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Folgen der Trockenheit Weit und breit kein Gras: Jetzt werden Kühe früher geschlachtet

Wegen der Trockenheit fehlt den Tieren das Futter. Landwirte stehen vor einer schwierigen Entscheidung.

Eigentlich wäre die Wiese jetzt saftig grün. Die Kühe stünden draussen, würden zünftig fressen und die Bäuerin oder der Bauer würde aus dem überschüssigen Gras Heu produzieren für den Winter. Jetzt aber ist die Wiese braun und Bauer Thomas Berger sagt: «Wenn du nicht gern Erde frisst, dann hast du nichts zum Fressen hier.» Er führt zusammen mit seinem Vater Ueli Berger einen Hof oberhalb von Riggisberg im Kanton Bern.

Die Kühe muss man auf die Wiese rausjagen. Die wissen genau, dass es da draussen kein Futter mehr gibt.
Autor: Ueli Berger Landwirt in Riggisberg (BE)

Der Futtermangel treibt den beiden Bauern Sorgenfalten auf die Stirn. «Denn alles Gras, das jetzt verfüttert wird, fehlt im Winter», sagt Thomas Berger. Der Heustock ist deutlich weniger gut gefüllt als in anderen Jahren. Schon jetzt steht fest: Das vorhandene Futter genügt nicht, um alle Kühe durch den Winter zu bringen.

Trockene Wiese.
Legende: Auch in Chavorney in der Region Jura-Nord finden die Kühe nichts zum Fressen. Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Die Konsequenz ist ebenso klar: Vater und Sohn müssen sich überlegen, Milchkühe an andere Betriebe zu verkaufen, damit das Futter für die restliche Herde reicht. Wie viele Tiere betroffen sind, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Andere Bauern haben bereits entschieden, Kühe in die Metzgerei zu schicken, obwohl sie eigentlich noch profitabel wären.

Schweren Herzens früher schlachten

Auch Bauer Stefan Trachsel aus Rüeggisberg (BE) steht vor der schweren Entscheidung: Welche Tiere behält er und welche verkauft er? Die Kühe, die er weggibt, werden geschlachtet. Von rund zehn Prozent seines Bestandes muss sich Stefan Trachsel trennen. «Das tut weh. Aber es ist besser, als wenn die anderen Kühe im Winter nichts zu Fressen haben», sagt der Bauer.

Wir versuchen alles, um durch den Winter zu kommen.
Autor: Stefan Trachsel Landwirt in Rüeggisberg (BE)

Wahrscheinlich trifft es auch Timea, eine achtjährige Kuh. Sie hätte wohl noch ein paar Kälber zur Welt gebracht. Ihre Nutzungsdauer, wie es im Fachjargon heisst und sich auf den Profit einer Kuh bezieht, wäre erst in einigen Jahren erreicht. Nun muss Timea aber wohl sterben, der Bauer braucht das Futter für die Jungkühe: «Auf ihnen ruhen unsere Zukunftshoffnungen.»

Auch in anderen Regionen der Schweiz sind die Böden braun statt grün. Besonders betroffen sind die landwirtschaftlichen Betriebe im Jura, im Fricktal und im Kanton Bern. Die Landwirtinnen und Landwirte hoffen auf Regen. Denn ohne Wasser wächst kein Gras.

Wird Rindfleisch jetzt günstiger?

Kommen nun mehr Kühe in die Metzgerei, stellt sich die Frage nach einer Preisreduktion. Müssen Konsumentinnen und Konsumenten künftig weniger bezahlen, wenn sie Rindfleisch kaufen?

«Es kann tatsächlich einen Einfluss haben», sagt Adrian Gygax. Er ist Vizepräsident des Berner Fleischfachverbandes und führt selbst eine Metzgerei. Gross sei die Vergünstigung aber nicht: «Es geht hier um 10 oder 20 Rappen, nicht mehr», so der Experte.

Wann ist mit Regen zu rechnen – und wo?

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Felix Blumer von SRF Meteo prognostiziert weiterhin wenig Regen:

«Bis mindestens am Sonntag geht die grosse Trockenheit in weiten Teilen des Landes weiter. Einzelne Schauer über den Bergen und im Süden sind bestenfalls der berühmte Tropfen auf den heissen Stein. Im Mittelland und im Jura bleibt es bis am Sonntagabend praktisch überall trocken. Und nicht nur das: Bei sonnigem, häufig sogar wolkenlosem Wetter scheint die Sonne weiterhin auf die trockenen Böden. Da gleichzeitig auch noch Bise bläst, ist die Luft sehr trocken. Damit bleibt die Verdunstungsrate bis zum Wochenende sehr hoch, was die Trockenheit noch verschärft.

Am Sonntagabend und am Montag gibt es da und dort Regenschauer und Gewitter. In allen Landesteilen sind zwar Regengüsse möglich, der Regen wird aber nicht flächendeckend fallen. Danach wird es voraussichtlich wieder trocken, sonnig und sehr warm, bei Temperaturen zwischen 27 und 32 Grad in der ganzen Schweiz. Ein fundamentaler Wechsel der Wetterlage ist immer noch nicht in Sicht.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 08.08.22, 17:30 Uhr ; 

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