Nach einer Operation wieder zurück ins Spital: Das ist für Patientinnen und Patienten unangenehm, und es kommt allzu häufig vor – auch in grossen Schweizer Spitälern. Das zeigt eine nationale Auswertung von Spitaldaten. Zu den Spitälern mit zu viel Wiedereintritten gehören unter anderem auch die Universitätsspitäler von Zürich, Bern und Lausanne. Die Resultate werden aber angezweifelt.
«Wir haben festgestellt, dass von 193 Spitälern 33 Spitäler Wiedereintrittsraten haben, die über der Norm liegen», meint die stellvertretende Geschäftsleiterin des Vereins für Qualitätssicherung in den Spitälern und Kliniken (ANQ) im Interview.
SRF News: Gibt es zu viele Wiedereintritte in den Spitälern?
Regula Heller: Im Jahr 2017 verzeichneten wir auffallend viele Wiedereintritte nach einem Spitalaufenthalt. Die Rehospitalisationsrate wird aus den Daten der ‹Medizinischen Statistik der Krankenhäuser› des Bundesamts für Statistik (BFS) berechnet. Mit Hilfe eines Algorithmus werden diejenigen Wiedereintritte ermittelt, die auf Komplikationen beruhen. Dieser Algorithmus ist komplex und bezieht viele Faktoren mit ein. Damit ermöglicht er einen fairen Vergleich.
Welche Gründe führten denn zu diesen Wiedereintritten?
Das Warum untersuchen wir nicht. Unsere Messergebnisse liefern den Spitälern wichtige Grundlagen, um ihre Qualität zu verbessern. Spitäler mit auffallend vielen Wiedereintritten können diese mit speziellen Tools untersuchen. Wir unterstützen sie dabei und geben Empfehlungen für solche Analysen ab.
Grössere Spitäler, Unispitäler mit schwierigen Fällen, dürften mehr Wiedereintritte verzeichnen?
Dem ist tatsächlich so. Allerdings beeinflusst dieser Umstand das Messergebnis nicht positiv oder negativ, weil er bereits bei der Berechnungsmethode berücksichtigt ist.
Es gibt Gründe, auf die ein Spital kein Einfluss hat. Beispielsweise wenn Patientinnen oder Patienten die Medikamente nach der Spitalentlassung nicht so einnehmen wie vorgeschrieben oder wenn sie sich zuhause zu wenig schonen.
Das bedeutet, wir gehen bei Unispitälern beispielsweise schon davon aus, dass sie die schwierigen, komplikationsanfälligeren Eingriffe vornehmen müssen und dass sie eher ältere Patientinnen und Patienten betreuen als beispielsweise eine Sportklinik mit meist jüngerer und gesünderer Klientel.
Es gibt auch zahlreiche kleinere Spitäler, die ebenfalls zu viele Wiedereintritte zu verzeichnen haben.
Nicht alle auffälligen Wiedereintritte sind den Spitälern anzulasten. Es gibt Gründe, auf die ein Spital kein Einfluss hat. Beispielsweise wenn Patientinnen oder Patienten die Medikamente nach Spitalentlassung nicht so einnehmen, wie vorgeschrieben oder wenn sie sich zuhause zu wenig schonen.
Warum erheben sie diese Daten mit einem Algorithmus? Was bringt das?
Sehr viel: Fairness, Zeit- und Kostenersparnis. Denn die Alternative wäre, jeden einzelnen Fall anzuschauen. Das wäre enorm aufwendig, das könnte niemand finanzieren. Und: das braucht es auch nicht. Es ist sinnvoll, wenn man bereits vorliegende Daten auch noch für andere Zwecke wiederverwerten kann. Gerade die Medizinische Statistik des BFS ist ein grosser Fundus. Ziel des ANQ ist es, dass die Spitäler aussagekräftige Ergebnisse erhalten, um zu sehen, wo sie stehen und wo sie Optimierungspotential haben.
Ihre Methodik wurde allerdings von Spitälern kritisiert?
Ich weiss, die Methode ist in der Kritik, weil sie keine glasklare Grenze ziehen kann, welcher Wiedereintritt nun vermeidbar gewesen wäre und welcher nicht.
Ziel des ANQ ist es, dass die Spitäler aussagekräftige Ergebnisse erhalten, um zu sehen, wo sie stehen und wo sie Optimierungspotential haben.
Wir können die Wiedereintritte lediglich identifizieren, die potentiell auffällig waren. Darin ist eine Grauzone enthalten. Diese müssen wir leider in Kauf nehmen.
Das Gespräch führte Brigit Weibel.