Es rattert in der Produktionshalle der Stewo in Wolhusen. Auf der einen Seite der rund 15 Meter langen Tiefdruckmaschine wird bräunliches Papier eingezogen, macht seinen Weg in einem Höllentempo über sechs Druckzylinder und kommt dann auf der anderen Seite farbig bedruckt wieder zum Vorschein.
Das Papier gelangt in einem ersten Schritt auf riesige Rollen, auf denen jeweils rund sieben Kilometer Geschenkpapier aufgerollt sind. Diese Rollen kommen dann zur Abpackmaschine, die das Papier in marktgerechte Stücke schneidet, auf kleineren Rollen platziert und mit Plastikfolie verschweisst. Insgesamt verlassen jährlich um die 32'000 Kilometer Geschenkpapier die Produktionshallen im luzernischen Wolhusen – was etwa drei Viertel des Erdumfangs entspricht.
Die Stewo ist ein Traditionsbetrieb. Bei der Gründung im Jahr 1860 stellte sie noch Briefcouverts und Papiertüten her, Mitte der 1930er Jahre folgte dann die erste Geschenkpapierkollektion. Sich in diesem Geschäft zu behaupten, ist keine einfache Aufgabe. 2009 stand die Stewo vor dem Aus und wurde quasi in letzter Sekunde von der deutschen Schneider-Gruppe übernommen und gerettet.
Die Firma stehe nun gut da, sagt Geschäftsführer Thomas Leutenegger, obwohl sie auch stark unter der Corona-Krise gelitten habe. Es sei weniger geschenkt worden: «Hochzeiten wurden abgesagt, Taufen kleiner gehalten, Anlässe verschoben. Nur Weihnachten wurde nicht verschoben, aber da waren Lockdowns.»
Insbesondere in Deutschland mussten viele Geschäfte ausgerechnet in der umsatzstarken Vorweihnachtszeit geschlossen bleiben. Sorgen bereiten dem Geschäftsführer aber auch die Schwierigkeiten im internationalen Handel. «Die steigenden Kosten bei den Lieferketten, also bei den Rohstoffen und den Containern, treffen uns auch», sagt Thomas Leutenegger.
Hauseigenes Designatelier
In diesem Umfeld also muss sich die Stewo gegen internationale Konkurrenz behaupten können. Sie setzt dabei unter anderem auf eine eigenständige Designabteilung, die auch enge Kontakte zur Hochschule Design und Kunst in Luzern pflegt.
Im hauseigenen Atelier der Stewo sind vier Textildesignerinnen angestellt, die jeweils die neuesten Trends aufspüren und in Papierdesigns umsetzen sollen. An Arbeit mangelt es ihnen nicht: Jedes Jahr lanciert die Stewo zwei Kollektionen mit mehreren hundert Motiven.
Allerdings setze man beim Geschenkpapier häufig doch immer noch auf eher traditionelle Designs, räumt Marketingleiter Daniel Schaffo ein: «Ein Stern mit einem Tannenzweig kommt immer gut an.» Und auch bei den Kollektionen für Kinder bleibe vieles beim Alten. «Knaben zum Beispiel fahren – immer noch – ab auf Autos oder auf Tiere. Die Motive ändern vielleicht die Form, aber die Themen bleiben.»
Die Designabteilung braucht allerdings auch grosse Vorlaufzeit. «Wir arbeiten hier jetzt schon an den Designs, die in rund 15 Monaten ausgeliefert werden», sagt Daniel Schaffo. Es sei wichtig, sich bei der Arbeit Zeit zu lassen. Und dazu gehöre auch Handarbeit: «Am Anfang entstehen Skizzen, mit Stiften oder Aquarell gemalt oder auch wie Scherenschnitte gestaltet. Und diese werden dann allmählich auf den Computer übertragen.»
Die Luzerner Designs finden dann ihren Weg in fast 50 Länder der Welt. Der grösste Teil des Stewo-Geschenkpapiers bleibt aber noch immer in der Nähe. Je einen Drittel ihres Umsatzes macht die Firma nämlich in der Schweiz und in Deutschland.