Was ist das Problem? Viele ältere Menschen kämpfen mit Einsamkeit. Aber gerade für queere Menschen ist die soziale Isolation eine grosse Herausforderung. Dies, weil queere Seniorinnen und Senioren oftmals keine Kinder haben. «Wandern, jassen, sich mit Gleichgesinnten austauschen. Es ist darum ganz wichtig, dass man die sozialen Kontakte pflegt», sagt Marianne Dahinden von der Lesbenorganisation «Wybernet».
Ich will, dass mich meine Freunde besuchen können, ohne dass sie schräg angeschaut werden.
Was sind weitere Schwierigkeiten? Neben der Einsamkeit kämpfen queere Menschen insbesondere mit der sozialen Akzeptanz, die nicht in allen Altersinstitutionen gleich vorhanden ist. Schwule oder Lesben müssen sich teils in Altersheimen ein zweites Mal outen. Das kann für Betroffene eine grosse Belastung sein. Es sei schwierig, wenn man sich immer wieder erklären und rechtfertigen müsse, sagt Max Krieg von der Organisation «Haab Queer Bern». «Ich will, dass mich meine Freunde besuchen können, ohne dass sie schräg angeschaut werden.»
Was sind mögliche Lösungen? Die LGBTQIA+-Community treibt in Bern, Basel und Zürich Alterssiedlungen speziell für queere Menschen voran. Im Espenhof in Zürich ist ein Gebäude für diese Personengruppe vorgesehen. Für das vierstöckige «Queere Haus» sind bis zu 26 Wohnungen plus 23 Pflegeplätze geplant. 2026 sollen die ersten Bewohnenden einziehen. In Bern soll mit dem Projekt «Queerbett» Wohnraum für queere Menschen entstehen, gerade auch für ältere. Dies in der geplanten Grossüberbauung auf dem Viererfeld.
Warum ist das wichtig? Max Krieg sagt es so: «Es geht uns darum, eine Lebenswelt zu schaffen, die es ermöglicht, auch im Alter so zu sein, wie man ist. Und das ganze Leben gelebt hat.» Gerade darum sei es wichtig, dass man in einer Alters- oder Pflegeeinrichtung aufgenommen werde, in der man akzeptiert sei. Viele queere Leute hätten Angst, sich in Altersheimen zu outen.
Was sagen skeptische Stimmen? Punkto Alterswohnungen herrsche in der LGBTQIA+-Community keine Einigkeit, so Barbara Bosshard, die sich in Zürich für das queere Haus und beim Verein «Queer altern» engagiert. Auch queere Menschen hätten schon Zweifel signalisiert, ob sie in einem «queeren Ghetto» wohnen wollten. «Klar, so eine Wohngemeinde ist nicht für jeden», sagt sie in einem Bericht von Queeramnesty . «Aber wenn du mit anderen Bewohnenden in einem Heteroheim zusammensitzt, und sie das Fotoalbum mit Bildern ihrer Enkel vorzeigen, was machst du dann? Deine Fotos zeigen von dir, oben ohne im Lederoutfit von den letzten Pride? Wir haben halt unsere eigene Biografie», sagt Bosshard.