- Der bekannte ehemalige Medienjurist Franz A. Zölch wurde vom Regionalgericht Bern-Mittelland in den meisten Punkten schuldig gesprochen.
- Er habe Bekannte, Geschäftspartner und Freunde um ihr Geld betrogen.
- Zölch erhielt eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 30 Monaten: 12 davon muss er absitzen.
- Die Staatswaltschaft forderte 56 Monate Freiheitsentzug, die Verteidigung einen Freispruch.
Im Prozess vor dem Regionalgericht Bern-Mittellland geht es um zehn Fälle, die zum Teil über zehn Jahre zurückliegen. Und dabei um eine Geldsumme von mehreren 100'000 Franken. Das sind aber längst nicht alle Darlehen, die Franz A. Zölch über mehrere Jahre von Bekannten und Freunden erbettelt hat. Insgesamt sind das etwa 100 Darlehen in der Höhe von rund vier Millionen Franken. Zurückbezahlt hat er das Geld bis auf wenige Fälle nie.
Die Masche
Er brauche dringend Geld, sofort wäre am besten. Das sagte Zölch laut der Anklageschrift seinen Bekannten jeweils, wenn er um Geld bat. Er habe ausstehende Honorare, die sich wegen des Terroranschlags 9/11 verzögerten und mit dem Darlehen könne er diese Summen auslösen, so eine seiner Erklärungen.
Zölch selbst ging relativ offen damit um, dass er in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Er sagte allerdings nicht, wie hoch die Schulden tatsächlich sind. Gleichzeitig strich er immer wieder Honorare ein. Dadurch hätte er durchaus Einkünfte gehabt, um die Schulden bei seinen Freunden zu begleichen. So argumentierte der Staatsanwalt. Offensichtlich hat Zölch sich dagegen entschieden.
Das Netzwerk
Zölch war nicht irgendeiner, er war bekannt und beliebt. Da war einerseits sein Beruf als Medienjurist, der ihm Verbindungen in die Berner Justizszene brachte. Da war sein hoher militärischer Rang als Brigadier. Da war seine Ehe mit der damaligen Berner Regierungsrätin Elisabeth Zölch. Und da war sein Amt als Präsident der Eishockeyliga von 1995 bis 2006.
Ein Blick ins Archiv zeigt: Franz A. Zölch stand im Rampenlicht
Er sei ein gewinnender Typ gewesen, ein guter Offizier heisst es aus seinem damaligen militärischen Umfeld. Zölch wurde 2005/06 sogar als potenzieller neuer Armeechef gehandelt.
Diese – teilweise starken – Verbindungen auf alle Seiten gaben ihm eine Glaubwürdigkeit, die ihn als zuverlässig, wichtig und vertrauenswürdig erschienen liessen. So erklärt es sich ein ehemaliger Offizierskollege, dass Zölch so lange Zeit seinen Machenschaften nachgehen konnte.
Der aktuelle Prozess
Für den Prozess vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland gingen 2015 erste Anzeigen gegen Zölch ein. Weitere in den folgenden Monaten und Jahren. Es stellt sich die Frage, weshalb der Prozess erst jetzt stattfindet, im Jahre 2021, da doch der erste Fall bereits 13 Jahre her ist.
Die Staatsanwaltschaft begründet die Dauer mit den nicht einfachen Ermittlungen und damit, dass bei jeder weiteren Anzeige dem Angeklagten das rechtliche Gehör gewährt werden müsse. Zudem habe er sich aus medizinischen Gründen vom Prozess fernhalten können. Die Verhandlung hätte bereits vor einem Jahr stattfinden sollen.
Die Forderungen von Verteidigung und Staatsanwaltschaft
Das Urteil
Für mindestens ein Jahr muss der heute 72-Jährige ins Gefängnis, das entschied das Berner Regionalgericht Bern-Mittelland am Dienstag. Es sprach eine teilbedingte Freiheitsstrafe von insgesamt 30 Monaten aus.
In einzelnen Punkten wurde Zölch freigesprochen. In der Mehrheit der Fälle wurde er wegen gewerbsmässigen Betrugs respektive Betrugs und Betrugsversuchen schuldig gesprochen. Er habe gewusst, dass er die Darlehen nicht zurückzahlen werde. Das Urteil kann noch ans Obergericht weitergezogen werden.