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Reaktionen aus der Wirtschaft Die Corona-Massnahmen sind notwendig, Kontrollen aber auch

Es hätte schlimmer kommen können – zumindest aus Sicht des Gewerbeverbandes. Verbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler: «Wir sind froh, dass der Bundesrat auf eine flächendeckende Homeoffice-Anordnung verzichtet hat.» Die Empfehlung gebe den Betrieben die Möglichkeit, sich flexibel zu organisieren.

Erleichtert ist Bigler auch, dass es beim Maskentragen im Büro nur bei einer Empfehlung bleibt. Eine Maskenpflicht am Arbeitsplatz sei schwierig umzusetzen gewesen. «Insofern hat der Bundesrat unsere Stimme gehört.»

Der Bundesrat habe mit seinen Empfehlungen zum Ausdruck gebracht, dass die Schutzkonzepte der Wirtschaft funktionieren, meint Bigler. Auch der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse unterstützt die Regierung: «Die neuen Corona-Schutzmassnahmen sind nachvollziehbar, schreibt Economiesuisse in einer Mitteilung. «Das mit den Kantonen abgesprochene, koordinierte und stufenweise Vorgehen ist nicht nur aus epidemiologischer Sicht notwendig, sondern auch eine wichtige Massnahme zur Vorbeugung eines zweiten Lockdowns.»

Angst bei Gastronomen und Barbesitzern

Negative Folgen des Bundesrat-Entscheids befürchten vor allem die Gastronomen. Es seien Umsatzeinbrüche zu erwarten, wenn wieder mehr Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Homeoffice arbeiteten, sagt Casimir Platzer, Chef des Branchenverbands Gastrosuisse.

Die Homeoffice-Empfehlung habe grosse Folgen für den Mittagsservice in den Städten und Agglomerationen: «Wenn die Leute von zu Hause aus arbeiten, dann essen sie auch nicht in den Restaurants.»

Dass Essen und Trinken künftig nur noch im Sitzen erlaubt ist, dürfte noch gravierender Auswirkungen haben: «In den Bars und Clubs wird das heissen: weniger oder gar kein Umsatz.»

Für Bars und Clubs käme die Empfehlung daher fast einer Schliessung gleich, sagt Platzer. Getrunken und getanzt werden nun mal vor allem im Stehen.

Es herrscht Verständnis

Trotzdem zeigte der Gastrosuisse-Chef Verständnis für die bundesrätlichen Anordnungen. Angesichts der steigenden Corona-Zahlen seien die Massnahmen verhältnismässig.

Das findet auch die Gewerkschaft Unia. «Ich finde, das sind notwendige Massnahmen», sagt Gewerkschaftssprecher Nico Lutz. Das Problem sieht er an anderer Stelle: beim Vollzug. Es gäbe jetzt schon eine Reihe von Vorschriften am Arbeitsplatz: ausreichend grosse Abstände auf Baustellen, zum Beispiel. Aber: «Weisungen sind nur so gut, wie man in der Lage ist, sie zu vollziehen.» Ein Blick auf die Baustellen zeige, dass dort vielerorts dieselben Zustände herrschten wie vor der Corona-Krise.

Forderungen an Wirtschaftsminister

Es würden kaum Masken getragen, weil zu wenig kontrolliert werde. Darum plädiert die Gewerkschaft für mehr Ressourcen, um die Corona-Abwehrmassnahmen auch durchzusetzen. Erst recht, weil jetzt neue hinzukämen.

Die Forderung geht wohl auch an Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Er hat für Donnerstag Wirtschaftsvertreter und Gewerkschaften zu einem runden Tisch geladen. Thema dürfte auch die Umsetzung der neuen Corona-Regeln sein.

Echo der Zeit, 18.10.2020

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