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Römische Artefakte 2000 Jahre altes Kriegsmaterial in Graubünden entdeckt

Alles begann mit dem Fund eines römischen Dolches. Nun wurden im Bündner Surses mehrere hundert Gegenstände entdeckt.

Es dürfte eine Schlacht zwischen römischen und rätischen Truppen gewesen sein, die kurz vor Christi Geburt zwischen Tiefencastel und Cunter stattgefunden hat. Darauf deuten zumindest viele der Gegenstände hin, welche Forscherinnen und Forscher Mitte September im Gebiet nahe der Crap-Ses-Schlucht gefunden haben.

Auslöser für die Forschungsarbeiten war ein Fund vor zwei Jahren. Der Hobbyarchäologe und ehrenamtliche Mitarbeiter des Archäologischen Dienstes Graubünden, Lucas Schmid, fand oberhalb der Julierstrasse einen gut erhaltenen römischen Dolch. Daraufhin hatte die Universität Basel, zusammen mit Bund und Kanton, ein fünfjähriges Forschungsprojekt lanciert.

Schleuderblei, Münzen und Schildbuckel

Von insgesamt 35'000 Quadratmetern seien bisher 7000 untersucht worden, sagt der Bündner Kantonsarchäologe Thomas Reitmaier. Dabei hätten die Metalldetektoren einige Male angeschlagen: «Insgesamt haben wir mehrere hundert römische Artefakte gefunden.» Unter den gefundenen Gegenständen befänden sich hunderte Schuhnägel, Schleuderbleie, Münzen und auch Teile eines Schildes, welches einem Einheimischen zugeordnet werden könne.

Ein Schleuderblei zwischen zwei Fingern
Legende: Ein Schleuderblei mit einer Inschrift, die darauf schliessen lässt, dass die zwölfte römische Legion in die Schlacht verwickelt war. SRF

Die einzelnen Fundorte der verschiedenen Gegenstände lassen bereits Schlüsse zu, was sich vor rund 2000 Jahren im bündnerischen Surses abgespielt haben könnte. «Es sieht so aus, dass sich Einheimische verschanzt haben und von den Römern mit Schleuderblei und Katapulten beschossen wurden», sagt Peter Schwarz, Professor für Provinzialrömische Archäologie an der Universität Basel und Mitglied des Forschungsteams. Die Römer hätten die Räter aber auch direkt angegriffen.

Wie viele Tote es bei der Schlacht gegeben hat, ist unklar. Gräber seien bisher keine entdeckt worden, heisst es bei den Verantwortlichen. Auch das Datum der Auseinandersetzung konnte noch nicht restlos geklärt werden. Man gehe davon aus, dass die Römer und Räter um 15 vor Christus bei Cunter aufeinander getroffen seien.

Freude beim Finder des Dolches

Um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, werden die Forschenden das Gebiet im nächsten Jahr weiter untersuchen. Geplant sind zwei Wochen, in denen erneut nach Gegenständen gesucht wird, die Hinweise liefern, was vor rund 2000 Jahren Bündner Tal geschehen ist.

Dass sein Fund vor zwei Jahren weitere Gegenstände zutage fördert, freut Hobbyarchäologe Lucas Schmid: «Es freut mich natürlich, dass das, was ich gemacht habe, etwas bewirkt hat.»

Zwar wurden in der Gegend bereits vor rund 20 Jahren römische Artefakte gefunden, Experten waren jedoch der Meinung, dass es im Gebiet nichts mehr zu finden gibt. Lucas Schmid war da anderer Ansicht, machte sich auf die Suche und war erfolgreich. So erfolgreich, dass nun im grossen Stil geforscht wird.

Regionaljournal Graubünden, 29.10.2021, 17:30 Uhr ; 

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