Grenchen und Bettlach gehören zum Kanton Solothurn, Lengnau zum Kanton Bern. Optisch gibt es zwischen den einzelnen Gemeinden fast keine Grenzen mehr, über die Jahre sind sie zusammengewachsen. Rund 27'000 Einwohnerinnen und Einwohner leben in diesem Gebiet.
Als Agglo an Bundesgelder gelangen
Gemeinsam ist man stärker als allein, das ist die Basis für das Projekt, welches die drei Gemeinden anstreben. Sie wollen als gemeinsame Region beim Bund ein Agglomerationsprogramm einreichen. Der Bund beteiligt sich finanziell zum Beispiel an Verkehrsprogrammen in diesen vordefinierten Agglomerationsregionen. In den letzten paar Jahren ging es um eine Summe von 1.5 Milliarden Franken. Die Region Grenchen will jetzt ebenfalls eine Agglo sein und davon profitieren.
Die Gemeinden an der Kantonsgrenze fühlten sich teilweise etwas zwischen Stuhl und Bank, eingekesselt zwischen den grösseren Regionen Solothurn und Biel, nicht immer ernstgenommen.
Zum Beispiel von der SBB. In Grenchen sollen halbstündlich Richtung Zürich und Biel Schnellzüge fahren – nicht nur stündlich. Das verlangt die Region schon lange. Als Agglomerationsregion erhofft man sich mehr Muskelkraft im Kampf gegen die SBB.
Die Menschen aus der Region sollen ausserdem ein neues Selbstverständnis entwickeln. Man soll sagen «Ich bin aus der Region Grenchen», wie man heute sagt «Ich bin aus dem Emmental».
Die Chancen
In den Köpfen der Lengnauerinnen, Bettlacher und Grenchnerinnen existiere die Region noch nicht, das ist sich Barbara Leibundgut, die Gemeindepräsidentin von Bettlach, bewusst. «Das braucht noch Zeit.» Das Agglo-Programm sei ein erster Schritt, dass man mehr zusammenarbeitet. Aber: «Es braucht drei Gemeinden, die alle am gleichen Strick ziehen.» Dann könne man im Bundeshaus in Bern ein Signal senden, dass man durchaus eine würdige Region sei.
Es gibt also vordefinierte Kriterien, nach denen beurteilt wird, ob die Region Grenchen als Agglo verstanden wird oder nicht. Sie gilt als eine. Jetzt muss sie ein Agglomerationsprogramm mit konkreten Vorschlägen ausarbeiten. Das muss dann von beiden Kantonsregierungen in Bern und Solothurn abgesegnet werden und erst dann, voraussichtlich 2021, kann es beim Bund eingereicht werden.
Es muss ein Ruck durch die Bevölkerung gehen.
Wenn drei Gemeinden mit insgesamt 27'000 Einwohner bereits als Agglo gelten, kann man dann überhaupt zu klein sein? Ja, sagt Ueli Seewer, Vizedirektor des Bundesamtes für Raumentwicklung. «Andere Orte nehmen diese Hürde nicht.» Es gäbe aber auch Spezialfälle, zum Beispiel Kantonshauptorte.
Es gibt auf der anderen Seite auch die ganz grossen Agglomerationen In Zürich oder in Basel mit je etwa einer Million Personen. Auch diese gelten – wie die vergleichsweise kleine Region Grenchen – als Agglomeration.
Macht diese Regelung Sinn?
Vom Bund gebe es dann Geld, wenn über Gemeindegrenzen hinweg gearbeitet werde. Dass man in funktionalen Räumen denkt und nicht in geographischen Gemeinde- oder Kantonsgrenzen.
Der Wunsch des Gesetzgebers sei es, den Agglomerationen im Bereich Verkehr und Siedlung zu helfen. Man müsse aber die Probleme differenziert betrachten und individuelle Massnahmen treffen. In Zürich seien die Probleme natürlich anders als in Grenchen oder Lyss. Man sei als Agglomeration nicht auf sich alleine gestellt, sondern könne sich auch mit anderen für eine gemeinsame Planung verbünden.