- Die Bundesanwaltschaft hat Hausdurchsuchungen beim bundesnahen Rüstungskonzern Ruag durchgeführt.
- Sie eröffnete zudem ein Strafverfahren gegen Einzelpersonen.
- Hintergrund der Ermittlungen sind mutmassliche Rüstungsgeschäfte eines Mitarbeiters der Ruag mit Russland – ohne Wissen des Konzerns.
- Die Ruag hatte den Fall selber zur Anzeige gebracht, als sie von den mutmasslichen Geschäften des Mitarbeiters erfuhr.
Gemäss Recherchen der «Handelszeitung» ist auch ein Kadermann der Privatbank Julius Bär in die Geschäfte involviert. Laut dem Blatt sollen ein Kadermann der Ruag-Munitionsdivision Ammotec sowie der Russland-Leiter von Julius Bär – hinter dem Rücken ihrer Arbeitgeber – seit Jahren millionenschwere Rüstungsgeschäfte abgewickelt haben.
Beim Rüstungsdeal sei es um technisches Equipment und Waffen für den Sicherheitsdienst FSO – Wladimir Putins Präsidentengarde – gegangen. Dabei sollen möglicherweise auch Schmiergelder geflossen sein, schreibt die «Handelszeitung».
Strafverfahren eröffnet
Den Hausdurchsuchungen bei Ruag ging eine Strafanzeige des Rüstungs- und Technologiekonzerns voraus. «Nachdem Ruag durch einen Whistleblower Kenntnis von Vorwürfen erlangt hat, hat Ruag sogleich interne Untersuchungen eingeleitet und umgehend bei der Bundesanwaltschaft Strafanzeige gestellt», wird der Konzern zitiert. Man kooperiere vollumfänglich mit der Strafverfolgungsbehörde.
«Die Bundesanwaltschaft hat in diesem Zusammenhang ein Strafverfahren eröffnet wegen Widerhandlung gegen das Kriegsmaterialgesetz, ungetreue Geschäftsbesorgung, evtl. ungetreue Amtsführung», erklärte André Marty, Informationschef der Bundesanwaltschaft. Das Verfahren richte sich aber nicht gegen die Ruag, sondern gegen Einzelpersonen. In diesem Zusammenhang sei es zu Hausdurchsuchungen gekommen und man habe verschiedene Informationen und Datenträger sichergestellt.
Bei mehreren Verfahren im Fokus
Ein Sprecher der Bank Bär sagt: «Wir haben die Vorwürfe zur Kenntnis genommen und sind daran, diese zu untersuchen.»
Die Ruag steht damit gleich bei drei Verfahren der Bundesanwaltschaft mehr oder weniger direkt im Fokus: Neben dem aktuellen Fall geht es dabei um möglicherweise zu hohe Rechnungen, die das Unternehmen gestellt haben soll und um den Hackerangriff auf die Ruag, den die Bundesanwaltschaft seit bald zwei Jahren untersucht.