- Wer in der Schweiz ein Mandat als Verwaltungsrat hat, wird in den meisten Schweizer Unternehmen über fixe Entschädigungen und Pauschalen entlöhnt.
- Einen variablen Bonus, der vom Geschäftsergebnis abhängt, gibt es nur in wenigen Konzernen, wie eine Erhebung zeigt.
- Die von Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam unternommene Studie zeigt auch, dass die Arbeit in einem Verwaltungsrat komplexer und deshalb unattraktiver geworden ist.
In der Umfrage der Verwaltungsratsvereinigung swissVR, dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte und der Hochschule Luzern gaben nur neun Prozent der Befragten an, eine performanceabhängige Vergütung zu erhalten.
Zeit, Verwantwortung und Erfahrung fallen ins Gewicht
Die Mehrheit (57 Prozent) erhält eine Pauschale und ein knappes Fünftel (18 Prozent) eine fixe Entschädigung in Kombination mit Sitzungsgeldern. Bei den Kriterien für die Vergütung steht die für die Erfüllung der Aufgaben notwendige Zeit an erster Stelle.
Zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) setzten dies als wichtigstes der fünf meistgenannten Kriterien. Aber auch der Umfang der Verantwortung und des Risikos (48 Prozent), Anforderungen bezüglich Erfahrung, Fachwissen und Netzwerk (42 Prozent), der Geschäftserfolg des Unternehmens (20 Prozent) und die persönliche Leistung des einzelnen Verwaltungsratsmitgliedes (16 Prozent) werden genannt.
Transparenz wird gross geschrieben
Zudem werde die Lohntransparenz hochgehalten: 89 Prozent legen die Entschädigungen innerhalb des Verwaltungsrats vollständig offen, und 70 Prozent begrüssen eine detaillierte Offenlegung gegenüber dem Aktionariat, heisst es in der Studie weiter. Die Entschädigungspauschale und die Hochhaltung der Transparenz würden einer zeitgemässen Corporate Governance entsprechen, so das Fazit der Autoren.
«Der Mandate-Sammler ist ein Auslaufmodell»
Die Sitzungen würden nur einen kleinen Teil des Gesamtaufwandes für ein VR-Mandat ausmachen. Die Verwaltungsratsarbeit sei über die letzten Jahre aufwändiger und komplexer geworden und die Verantwortlichkeiten gewachsen. Aktenstudium, Ausschuss-Meetings und Recherchen würden ein Mehrfaches der reinen Sitzungszeit benötigen, heisst es weiter.
«Der Mandate-Sammler ist daher ein Auslaufmodell», so Christoph Lengwiler, der Vizepräsident von swissVR und Dozent an der Hochschule Luzern, in einer Mitteilung.
Mehraufwand im Krisenfall
Die Mehrheit der Verwaltungsräte setzt sich zwischen 6 und 20 Tagen pro Jahr für eine Firma ein. Gerade in einem Krisenfall kann der Aufwand für Verwaltungsräte allerdings rasch gross werden – das zeigt sich aktuell bei der Post und bei Raiffeisen. Pascal Gantenbein, VR-Präsident bei Raiffeisen, sagte diesen Frühlling in der SRF-Sendung ECO : «Wir hatten letztes Jahr einen über hundertprozentigen Anstieg unserer Sitzungen. Wir haben sehr viel Arbeit gehabt. An Aufwand hat es nicht gemangelt.»
Und unter anderem mit diesem Mehraufwand hat der Raiffeisen-VR ja dann auch eine höhere Entschädigung gerechtfertigt – und damit prompt Diskussionen ausgelöst. So, wie dies regelmässig auch die Saläre von mehreren Hunderttausend Franken für Verwaltungräte von Grossfirmen tun.
Entschädigungen seien gerecht und gerecht verteilt
Für die allermeisten Räte sieht die Realität allerdings anders aus. So erhält die Hälfte der befragten Verwaltungsräte zwischen 0 und 25'000 Franken pro Jahr.
Die meisten empfänden die Entschädigung als angemessen, ergänzt Michael Grampp, Chefökonom bei Deloitte – das an der Studie über Verwaltungsräte mitgearbeitet hat: «Hier zeigt sich doch ein ziemlich einheitliches Bild. Dass über 90 Prozent der Meinung sind, dass die Entschädigungen innerhalb ihres Verwaltungsrats gerecht, auch gerecht verteilt sind.»
Es besteht die Gefahr, dass Fehler des Verwaltungsrats in der Öffentlichkeit diskutiert werden.
Reputationsschäden einkalkuliert
Auch für die Verantwortung, die die Verwaltungsräte übernehmen im Amt. Denn dieses ist mit einem Risiko verbunden. Auch das zeigen die beiden Fälle Post und Raiffeisen. Christoph Lengwiler, Vizepräsident von swissVR:
«Es besteht die Gefahr, dass die ganzen Fehler oder vermeintlichen Fehler des Verwaltungsrats in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Das sieht man gerade aktuell in einigen Fällen. Dann ist für das VR-Mitglied selbst ein gewisses Risiko vorhanden. Die Gefahr von Reputationsschäden für die Personen selber, beispielsweise in deren Hauptjob oder bei anderen VR-Mandaten, wo sie dann quasi einen Makel mitbringen.»