 2.1 Millionen Kinder auf den Kakao-Farmen ihrer Familien arbeiten, wie die Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakao schreibt.
  3. Der Kakaoanbau wird zunehmend durch den Klimawandel beeinträchtigt. Dürren, Überschwemmungen und starke Temperaturschwankungen machen den Anbau schwieriger. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Qualität und den Ertrag des Kakaos, was die Existenz der Bauern weiter gefährdet.

Die Preise für die Kakao-Produkte von Pronatec seien zwar höher, aber die Nachfrage steige, sagt Rihs. Bio und Fairtrade bei der Produktion entspreche voll und ganz dem Zeitgeist. «Heute ist es den Konsumenten wichtig, wie es den Leuten geht, welche die Produkte herstellen.»

Import von Fairtrade-Kakao steigt

Auch die Statistik zeigt, dass Fairtrade-Schokolade immer häufiger verkauft wird. Laut Max Havelaar wurden 2019 rund sechs Prozent des im Schweizer Detailhandel verkauften Kakaos fair gehandelt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Wachstum von 36 Prozent. Der Marktanteil von Fairtrade-Schokolade liegt in der Schweiz bei circa 12 Prozent.

Auch der Import von nachhaltigem Kakao in die Schweiz hat in den letzten Jahren zugenommen. 2021 seien 71 Prozent des Kakaos aus nachhaltiger Produktion in die Schweiz importiert worden, schreibt die Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakaoanbau, zu der sich Schokoladenproduzenten, NGOs oder auch Detailhändler zusammengeschlossen sind. Sie haben sich das Ziel gesetzt, dass der Anteil aus nachhaltiger Kakao-Produktion bis ins Jahr 2025 auf 80 Prozent steigen soll.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen 20.10.2022, 17:30 Uhr ; 

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