Viele Deutschschweizer Kantone unterrichten ihren Primarschülerinnen und -schülern als erste Fremdsprache Englisch. Andere wiederum setzten auf Frühfranzösisch, darunter Bern, die beiden Basel und der Kanton Solothurn. Doch im Vergleich mit den anderen Kantonen, die auf Frühfranzösisch setzen, sind die Französischkenntnisse der Solothurner Schülerinnen und Schüler schlecht. Das will man nun ändern und lässt die Schüler wortwörtlich in die französischsprachige Welt eintauchen.
Der Kanton Solothurn hat mit dem Kanton Neuenburg eine Vereinbarung unterschrieben, dass man als Partner die Fremdsprachen besser vermitteln will. Das Ziel der Vereinbarung: Solothurn fördert Französisch, Neuenburg Deutsch als erste Fremdsprache. Und zwar nicht einfach in der Theorie, an der Wandtafel, jeder für sich.
Französisch turnen
Geplant sind immersive Unterrichtsformen, zum Beispiel Französisch auch im Fach Musik oder Sprachaustauschprojekte für die Primarschülerinnen und -schüler. Die Neuenburger Primarschüler lernen Geografie oder Bildnerisches Gestalten auf Deutsch. Die Solothurner Kinder turnen auch mal auf Französisch.
Französisch oder eben Deutsch soll auf allen Schulstufen mehr Gewicht erhalten. Die Schülerschaft wiederum soll motivierter die neue Fremdsprache erlernen. Die Solothurner Schulen können freiwillig bei den Projekten mitmachen. Bis jetzt nehmen acht Schulen der beiden Kantone an Schulpartnerschaften teil. Sie organisieren Klassenlager, Brieffreundschaften oder auch digitale Treffen.
Fremdsprachen zu lernen ist anstrengend, aber es soll auch Freude machen.
«Wir haben erkannt, dass wir uns verbessern müssen», sagte der Solothurner Bildungsdirektor Remo Ankli gegenüber SRF. Der Austausch habe bis jetzt zu wenig stattgefunden. Die Verbesserungen bedeuteten einen grossen Aufwand, seien aber wichtig, meinte er. Der Französisch-Unterricht soll aus der Schulstube genommen und «fassbar» werden, erklärte Andreas Walter vom Solothurner Volksschulamt. «Man soll Freude haben an einer Fremdsprache.»
Der Kanton Neuenburg hat seit über zehn Jahren Erfahrungen mit immersivem Unterricht. Interesse am Projekt besteht nicht nur bei den jeweiligen Regierungsvertretern, sondern offenbar auch bei der Lehrerschaft. Die Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) hat eine erste Weiterbildung zum Thema «Immersiver Unterricht» entwickelt. 13 Lehrpersonen aus dem Kanton Solothurn haben die Weiterbildung bis jetzt absolviert.
Man ist nie am Ziel.
Es brauche keine flächendeckenden Lösungen, gleiche Projekte in allen Schulen, sondern einzelne Austauschgelegenheiten, sagte der Solothurner Bildungsdirektor Remo Ankli: «Die Hürden sollen gesenkt werden, einmal soll man ins andere Sprachgebiet reisen, oder immersiven Unterricht haben, eine bunte Palette, wie es für die Schulen passt». Das Ziel sei erreicht, wenn die Schülerinnen und Schüler besser Französisch sprechen würden. Aber: «Man ist nie am Ziel, Schulen entwickeln sich immer weiter.»