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Saatgut vom Genfersee Gärtnern im Winter: Das Geschäft mit den Biosamen blüht

Bereits im Februar geht's los: Seit 30 Jahren werden am Genfersee Gemüsesämli produziert. Die Nachfrage ist gross.

Für Menschen mit dem berühmten «grünen» Daumen fängt die Gartensaison schon jetzt an. Zum Beispiel mit dem Aussäen von Auberginen und Tomaten auf der Fensterbank, um sie dann im Frühsommer als Setzlinge im Garten zu pflanzen.

Von der anlaufenden Gartensaison ist auf den Feldern von Falc Zollinger in Les Evouettes (VS) noch nichts zu sehen. Trotz blauem Himmel und Sonnenschein stehen auch hier die Zeichen noch immer auf Winter. Die Böden sind gefroren, das Thermometer zeigt paar Grad über null an.

Robuste, traditionelle Sorten im Fokus

Anders im alten Bauernhaus inmitten der Felder. Hier scheint der Frühling nicht mehr allzu weit weg zu sein. Fünf Frauen huschen zwischen hohen Regalen hin und her. Mit einem Bestellschein in der Hand suchen sie nach den richtigen Samentüten, machen sie für die Postlieferung bereit.

Sie arbeiten Bestellung für Bestellung ab. Hier am untersten Zipfel des Rhonetals, nur wenige hundert Meter vom Genfersee entfernt, produziert Falc Zollinger zusammen mit seinen drei Brüdern Biosaatgut

Drei Menschen kniend in einem Zyanenfeld.
Legende: Seit 1991 produzieren die Zollingers Saatsgut im Wallis. Viele Produktionsschritte passieren von Hand, wie zum Beispiel die Ernte der Kornblumen. zvg/Zollinger

«Die Bestellungen ziehen an. Besonders Tomaten und Auberginen sind jetzt gefragt», so Zollinger. Gut 450 Gemüse-, Blumen- und Kräutersorten produzieren Zollingers auf einer Fläche von rund 30 Hektaren. Samen, die sie überwiegend an private Gärtnerinnen über den Onlinehandel vertreiben.

«Unser Fokus ist bei alten und traditionellen Sorten, die vor ein paar Jahrzehnten noch in jedem Gemüsegarten in der Schweiz gewachsen sind», erklärt Falc Zollinger, «sie sind robust, haben alle nötigen Eigenschaften, um bei uns zu wachsen.»

Das kleine Einmaleins des Gärtnerns

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  • Aussaaten wollen geplant sein. Gestaffelt säen bedeutet eine kontinuierliche Ernte.
  • Wer selber Tomaten, Peperoni und Auberginen ziehen will, sollte bereit im Februar damit starten – im Haus an einem warmen, hellen Ort, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung.
  • Auch viele andere Sorten können im Haus vorgezogen werden. Allerdings nicht alle – zum Beispiel Wurzelgemüse. Am besten die Angaben des Herstellers beachten.
  • Vor den Eisheiligen im Mai können bereits Erbsen oder Rüebli direkt im Garten gesät werden.
  • Nach den Eisheiligen können die gezogenen Setzlinge, z.B. die Tomatensetzlinge in den Garten.
  • Salate und Radieschen sollten regelmässig geerntet und rund alle zehn Tage nachgesät werden.
  • Nach der Ernte gilt es leerstehende Beete zu vermeiden. Darum besser nochmals nachsäen oder nachplfanzen - oder eine Gründüngung einsäen.

Die Zollinger Brüder führen ihr Unternehmen bereits in zweiter Generation. Vor dreissig Jahren sind ihre Eltern aus dem Thurgau ins Wallis gezogen. Grund: Mehr Platz und besseres Klima für die Saatgutproduktion. «Milde Winter, viel Sonne, fast kein Nebel», so fasst es Falc Zollinger zusammen. Erst kürzlich wurde das Unternehmen vom Kanton Wallis mit einem Landwirtschaftspreis ausgezeichnet.

Viele wünschen sich mehr Farben im Garten.
Autor: Falc Zollinger Hersteller Biosaatgut

Das Geschäft mit dem Saatgut läuft und ist in den vergangenen Jahren gewachsen. «Viele junge Frauen, viele Städterinnen sind in den letzten Jahren zur traditionellen Kundschaft dazugekommen», so Zollinger. Die Herausforderung dabei: den Spagat schaffen zwischen Tradition und Trends.

Mann mit Gehörschutz steht vor einer Maschine, die Samen reinigt.
Legende: Nach der Ernte werden die Samen geputzt. Im Familienbetrieb in Les Evouette arbeiten mittlerweile 20 Personen ganzjährig. ZVG/Zollinger

«Neben alten Sorten wird mittlerweile auch nach Neuem gefragt. Viele wünschen sich mehr Farben im Garten, zum Beispiel einen roten oder gelben Krautstiel.» Allerdings ist das mit den Trends in der Saatgutbranche so eine Sache: «Wir brauchen drei Jahre, bis eine Idee verkaufsbereit ist», erklärt Falc Zollinger. «Ein Jahr testen wir, dann dauert es zwei Jahre, um genügend Saatgut zu produzieren.»

Mittlerweile arbeiten 20 Angestellte ganzjährig für das Unternehmen am Genfersee. Die Coronapandemie habe noch zusätzlich Auftrieb gegeben, so Falc Zollinger. Er schaut optimistisch in die Zukunft: «Durch die Pandemie ist vielen Menschen bewusst geworden, wie wichtig das Lokale ist. Gerade auch jungen Menschen.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 07.02.2023, 17:31 Uhr ; 

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