Der Güterverkehr quer durch die Schweizer Alpen erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert: Mit über 40 Millionen Tonnen sind noch nie mehr Güter transportiert worden. Und: Zum ersten Mal seit dem Ja zur Alpen-Initiative 1994 querten weniger als eine Million Lastwagen die Alpen.
Volle Güterzüge auf der Schiene, weniger Schwerverkehr auf den Strassen: Diese Zahlen sind erfreulich. Doch sie kommen spät: Die Schweizer Verlagerungspolitik will die Güter von der Strasse auf die Schiene verlagern und die Zahl der Lastwagenfahrten durch die Alpen beschränken.
Verein Alpen-Initiative hocherfreut
Demnach hätten die Lastwagenfahrten bereits im Jahr 2011 unter einer Million liegen sollen. So lässt sich sagen: Zwischenziel erreicht, aber mit fünf Jahren Verspätung.
Der Verein Alpen-Initiative spricht anerkennend von «historischen Zahlen». Knapp drei Viertel der Güter haben die Schweiz auf der Schiene durchquert, insbesondere im Wagenladungsverkehr mit Containern und Sattelaufliegern.
Zurückgegangen sind die Transporte mit der «rollenden Landstrasse», bei welcher die ganzen Lastwagen verladen werden. Die Investition in neue Verladetechniken zahlen sich also aus. Auch die leistungsabhängige Schwerverkehrs-Abgabe dürfte sich weiter auswirken. Dazu kommt der neue Gotthard-Basis-Tunnel, der seit rund drei Monaten offen ist.
Weitere Kapazitäten für mehr Güterverkehr auf der Schiene sind also vorhanden. Mehr noch, wenn der Ausbau des sogenannten Vier-Meter-Korridors nach Italien und der Ceneri-Tunnel in drei Jahren fertig gestellt sein werden.
Vorübergehende Rückverlagerung
Bis dahin aber wird es der Güterverkehr auf der Schiene schwer haben und kaum an diesen historischen Erfolg anknüpfen können. Die Luino-Strecke Schweiz – Italien wird im laufenden Jahr sechs Monate geschlossen sein, um sie für Güterzüge mit vier Meter hohen Sattelaufliegern passierbar zu machen.
Die Branche rechnet deshalb mit einer Rückverlagerung auf die Strasse. Das hiesse – zumindest vorübergehend – dürften die alpenquerenden Lastwagenfahrten wieder auf über eine Million klettern. Das vorgeschriebene Ziel einer Senkung auf 650'000 Fahrten bis 2018 liegt somit in weiter Ferne.