SRF News: Sie begrüssen den Vorstoss des Bundesrats. Warum?
Daniel Menzi: Eine Lockerung wäre absolut sinnvoll – hauptsächlich weil es bereits so gemacht wird. Auch in nicht erlaubten Situationen wird heute auf Autobahnen rechts vorbeigefahren. Auch auf mehrspurigen Strecken innerorts passiert das bereits. Gleich ist es auch im Ausland: Auf den sechs-, siebenspurigen Strassen in Barcelona fahren alle aneinander vorbei. Man muss sich auch hier daran gewöhnen können.
Eine Lockerung wäre absolut sinnvoll – hauptsächlich weil es bereits so gemacht wird.
Kritiker befürchten gezielte Überholmanöver oder kopflose Spurwechsel. Sehen Sie das Risiko?
Ich finde es sehr spannend, wenn Sie von kopflosen Überholmanövern sprechen. Die gibt es jetzt schon – auch im verbotenen Bereich. Ich bin sehr gespannt, wie definiert wird, ab wann etwas als Rechtsvorbeifahren und ab wann als Rechtsüberholen gilt: Wenn Sie rechts vorbeifahren, wollen Sie irgendwann einmal auch wieder in die linke Spur wechseln: Dürfen Sie das dann nach zehn, fünfzig oder nach fünfhundert Metern? Dafür braucht es genaue Definitionen, um das auch Fahrschülern korrekt vermitteln zu können.
Käme die Erlaubnis, wären das eine europaweite Premiere. Muss die Schweiz Vorreiterin sein?
Jemand muss es tun, und ich denke, dass wir es sind. Wir haben in der Schweiz ein Platzproblem. Mit der Erlaubnis zum Rechtsvorbeifahren könnten wir die Kapazitäten auf der Autobahn auf jeden Fall steigern.
Mit der Erlaubnis zum Rechtsvorbeifahren könnten wir die Kapazitäten auf der Autobahn auf jeden Fall steigern.
Führt das aber nicht auch zu mehr Unfällen?
Das kann am Anfang durchaus sein, denn Autofahrer sind es nicht gewohnt, auch nach rechts schauen zu müssen, wenn sie auf der Autobahn rechts einspuren wollen – obwohl ihnen das in der Ausbildung so vermittelt wird. Aber nur weil sie es nicht mehr tun und so gewohnt sind, ist kein Grund, das Rechtsvorbeifahren nicht zu erlauben. Da muss man sich halt einfach wieder umgewöhnen.
Das Gespräch führte Claudia Weber.