Worum geht es? Das Dorf Lauenen im Berner Oberland kennt man in der Schweiz vor allem wegen seines Sees – die Mundart-Rockband Span hat diesem idyllischen Ort ein ganzes Lied gewidmet. Doch Lauenen ist mehr als ein Sehnsuchtsort in Liedtexten. Seit Anfang August ist Lauenen offiziell ein «Bergsteigerdorf».
Was ist ein Bergsteigerdorf? Eine Alpenidylle wie aus dem Bilderbuch und mit Sportsgeist sozusagen: «Das ist ein Dorf mit einer intakten Natur. Ein Dorf, wo noch gelebt und ‹gwärchet› wird – und es kein Skigebiet oder Kraftwerk gibt», erklärt Julia Isler vom Schweizerischen Alpen-Club SAC. Sie ist in der Schweiz zuständig für das Projekt Bergsteigerdörfer, das der Alpenverein Österreich 2008 lancierte. Der Grundgedanke dahinter: Diese kleinen Orte, die ihre unberührte Natur pflegen, sollen gestärkt und miteinander vernetzt werden.
Heute sind über 40 Bergsteigerdörfer Teil dieses Projekts – von Österreich über Deutschland und Italien bis in die Schweiz. Lauenen im Berner Oberland ist als fünftes Schweizer Dorf dazugekommen – nach vier Dörfern oder Tälern in Graubünden und im Tessin.
Warum hat sich Lauenen angeschlossen? Die Idee, dass man bei diesem Projekt mitmachen könnte, hatte die Gemeinde vor ein paar Jahren. Während der Coronazeit sei man «touristisch überrollt» worden, sagt Vize-Gemeindepräsident Pascal Bangerter. Und man habe sich dann überlegt, wie man mit dem Dorf, mit dem Lauenensee, in die Zukunft gehe. Und vor allem Leute anziehen könne, welche die Ruhe und Natur suchen. Kein Alpenspektakel, kein Alpen-Disneyland: «Wir wollen mit den Ressourcen arbeiten, die wir haben», so Bangerter.
Was sind die Erfahrungen der Bünder Orte? Lavin, Ardez, Guarda – die Heimat des Schellenurslis: Die Engadiner Orte sind seit vier Jahren offiziell ein Bergsteigerdorf. «Bei uns findet man sicher keinen Overtourism»: Diese Initiative fördere den sanften Tourismus, sagt Bernhard Aeschbacher, Direktor Ferienregion Engadin Samnaun Val Müstair.
Bei uns findet man sicher keinen Overtourism.
Gäste könnten «die kleinen Perlen» dieser Orte entdecken, sei es eine kleine Bäckerei oder ein Messerschmied. Ebenso verbessert das Label den Austausch zwischen Destinationen, die sich auf nachhaltigen Tourismus fokussieren. So findet 2026 der Jahreskongress der Bergsteigerdörfer im Unterengadin statt.
Was hat der Begriff überhaupt mit Bergsteigen zu tun? Es sei ein Marketinginstrument und helfe der Region gleichzeitig, sich zu entwickeln. Ein Bergsteigerdorf positioniere sich so als «naturnahes Dorf mit vielfältigen Bergsteigermöglichkeiten», führt Julia Isler vom SAC aus. Der Begriff Bergsteigen sei weit gefasst. Die Berge als einen Ort, an dem alle willkommen sind, die die Berge geniessen möchten – sei es beim Spazieren, Schneeschuhwandern oder Skifahren.