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Der Kampf gegen Rassismus in Schweizer Fussballstadien
Aus Echo der Zeit vom 19.12.2023. Bild: KEYSTONE/Peter Klaunzer
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Rassismus in Fussballstadien Der FC Basel hofft auf Wirkung nach Rassismus-Warnung

Der FC Basel setzt klare Zeichen gegen Rassismus – und bekämpft damit ein anhaltendes Problem in Fussballstadien.

Es war eine Medienmitteilung, die aufhorchen liess: Mit zunehmender Regelmässigkeit habe der FC Basel Beschwerden von Fans erhalten, dass in ihrem Umfeld auf den Stadionrängen rassistische Äusserungen fallen. Das schrieb der FCB Mitte November auf der Website.

Rund zwei Wochen nach dem ersten Statement liess der FC Basel ein weiteres folgen: Vermehrt würden einzelne Spieler auf Social Media angefeindet. Konkret traf es Stürmer Thierno Barry, der in einem sportlichen Tief steckt und mit rassistischen Kommentaren beleidigt wurde.

Fussball.
Legende: Verantwortlich für die Organisation der Spiele – und damit auch für die Bekämpfung rassistischer Vorfälle sind die Clubs selber. Keystone/Georgios Kefalas)

Man wolle nicht das Gefühl entstehen lassen, der FCB habe ein grobes Rassismus-Problem. Auch wolle man nicht als Vorzeigebeispiel in der Rassismusbekämpfung genannt werden, hiess es damals. Es sei vielmehr darum gegangen, wieder einmal ein Zeichen zu setzen.

Wir wollten die Stimme als FC Basel auch wieder einmal in einem solchen Fall nutzen.
Autor: Remo Meister Kommunikationschef FC Basel

«Wir wollten die Stimme als FC Basel wieder einmal in einem solchen Fall nutzen», sagt Kommunikationschef Remo Meister heute. Gleichzeitig habe man sich gefragt, ob es im Kampf gegen Rassismus noch mehr Möglichkeiten gebe.

Stichproben in den Rängen

Seither führt man Stichproben durch. Mitarbeiter des Clubs setzen sich in Sektoren und achten auf rassistische Äusserungen. Bei Vorfällen will man mit Gesprächen und allenfalls Stadionverboten reagieren. Bisher wurden keine fehlbaren Personen ausgemacht.

Möglich, dass die Statements des FC Basel Wirkung zeigen. «Wenn sich die eine oder andere Person vielleicht zweimal überlegt, was sie von den Rängen herunterschreit, haben wir bereits ein grosses Ziel erreicht», stellt Meister fest.

Der Körper als Auslöser

Statements gegen Rassismus geben verschiedene Schweizer Clubs und auch die Liga immer wieder ab. Stichproben sind ein neuer Weg. Solche Aktionen und auch die Stichproben seien sicherlich gute Schritte, sagt Sportsoziologe Matthias Buser vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern. Das Problem werde deshalb aber kaum aus den Stadien verschwinden.

Rassismus kann gerade in Bereichen zum Ausdruck kommen, in denen der Körper das zentrale Instrument der eigentlichen Handlung ist.
Autor: Matthias Buser Soziologe, Institut für Sportwissenschaft, Universität Bern

Eine mögliche Erklärung für die anhaltende Problematik sieht er in der hohen Sichtbarkeit des Körpers im Sport. Rassistische Aktionen wendeten sich oft gegen spezifische körperliche Merkmale: «Rassismus kann gerade in diesen Bereichen zum Ausdruck kommen, in denen der Körper das zentrale Instrument der eigentlichen Handlung ist.»

Während die Beleidigungen auf den Rängen von den betroffenen Spielern selten gehört werden, trifft es sie auf Social Media direkt. Zuletzt eben den FCB-Stürmer Thierno Barry. Er wirkte in einigen Aktionen unglücklich, vergab Torchancen und wurde aufgrund seiner Hautfarbe beleidigt.

Der «positive Rassismus»

Im Sport und insbesondere im Fussball gebe es oft auch den positiven Rassismus, ergänzt der Sportsoziologe: Indem etwa Spielern und Spielerinnen mit dunkler Haut eine grössere physische Stärke zugeschrieben werde. Oder Spieler südamerikanischer Herkunft als technisch besonders beschlagen eingestuft würden.

Dies könne aber rasch kippen, wenn sich die Erwartungen nicht erfüllten, so Buser: «So werden bei Misserfolgen die vormals ‹Starken› nicht selten zu rassistischen Sündenböcken gestempelt, und es wird ihnen fehlende Disziplin oder mangelndes taktisches Verständnis vorgeworfen.»

Dies sind mögliche wissenschaftliche Erklärungen für ein anhaltendes Problem, das in der Schweiz anscheinend zwar nicht wächst, aber auch nicht verschwindet. Die Hoffnung, etwas ändern zu können, sterbe zuletzt, sagt Meister.

Echo der Zeit, 19.12.2023, 18:00 Uhr

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