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Reduktion von Pestiziden Nasse Jahre wie 2021 bedeuten mehr Pestizide

Eigentlich sollten weniger Insekten- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Doch es kam anders.

2259 Tonnen Pestizide oder Pflanzenschutzmittel wurden im letzten Jahr verkauft. Das sind rund 331 Tonnen mehr als im Vorjahr.

Christian Hofer, der Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, sagt: «Letztes Jahr war ein nasses Jahr. In nassen Jahren ist der Pilzbefall viel stärker. In solchen Situationen werden vermehrt Pflanzenschutzmittel angewendet, damit die Erträge einigermassen gesichert sind oder damit die Ertragsverminderung nicht zu gross wird.»  

Aber es wurden vor allem mehr Pestizide verkauft, die auch im Biolandbau zugelassen sind. Der Verkauf von synthetischen Pestiziden ist etwa gleich, beim besonders umstrittenen Glyphosat ist er leicht rückläufig.

Emotionales Thema

Das Thema Pestizide ist emotional: Vor eineinhalb Jahren lehnte das Volk die Trinkwasser- und die Pestizidinitiative an der Urne deutlich ab. Beide Initiativen hätten den Einsatz von synthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft verbieten beziehungsweise stark einschränken wollen.

Auch unter dem Druck der Initiativen beschloss das Parlament den sogenannten Absenkpfad mit verschiedenen Massnahmen. Eine davon ist, die Risiken, welche durch Pestizide entstehen, bis 2027 um die Hälfte zu verringern.

Ein Traktor versprüht breitflächig Pestizid.
Legende: Die Risiken, die durch Pestizide entstehen, sollen bis 2027 um die Hälfte verrringert werden. Fotoweb/fotokostic

Nun liegen erste Ergebnisse dazu vor: «Die Risikoreduktion geht in eine gute Richtung», sagt Hofer. Gerade die Kontamination des Grundwassers habe merklich abgenommen und auch bei der Belastung der Oberflächengewässer gebe es Verbesserungen. «Auf der anderen Seite müssen wir wissen: Wenn wir die Ziele erreichen wollen, bleibt der Weg anspruchsvoll, gerade bei den Insektiziden.» Dort gebe es noch wenige Alternativen zu den bisherigen Pestiziden. 

Grosse Probleme im Mittelland

Markus Ritter ist Nationalrat der Mitte und Präsident des Schweizer Bauernverbandes – er hat damals an vorderster Front gegen die beiden Initiativen gekämpft. Heute sagt er: «Es ist für uns sehr wichtig, dass wir die Risiken bei Pflanzenschutzmitteln halbieren können. Dazu haben wir auch ja gesagt, und dazu leistet die Branche aktiv auch ihren Beitrag.»

Für den Präsidenten der Schweizer Kleinbauern-Vereinigung, den Grünen-Nationalrat Kilian Baumann, geht es hingegen mit der Reduktion der Pestizide nicht schnell genug. Vor allem im Mittelland – dort, wo die Belastung am höchsten ist: «Dort haben wir auch das grösste Problem mit der Gewässerverschmutzung und mit dem Artensterben. Da müssen wir weitere Massnahmen ergreifen.»

Die Diskussion geht weiter, denn auch in der heute beginnenden Wintersession im Parlament sind mehrere Vorstösse zur Umsetzung dieses Absenkpfades traktandiert, welche die Vorschriften des Bundes wieder abschwächen wollen.

 

Rendez-vous vom 28.11.2022, 12:30 Uhr

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