«Fake News» oder «Lügenpresse»: Das waren Begriffe, die viele vor allem aus dem Ausland kannten. Doch im Zuge der Pandemie sei dies anders geworden, sagt Mark Eisenegger, Direktor des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft ( Fög ) der Universität Zürich.
«Lange galt die Schweiz ein bisschen als Hort der Glückseligen.» Sogenannte Fake News seien kein Riesenthema gewesen, aber die Pandemie habe das doch sehr stark verändert: «Und unsere Umfrage hat gezeigt, dass rund 50 Prozent der Bevölkerung sich grosse Sorgen macht, dass diese Problematik an Gewicht gewonnen hat.»
Dabei spielen vor allem die Social-Media-Plattformen wie Facebook und Messenger-Dienste wie Whatsapp eine wichtige Rolle. Die Befragung des Fög zeigt, dass über diese Kanäle die meisten Falschinformationen verbreitet werden.
Erfreulich ist gemäss Eisenegger jedoch, dass die Menschen in der Schweiz traditionelle Massenmedien wie Zeitungen, Radio und Fernsehen nutzen, wenn sie an Informationen zweifeln.
Unsere Umfrage zeigt, dass das Vertrauen gross ist in den Schweizer Journalismus.
«Unsere Umfrage zeigt, dass das Vertrauen gross ist in den Schweizer Journalismus. Und ich denke, auch die Sensibilität für die Bedeutung des Berufsstandes der Journalistinnen und Journalisten hat sicherlich zugenommen in dieser Pandemie», so Eisenegger.
Am häufigsten werden demnach Seiten der Behörden angesteuert, wenn man unsicher ist. «Und bereits schon auf Rang zwei kommt der Journalismus.»
Jahrbuch Qualität der Medien
Der Medienwissenschaftler stellt den Journalistinnen und Journalisten in der Schweiz denn auch ein gutes Zeugnis aus, was den Kampf gegen Falschinformationen angeht. «Den Wahrheitsgehalt zu überprüfen, ist eine wichtige Aufgabe des Journalismus», ist er überzeugt. Viele Medien in der Schweiz würden das tatsächlich gut machen.
Es hat noch Luft nach oben
«Aber ich glaube, es ist auch noch Luft nach oben drin. Wir haben beispielsweise keine spezialisierte Faktenprüfungsorganisation, wie das Deutschland mit Correctiv.org hat. In die Richtung müsste man noch nachbessern», so Eisenegger.
Correctiv ist ein unabhängiges Recherchezentrum in Deutschland, das auf Faktenchecks spezialisiert ist. Eisenegger würde es begrüssen, wenn es auch in der Schweiz eine ähnliche Institution gäbe. Doch bisher sind hierzulande keine entsprechenden Pläne bekannt.
Gerade Jüngere haben eine weniger enge Bindung an traditionelle Medienmarken wie SRF, NZZ oder Tages-Anzeiger. Sie informieren sich stärker über Onlinekanäle und kommt auf diesem Weg eher in Kontakt mit Falschinformationen.