Freitagabend im Gaskessel in Bern. Alles war angerichtet für ein Partywochenende mit Live-Konzerten. Nur ein paar Stunden vor dem Start informierten die Berner Kantonsbehörden, dass ab sofort nur 100 statt 300 Leute in die Klubs dürfen.
«Wir mussten sofort schauen, dass wir nicht zu viele Buchungen haben», sagt Francisco Droguett vom Jugend- und Kulturzentrum Gaskessel, das mit Vorverkauf-Tickets arbeitet. Er habe Glück gehabt, dass nur knapp hundert Tickets verkauft wurden. Eine Woche vorher hätten sie zwei Drittel der verkauften Tickets zurückgeben müssen.
Somit konnte die erste Partynacht mit den strengsten Richtlinien der Schweiz starten – noch ohne zu wissen, dass diese Massnahmen schon am nächsten Wochenende im ganzen Land gelten werden. Ein Testlauf also in Bern.
Der Start im «Chessu» war aber verhalten. «Die Unsicherheit mit den Masken spürte man», sagt Marlou Thalheim vom Gaskessel. Eine Besucherin erlebte dasselbe: «Am Anfang sind wir alle gesessen, weil wir dachten, wir dürfen gar nicht tanzen.» Die Leute hätten Hemmungen gehabt, denn: «Wenn man bei der Bar nicht am Trinken war, hat uns sofort jemand aufgefordert, bitte die Maske wieder anzuziehen.»
Sie habe das Gefühl gehabt, ständig beobachtet zu werden. Aber sie hätten dann trotzdem getanzt und niemand habe etwas gesagt, sagt die Besucherin mit einem breiten Lachen. Auf die Stimmung haben ihr die Regeln offenbar nicht gedrückt.
Sie waren aber auch da: Jene Leute, die sich sehr an den Masken störten. «Wenn du tanzt, ist es sowieso heiss, dann hast du noch etwas getrunken und dann dieser Geruch mit der Maske», sagt dieser Besucher.
In der Mehrheit waren aber andere Stimmen: «Es war gar keine Frage, ob wir kommen oder nicht. Es geht auch mit Maske ab», meint diese Besucherin. Ihr Kollege ergänzt: «Wenn wir uns in der eigenen Bude verschanzen, werden wir vielleicht nicht wegen Corona krank, aber krank macht das trotzdem.»
Es geht auch mit Maske ab.
Je später der Abend, desto weniger schlimm schienen die Massnahmen. «Man kann sich auch mit Maske bewegen und richtig eintauchen. Ich habe vergessen, dass ich eine trug», meint eine Besucherin. Man bleibe oft genug zu Hause: «Ein solcher Abend wurde zur Ausnahme, darum geniesst man es bewusster.»
«Alles ist anonymer», beschreibt ein anderer Besucher seine Erfahrungen. Man denke, man kenne die Person, die man sieht, sei sich aber nicht sicher. «Das macht das Ganze spannender.»
Szenenwechsel. Vor dem Karma Klub in der Nähe des Bahnhofes wurde diskutiert, ob eine Maske nun beim Kennenlernen förderlich sei. Der Karma Klub war bereits von mehreren Coronafällen betroffen, musste deswegen auch schon schliessen.
Mit Maske sehe man die Persönlichkeit einer Frau nicht, meinte ein Besucher, oder wie er es anders ausdrückte: «Was machst du, wenn sie schöne Augen hat, aber die Maske auszieht und eine Zahnlücke hat?». Ein anderer Besucher habe da aber von anderen Erfahrungen gehört: «Mehrere Leute sagten mir, seit sie die Maske anhätten, ziehe das die Frauen noch mehr an.»
Wie auch immer die Beweggründe der Partyleute aussahen, wer in den Klub kam, konnte mit der Maskenpflicht leben. «Vor drei Monaten hätte ich noch gesagt: Eine Party mit Maske ist nicht möglich», meint Francisco Droguett vom Gaskessel. «Nun sage ich: Das geht.» Schliesslich würden sie ein grosses Risiko eingehen, damit Kultur, das Soziale überhaupt noch möglich sei. «Wenn wir schliessen müssen, wird dies trotzdem stattfinden. Aber unkontrolliert.»