Früh buchen und weniger bezahlen: Was in der Flugbranche längst üblich ist, folgt jetzt auch beim Wintersport. Auf diese Saison hin haben mehrere Skigebiete sogenannte «dynamische Preise» eingeführt. Das heisst: Frühbucher können auf der Internetplattform der Bergbahn verbilligte Pässe kaufen. Je grösser die Nachfrage und je näher der Skitag, desto höher die Preise.
Positive Bilanz
Markus Meili ist Vorstandsmitglied der Oberengadiner Bergbahnen. Dort sind im letzten Winter erstmals Skipässe zu variablen Preisen verkauft worden. Mit Erfolg, wie Meili sagt: «Wir waren überrascht, dass das so gut funktioniert hat. Ein Drittel unserer Gäste konnte von tieferen Preisen profitieren, insbesondere auch Familien.» Die Leute haben also Skipässe gebucht, ohne Schnee- und Wetterverhältnisse zu kennen.
Gerade bei Gästen, die für mehrere Tage ins Skigebiet reisen, sind die Online-Frühbucherrabatte beliebt, wie Zahlen aus mehreren Gebieten zeigen.
Andermatt-Sedrun hat sich die Beliebtheit empirisch nachweisen lassen: In einer Befragung von aktiven Wintersportlern sollen 57 Prozent angegeben haben, dass sie dynamische Preise befürworten.
Nachteile für Kurzentschlossene
Doch für spontane Skifahrer hat das System Nachteile. An sonnigen Tagen oder über Festtage kostet Skifahren mehr, da die Nachfrage gross ist. Das führte gerade in St. Moritz zu Spitzenpreisen: An drei Tagen in der Altjahrswoche mussten Skifahrer 105 Franken für eine Tageskarte bezahlen. Markus Meili von den Oberengadiner Bergbahnen gibt zu: «Das hat natürlich nicht nur Applaus ausgelöst bei den Gästen». Einige Leute seien nicht informiert gewesen, andere hätten das System abgelehnt. Viele hätten es aber akzeptiert.
Preissteigerung?
Tatsache ist, dass Tageskarten über die ganze Saison gesehen teurer geworden sind. Sowohl Andermatt-Sedrun wie auch St. Moritz bestätigen höhere Tagespreise. Diese würden aber durch die Web-Rabatte bei Mehrtageskarten wettgemacht, so Meili. Es gebe keine versteckte Preiserhöhung.
Philipp Lütolf, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Luzern, arbeitet derzeit an einer Studie über die Preissysteme in Skigebieten: «Es gibt Hinweise darauf, dass es positive Effekte gibt, dass etwa der Umsatz steigt.» Zum Beispiel, wenn Feriengäste früh eine ganze Woche buchten. Früher hätten sie vor Ort vielleicht drei oder vier Tageskarten gebucht, abhängig vom Wetter. Jetzt kaufen sie mehr. Das wird aus St. Moritz bestätigt: Die Gäste fuhren durchschnittlich einen Tag länger Ski.
Preiskampf zeichnet sich ab
Die dynamischen Preise eigneten sich aber nur für grosse, schneesichere Gebiete, so Lütolf: «Frühbucher wollen mit Schnee rechnen können.» Von den grossen Gebieten würden aber immer mehr auf das System setzen, so der Experte. Und tatsächlich: Nebst St. Moritz, Zermatt und Andermatt-Sedrun will neuerdings auch Gstaad im Berner Oberland solche Preisnachlässe bei Online-Verkäufen anbieten. Die Folge laut Lütolf: Es dürfte einen Preiskampf geben.