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Romandie reklamiert bei Amherd Romandie will den Kampfjetlärm besser abgegolten haben

Die Romandie fordert mit Blick auf den F-35 mehr Jobs für den Flugplatz Payerne. Bundesrätin Amherd verspricht nichts.

Wenn in der Schweiz Kampfjets der Luftwaffe abheben oder landen, dann tun sie das meistens in Payerne. Die Luftwaffenbasis in der Westschweiz verzeichnet die meisten Kampfjet-Flüge – mehr als Emmen im Kanton Luzern oder Meiringen im Berner Oberland.

Anders ist es bei der wirtschaftlichen Wertschöpfung. Denn im Gegensatz zu Payerne kann Emmen von weit über 1000 zusätzlichen Arbeitsplätzen des dort angesiedelten Rüstungskonzerns Ruag profitieren.

Dieses Ungleichgewicht soll nun korrigiert werden, wenn es nach den Kantonen Waadt und Freiburg geht. VBS-Chefin Viola Amherd bekam am Freitag bei einem Besuch in Payerne gleich eine Hörprobe von landenden Kampfjets.

Die klare Forderung

«Genau dafür wollen die Einwohnerinnen und Einwohner einen Ausgleich», erklärte Nicolas Kilchoer, Präfekt des Oberamts des Broyebezirks im Kanton Freiburg. Die freisinnige Waadtländer Regierungspräsidentin Christelle Luisier rechnete vor, dass Payerne doppelt so viele Kampfjet-Bewegungen wie Emmen habe, aber nur halb so viele Arbeitsplätze.

Payerne habe zwar rein bei der Luftwaffe gleich viele Arbeitsplätze wie Emmen und Meiringen zusammen, nämlich über 600, schreibt das VBS. Den grossen Unterschied machten also die Ruag-Arbeitsplätze aus, von welchen es in Payerne nur ganz wenige gebe. Die Region sieht im Wechsel auf den Kampfjet F-35A eine perfekte Gelegenheit, die Lage zu verbessern.

Die neuen Kampfjets werden dort gewartet, wo sie stationiert sind. Das bedeutet auch für Payerne mehr Arbeitsplätze.
Autor: Viola Amherd Verteidigungsministerin

Angesprochen auf mehr Arbeitsplätze in Payerne machte Verteidigungsministerin in der Podiumsdiskussion keine Versprechungen: Sicher sei, dass der Unterhalt dezentral erfolge und nicht mehr alle Jets in Emmen gewartet würden. Die neuen Kampfflugzeuge würden dort gewartet, wo sie stationiert sind.

Das bedeute auch für Payerne mehr Arbeitsplätze. Auch die Ruag habe zudem das Ziel, dass ihre Arbeitsplätze gut auf die Regionen verteilt seien. Interviews gab es danach bei Amherd keine.

Payerne.
Legende: Ein Kampfjet F/A-18 Hornet am 100-Jahre-Jubiläum der Luftwaffenbasis Payerne am 30. September 2021. Keystone/Jean-Christophe Bott

Frau Amherd spreche von einer Teilkompensation und von einer anhaltenden Dezentralisierung, stellte Regierungspräsidentin Luisier nach den vagen Äusserungen der Verteidigungsministerin fest. Es werde sich nun zeigen, wie das konkret zu verstehen sei. Ein nächstes Treffen zwischen Amherd und Delegationen der Waadtländer und Freiburger Kantonsregierungen ist bereits für den 5. September vorgesehen.

Wir werden nun erfahren, wie das mit der Teilkompensation und Dezentralisierung konkret gemeint ist.
Autor: Christelle Luisier Regierungspräsidentin Kanton Waadt, FDP

In der Region ist zu spüren, dass die Politik grundsätzlich hinter dem Militärflugplatz Payerne steht. Sie will aber Versprechen und gibt sich nicht mehr mit Andeutungen zufrieden. Das hat auch damit zu tun, dass in der Vergangenheit nicht immer klar war, ob das VBS oder die Ruag über die Arbeitsplätze entscheidet.

Ärger in der Region wächst

Wie in einem grossen Ping-Pong schöben sich VBS und Ruag gegenseitig die Verantwortung zu, stellte der Freiburger SVP-Nationalrat Pierre-André Page enttäuscht fest, der selber in der Nähe des Flugplatzes wohnt: «Ohne neue Arbeitsplätze sind wir die Geprellten. Das würde die Bevölkerung nicht mehr akzeptieren.»

Amherd an Podiumsdiskussion.
Legende: VBS-Chefin stand am Freitag an einer Podiumsdiskussion in der Festhalle von Payerne Red und Antwort. Konkrete Zusagen für mehr Arbeitsplätze zur Kompensation der Fluglärmbelastung machte sie nicht. SRF

Die deutlichen Worte aus der Waadt und Freiburg zeigen: Für die Luftwaffe steht die Zustimmung in der Region auf dem Spiel. Schon bevor die neuen F-35-Kampfjets geliefert werden, ist das Feilschen zwischen den Regionen um die Arbeitsplätze in vollem Gang.

Echo der Zeit, 25.08.2023, 18:00 Uhr

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