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Studie: Rassismus gegen Schwarze in der Schweiz
Aus SRF 4 News aktuell vom 17.10.2017.
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Rassismus in der Schweiz «Es heisst etwa: ‹Im Sport sind sie zwar super, aber...›»

Eine Studie hat den Rassismus gegen Schwarze in der Schweiz untersucht. Co-Leiterin Denise Efionayi von der Universität Neuenburg gibt Einblick in die Vielfalt der Ausdrucksformen.

  • Eine Studie der Universitäten Neuenburg und Genf hat untersucht, wie Menschen mit schwarzer Hautfarbe in der Schweiz von Rassismus betroffen sind.
  • Für die Studie haben Wissenschaftler Presseberichte analysiert und ausführliche Interviews mit Experten, aber vor allem auch mit Betroffenen geführt.
  • Laut Denise Efionayi, Co-Leiterin der Studie, leiden viele unter subtilen Formen von Rassismus, etwa dem «racial profiling» durch die Polizei und Sexismus.

Denise Efionayi

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Efionayi-Mäder ist Vizedirektorin des Forums für Migrationsstudien der Universität Neuenburg. Sie ist Soziologin und forscht zu Asyl und Migration, Sozialpolitik und Gesundheitsförderung und anderen Themen.

SRF News: Wie äussert sich Rassismus gegen schwarze Menschen in der Schweiz?

Denise Efionayi: Es gibt eine ganze Palette von Ausdrucksformen. Erstaunlich ist, dass es noch sehr krasse Formen gibt. Etwa jene, die auf den Geruch oder auf Tiere anspielen – auf Affen zum Beispiel. Das ist inzwischen zwar relativ selten geworden. Häufiger kommen perfidere Formen vor. Etwa dass sich jemand nicht neben eine schwarze Person setzen will, oder dass jemand eine schwarze Person nicht bedienen will. Solche Aspekte sind schwieriger zu erfassen.

Laut Ihrer Studie sind Frauen und Männer unterschiedlich betroffen. Inwiefern?

Bei Männern wurde ein ganz wichtiges Thema, das «racial profiling» bei Polizeikontrollen, ganz häufig erwähnt. Die Kontrollen sind vor allem auf jüngere, schwarze Männer gemünzt. Bei Frauen kommt das weniger vor. Dafür vermischt sich bei Frauen Rassismus oft auch mit Sexismus. Es kommen anzügliche Bemerkungen oder zum Teil sogar Berührungen, wie man sie sich bei einem Mann nicht trauen würde. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass die Täter öfter Männer sind – nicht generell, aber in diesem Zusammenhang. Sie machen eher Frauen an, als es umgekehrt der Fall ist.

Sie beschreiben auch einen positiv gemeinten Rassismus. Was heisst das?

Frauen haben erstaunlicherweise oft berichtet, dass man ihnen gesagt habe, sie seien eigentlich sehr schön für eine Schwarze. Es ist sehr vielsagend, wenn man davon ausgeht, dass Schwarze prinzipiell nicht schön seien. Auch andere Zuschreibungen können mitschwingen. Etwa die Übersexualisierung: Dass Schwarze sexuell besonders aktiv wären – oder sehr sportlich. Im Sinne von: Im Sport sind sie zwar super, aber vielleicht sind sie intellektuell ja minderbemittelt.

Frauen haben erstaunlicherweise oft berichtet, dass man ihnen gesagt habe, sie seien eigentlich sehr schön für eine Schwarze.

Gibt es regionale Unterschiede, zum Beispiel zwischen Stadt und Land?

Das ist ein wichtiges Thema, das man vielleicht vertiefen sollte. Wir hatten den Eindruck – aber das ist eine subtile Tendenz –, dass der Rassismus in ländlichen Gebieten noch etwas direkter adressiert wird, während man in der Stadt auch aufgrund der Anonymität vielleicht etwas zurückhaltender ist. Es ist aber nicht so, dass die Leute auf dem Land generell rassistischer wären. Sie haben wohl einfach weniger Kontakt zu Schwarzen und haben deswegen vielleicht mehr Berührungsängste als in der Stadt. Dort gibt es weniger Berührungsängste.

Das Gespräch führte Remo Vitelli.

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