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Revolution im Klassenzimmer Schulkinder und KI: Wie ChatGPT den Lernalltag verändert

Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch: Nun machen auch die Schulen vorwärts, wie ein Beispiel aus dem Kanton Freiburg zeigt.

Als Klassenassistenz oder Ghostwriter: Programme wie ChatGPT verändern den Unterricht rasant. Dies zeigt ein Besuch beim Kollegium in Gambach FR, wo sich gerade Kantonsschüler und Gymnasiastinnen über ihre Laptops beugen. Wie setzen Schülerinnen und Schüler künstliche Intelligenz (KI) im Unterricht ein?

Ines nutzt KI zur Ideensuche, beispielsweise für Zeichnungen, aber auch im Geografieunterricht. Dabei lässt sie sich Begriffe erklären. Sie betont, dass sie sich durch eine menschliche Lehrperson besser verstanden fühlt als durch eine Maschine. «Bei KI kann man immer nachfragen, aber die Erklärung kommt von einem Roboter, nicht von einem Menschen», sagt sie. Besonders auffällig ist für sie, dass KI oft Beispiele liefert, die weniger persönlich sind als jene von Menschen. Aufsätze lasse sie sich nicht durch KI schreiben. «Die sind weniger gut als von Menschen, das gibt schlechtere Noten.»

KI im Klassenzimmer
Legende: Schülerinnen nutzen KI im Geografieunterricht. SRF/Oliver Kempa

Gabriel schätzt die Effizienz der KI, besonders für Zusammenfassungen und das schnelle Schreiben von Texten. Perfekt sei die künstliche Intelligenz noch lange nicht. «Es geht zwar schneller, aber man merkt rasch, ob die Sätze von der KI oder einem Menschen stammen», erklärt er. Kritisch sieht er auch, dass KI oft keine verlässlichen Quellen liefert.

Müssen Kinder Rechtschreibung noch lernen? Das sagt der Experte

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KI Duden
Legende: KI kann das Lernen der Rechtschreibung nicht ersetzen. Keystone/Jens Büttner

Der technische Wandel stellt den Unterricht auf den Kopf. Müssen Kinder zum Beispiel noch Rechtschreibung lernen, wenn das Schreiben künftig von Maschinen übernommen wird? «Jede Tätigkeit, die von einer Maschine übernommen wird, muss grundsätzlich verstanden werden», sagt Beat Döbeli Honegger, Professor für Digitalisierung und Bildung an der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Sonst sei man den Maschinen ausgeliefert.

Er vergleicht die heutige Situation mit der Einführung des Taschenrechners vor vierzig Jahren. «Trotz Taschenrechner lernen wir heute in der Schule immer noch Kopfrechnen. Es ist wichtig, dass die Kinder das Einmaleins beherrschen.» (jaeg)

Für Leonie ist KI ein nützliches Werkzeug, vor allem bei Übersetzungen und der Informationssuche. Sie recherchiert mittlerweile häufig mithilfe von KI, was ihr das Lernen erleichtert. «Man kann alles suchen, das kann für Lehrer schlecht sein», sagt sie mit einem Augenzwinkern. Gleichzeitig sieht sie auch Gefahren darin, dass KI Informationen liefert, die nicht immer korrekt sind. Auch die sprachliche Formulierung von KI-Texten empfindet sie teils als unschön.

Noé verwendet KI oft für Hausaufgaben, besonders wenn er im Internet auf den ersten Blick keine präzisen Antworten findet. Auch bei Mathematikaufgaben greift er manchmal auf die Hilfe der KI zurück, die Erklärungen seien aber für ihn nicht immer verständlich. Trotzdem ist er beeindruckt von der rasanten Entwicklung der KI. «Man merkt manchmal gar nicht mehr, ob der Text von der KI stammt oder echt ist.»

Rektor will Jugendliche auf «Realität» vorbereiten

Diese Beispiele zeigen: Schülerinnen und Schüler setzen KI ein. Am Kollegium Gambach ist der Einsatz von KI explizit erlaubt und erwünscht. «Es ist wichtig, klare Regeln und Verhaltensgrundsätze aufzustellen», sagt Rektor Pierre Marti. Wichtig sei vor allem, die KI auch kritisch zu hinterfragen.

Text im Schulzimmer
Legende: Gerade bei sprachlichen Formulierungen bemerken einige Schüler Schwächen von KI. Sie bevorzugen menschliche Texte. SRF/Oliver Kempa

Es gehe darum, die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit KI zu begleiten. Denn KI könne im Unterricht tatsächlich vieles vereinfachen oder sogar besser machen. «Die Schule hat auch die Aufgabe, junge Menschen auf die Realität von morgen vorzubereiten», so Marti. Und da komme man an künstlicher Intelligenz nicht mehr vorbei.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 19.9.2024, 6:31 Uhr ; 

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