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Prozess gegen Holocaust-Leugner in Genf
Aus Echo der Zeit vom 05.07.2021. Bild: Keystone
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Prozess gegen Komiker Rassendiskriminierung: Dieudonné steht in Genf vor Gericht

Es geht um Rassendiskriminierung, Beschimpfung und üble Nachrede: die wichtigsten Fragen und Antworten zum Prozess.

Wer ist Dieudonné M’Bala M’Bala? Der 55-jährige Sohn einer Französin und eines Kameruners ist ein Komiker, der vor 20 Jahren in Frankreich noch grosse Erfolge feierte und in verschiedenen Filmen auch als Schauspieler auftrat. Im Laufe seiner Karriere fiel er allerdings statt durch seine Witze immer öfter durch eine Nähe zu französischen Rechtsextremen und Holocaust-Leugnern auf. Er provozierte immer wieder mit antisemitischen Äusserungen und wurde dafür auch schon mehrmals von der französischen Justiz verurteilt.

Was für eine Rolle spielt Dieudonné in Frankreich? Dieudonné ist im französischsprachigen Raum sehr bekannt. Zuerst wegen seines Erfolgs als Komiker, danach weil er die Behörden immer wieder provozierte. Der französische Staat reagierte zunehmend mit Härte auf diese Provokationen, wodurch Dieudonné im Gespräch blieb. Nachdem er 2014 einen jüdischen Journalisten beleidigt hatte, verhängte der damalige Innenminister Manuel Valls ein Auftrittsverbot gegen ihn. Dieudonné hat auch den Quenelle-Gruss bekannt gemacht; eine Geste, die als französischer Nazi-Gruss gilt.

Wie ging die Schweiz bislang mit dem umstrittenen Komiker um? Nach den antisemitischen Äusserungen im Verlauf seiner Karriere kam es wie in Frankreich auch zu Protesten gegen Auftritte von Dieudonné in der Westschweiz. Die Stadt Genf weigerte sich 2009, Dieudonné einen Saal zu vermieten. Dagegen ging er juristisch vor und gewann 2010 vor Bundesgericht. Das höchste Schweizer Gericht wertete die Weigerung der Stadt Genf als Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäusserung.

Warum muss sich Dieudonné in Genf vor Gericht verantworten? Er ist wegen Rassendiskriminierung, Beschimpfung und wegen übler Nachrede angeklagt. Die Vorwürfe gehen auf zwei Auftritte im Jahr 2019 in Nyon und Genf zurück. Damals führte Dieudonné sein Stück «En vérité» («in Wahrheit») vor. Dabei leugnete er in der Rolle einer Person, die in einem abstürzenden Flugzeug sitzt, die Existenz der Gaskammern im Holocaust. Zudem muss er sich der Beschimpfung verantworten, weil er die CICAD – eine Westschweizer Organisation, die gegen Antisemitismus kämpft – verunglimpfte.

Angeklagter: «Gaskammern hat es gegeben»

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Legende: Keystone

Dieudonné M’Bala M’Bala trägt vor dem Genfer Palais de Justice ein dunkles, langes Gewand, auf der linken Seite ein hellgrüner Aufnäher mit den Umrissen Afrikas. In Nyon und Genf hatte er als Protagonist in einem Stück die Existenz der Gaskammern geleugnet. Das tat Dieudonné vor Gericht und gegenüber den Medien in Genf nun nicht mehr. Der Co-Autor des Stücks sei Jude und habe selber Familienmitglieder in den Gaskammern verloren. «Natürlich hat es diese gegeben», sagte er am Montag.

Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall klar: Sie fordert eine unbedingte Geldstrafe gegen Dieudonné. Die Verteidigung will hingegen einen Freispruch. Ob Dieudonné ein Clown ist oder ein Antisemit, darüber muss das Genfer Polizeigericht entscheiden. Es wird am Donnerstag sein Urteil sprechen.

SRF 4 News, 05.07.2021, 08:45 Uhr

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