Zum Inhalt springen

Header

Audio
Die Arbeit als Mentorin: Zwischen Besorgnis und Freudentaumel
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 05.10.2022. Bild: SRF/ Nina Thöny
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 13 Sekunden.
Inhalt

Programm für Jugendliche Hilfe bei Lehrstellensuche: «Sie schrie ins Telefon vor Freude»

Dank einer Mentorin der Caritas Zürich fand Yusmila Machado einst eine Lehrstelle. Heute hilft sie selber Jugendlichen.

Welcher Beruf passt zu mir? Wie finde ich eine Lehrstelle? Wie schreibe ich eine Bewerbung? Für Jugendliche sind diese Fragen eine grosse Herausforderung – und für manche gar eine unüberwindbare Hürde. Vor allem für Jugendliche, die noch nicht lange in der Schweiz leben, kann die Lehrstellensuche sehr schwierig sein. Helfen kann ihnen «Incluso», ein Programm der Zürcher Caritas. Seit zwanzig Jahren begleiten freiwillige Mentorinnen und Mentoren Jugendliche auf dem Weg in die Berufswelt.

Wie funktioniert das Programm?

Box aufklappen Box zuklappen

Das Programm hilft jungen Migrantinnen und Migranten in ihrem letzten Schuljahr bei der Lehrstellensuche. Sie sind zwischen 14 und 22 Jahre alt und besuchen in der Stadt Zürich eine Schule oder eine Integrationsklasse. Ihr persönliches Umfeld kann ihnen die nötige Unterstützung häufig nicht bieten.

Die Freiwilligen helfen den Jugendlichen unter anderem, Fragen betreffend Alltag und Arbeit in der Schweiz zu klären. Pro Woche nimmt dies eine oder zwei Stunden in Anspruch.

Eine der Freiwilligen ist die 33-jährige Yusmila Machado. Sie hat selbst dank einer Mentorin eine Lehrstelle gefunden. Die Kubanerin kam als Siebzehnjährige mit ihrer Mutter in die Schweiz. «Damals war ich in einem schwierigen Alter», sagt Machado im Rückblick.

In dieser Lebensphase sei viel im Umbruch gewesen. Sich gleichzeitig in einem fremden Land zu orientieren, war für Machado keine leichte Aufgabe: «Ich konnte die Sprache nicht. Und in der Schweiz funktionierte vieles völlig anders als in Kuba.»

«Jetzt ist es Zeit, dass ich helfe»

Unterstützung erhielt Yusmila Machado von ihrer Mentorin. Die Teenagerin konnte sich mit allen Fragen bei ihr melden. «Sie nahm eine zentrale Rolle in meinem Leben ein», sagt Machado. Häufig beschrieb sie ihrer Mentorin in E-Mails auf Deutsch, wie sie sich gerade fühlte. «Dann hat sie die Texte korrigiert.» Bei Treffen bereiteten die beiden Bewerbungsdossiers vor und übten Vorstellungsgespräche.

Eine Jugendliche in Ausbildung
Legende: Rund 1600 Jugendliche haben dank «Incluso» eine Lehrstelle oder eine Zwischenlösung gefunden (Symbolbild). Keystone / Christan Beutler

Nach intensiver Suche fand Machado eine KV-Lehrstelle. Heute arbeitet sie im Marketing und begleitet als Mentorin eine 17-jährige Spanierin. «Mir wurde früher geholfen. Jetzt ist es Zeit, dass ich anderen helfe», sagt sie.

Zwischen Besorgnis und Freudentaumel

Dieser Rollenwechsel bringt aber Hürden mit sich: So erlebte die Mentorin, wie ihr Schützling Absage um Absage erhielt. «Das sind schwierige Momente, in denen man am Erfolg zweifelt», sagt Machado. Trotzdem müsse man sich stark und ermutigend zeigen.

Umso schöner sind Erfolgserlebnisse. Vor vier Monaten erhielt die junge Spanierin eine Zusage. Sie konnte eine Lehrstelle als Chemielaborantin beginnen. «Sie schrie regelrecht ins Telefon vor Begeisterung und konnte kaum sprechen», sagt Machado. «Wir haben uns beide sehr gefreut.»

Abbrüche sind selten

Im Zeitraum von zwanzig Jahren haben Freiwillige wie Yasmina Machado 1600 Jugendliche begleitet. «Die meisten haben eine befriedigende Anschlusslösung gefunden», sagt Andreas Reinhart, Mediensprecher der Caritas Zürich. Sei es eine Lehrstelle oder beispielsweise ein zehntes Schuljahr.

Zahlreiche andere Angebote in der Schweiz

Box aufklappen Box zuklappen

Nicht nur in Zürich werden Jugendliche von Mentorinnen und Mentoren begleitet. Ähnliche Angebote gibt es beispielsweise im Kanton Aargau oder in Basel-Stadt. Auch hier helfen Freiwillige, die im Berufsleben stehen, Teenagern und jungen Erwachsenen bei der Lehrstellensuche.

Auch Abbrüche gab es im Mentoring-Programm schon: «Glücklicherweise Einzelfälle», sagt Reinhart. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas prüften jeweils genau, ob ein Duo funktionieren könnte. «Passt es nicht, schauen wir, ob sich eine andere Person vermitteln lässt.»

Andreas Reinhart, Mediensprecher von Caritas Zürich
Legende: «Wir besorgen den Jugendlichen keine Lehrstellen, sondern befähigen sie auf dem Weg dorthin», sagt Caritas-Mediensprecher Andreas Reinhart. SRF/Nina Thöny

Genügend Freiwillige zu finden, ist allerdings schwierig. «Im Moment suchen wir viele Leute», räumt Reinhart ein. Bei Hilfswerken wie beim Roten Kreuz sei es ähnlich. «Vielleicht möchten sich die Leute momentan weniger festlegen», vermutet der Caritas-Mediensprecher. Oder sie hätten sich während der Pandemie stark engagiert und wünschten sich nun Zeit für sich.

Auch Yusmila Machado legt momentan eine Pause ein: Sie verreist einige Monate. Danach möchte sie aber wieder als Mentorin arbeiten. Und in dieser Rolle ihre Dankbarkeit weitergeben.

SRF 1, Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 3.10.2022, 12:03 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel