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Reduktion von Treibhausgasen Klimaschutzprojekt will Milch nachhaltiger machen

Milch ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel in der Schweiz. In kaum einem anderen Land werden so viel Käse und andere Milchprodukte gegessen oder getrunken. Doch bei der Produktion entstehen Treibhausgase – unter dem Strich gut sieben Prozent der Schweizer Emissionen. Ein Projekt von Milchproduzenten und Verarbeitern mit dem Titel «Klimastar Milch» will das ändern. SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann ordnet ein.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Wie klimaschädlich ist Milch?

Die Milchwirtschaft ist für rund die Hälfte der Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich. Diese wiederum verursacht rund 14 Prozent der gesamten inländischen Emissionen der Schweiz. Haupttreiber bei der Milchproduktion sind das Methan, das in den Mägen der Kühe entsteht und beim Rülpsen in die Umgebung gelangt, aber auch die Lachgas-Emissionen der Gülle und das CO₂, das bei der Produktion und dem Transport von Kraftfutter freigesetzt werden.

Welche Ziele hat «Klimastar Milch»?

Das Projekt will die Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent reduzieren, innert sechs Jahren. Gleichzeitig sollen aber auch die sogenannte Flächen- und die Nahrungsmittelkonkurrenz um 20 Prozent reduziert werden. Das heisst, Milchkühe sollen weniger oft auf Flächen grasen, die zur Nahrungsmittelproduktion für den Menschen genutzt werden könnten und ihr Futter soll weniger Nahrungsmittel enthalten, die auf dem menschlichen Menuplan stehen könnten.

Die Kühe eines Milchbauern fressen das Futter im offenen Stall.
Legende: Durch das Futter entsteht in Kuhmägen Methan. Dieses gelangt beim Rülpsen in die Luft und belastet die Umwelt (Bild vom 3. Oktober 2022 aus Zürich). KEYSTONE/Gaetan Bally

Wie soll das erreicht werden?

Das Projekt sieht eine Reihe von Massnahmen vor, die auf den rund 230 teilnehmenden Bauernhöfen zur Anwendung kommen. Eine der wichtigsten besteht darin, dass die Emissionen pro Kilo Milch reduziert werden, indem Kühe so gehalten werden, dass sie möglichst lange leben – und gemolken werden können. Dann soll der Anteil Kraftfutter möglichst reduziert werden zugunsten von Weidegras. Dem Futter werden Zusätze – beispielsweise ätherische Öle – beigemischt, mit dem Ziel, die Gasbildung im Kuhmagen zu reduzieren.

Muss die Schweiz künftig Milch importieren?

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Nicht zwingend. Eine ökologisch nachhaltigere Milchwirtschaft soll auch ökonomisch interessanter werden. Entsprechend hoffen die Verantwortlichen, dass der Trend der vergangenen Jahre, dass immer mehr Bäuerinnen und Bauern die Milchproduktion aufgegeben und stattdessen beispielsweise in die Geflügelhaltung eingestiegen sind, gestoppt oder gar umgekehrt werden kann. Würde dies gelingen, könnte in der Schweiz unter dem Strich gar wieder mehr Milch gemolken werden.

Lohnt sich das für die Bäuerinnen und Bauern?

Die Landwirtinnen und Landwirte erhalten Prämien von bis zu fünf Rappen pro Kilogramm Milch, sofern sie das Ziel erreichen. Es gibt für jedes der drei Ziele – Treibhausgas-, Flächen- und Nahrungsmittelkonkurrenz – separat eine Prämie. Viele Bäuerinnen und Bauern gehen offenbar davon aus, dass sich das für sie lohnt. Immerhin haben sich fast doppelt so viele Betriebe für eine Teilnahme interessiert, wie schliesslich ins Projekt aufgenommen wurden.

Wie sieht die Zwischenbilanz nach einem Jahr aus?

Im Bereich der Nahrungsmittelkonkurrenz haben die meisten Betriebe ihre Ziele erreicht oder übertroffen. Die Treibhausgas-Emissionen konnten die meisten allerdings nicht im gewünschten Umfang reduzieren. Hauptgrund war, dass im trockenen Sommer 2022 weniger Gras wuchs als erwartet und den Kühen deshalb mehr CO₂-intensives Futter zugeführt werden musste. Die Beteiligten hoffen, diesen Rückstand in den verbleibenden fünf Projektjahren noch aufholen zu können.

Milchbauer Hansruedi Giger melkt Jersey-Kühe in seinem Stall.
Legende: Auch die Schweizer Milchwirtschaft muss ökologisch nachhaltiger werden. Dazu soll das Projekt «Klimastar Milch» einen Beitrag leisten (Bild vom 3. Mai 2023 aus Wattwil). KEYSTONE/Gaetan Bally

Genügt das Ziel einer Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent?

Das ist laut den Projektverantwortlichen ein guter Start. Klar ist, auch die Landwirtschaft muss ihren Anteil leisten, damit die Schweiz bis 2050 klimaneutral wird. Dabei werden nicht alle Emissionen aus der Landwirtschaft auf null reduziert werden können und negative Emissionen nötig sein. Wie genau das geschehen soll, erklärt das Bundesamt für Landwirtschaft im Verlauf des Tages, wenn es eine aktualisierte Klimastrategie für die Landwirtschaft vorstellt.

Emmi und Nestlé unterstützen das Projekt – was erhoffen Sie sich?

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Die Milchverarbeiter Emmi und Nestlé haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Entsprechend müssen sie auch in ihren Lieferketten die klimaschädlichen Emissionen vermindern. Emmi und Nestlé tragen je rund zehn Prozent der Projektkosten von knapp 20 Millionen Franken. Den grossen Rest trägt der Bund.

Gibt es auch Kritik am Projekt?

Auch Unbeteiligte – wie beispielsweise Laura Spring von der Denkwerkstatt «Vision Landwirtschaft» – halten das Projekt grundsätzlich für wichtig und richtig. Spring kritisiert aber, dass die Rahmenbedingungen den Erfolg des Projekts infrage stellten. Die Milchwirtschaft in der Schweiz sei nach wie vor einseitig auf Hochleistungsmilchkühe, die hohe CO₂-Emissionen verursachen, ausgerichtet. Ob sich dies ändert, hängt wohl auch davon ab, wie erfolgreich, das Projekt «Klimastar Milch» schliesslich ist.

Rendez-vous, 04.09.2023, 12:30 Uhr ; 

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