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Sanierung unter Druck Trockengelegt: Die Staumauer des Gigerwaldsees wird saniert

Der Stausee im Calfeisental steht leer, das Kraftwerk ist still. Auf 1300 Metern Höhe wird rund um die Uhr saniert.

Seit Ende September ist der Gigerwaldstausee in Pfäfers SG oberhalb von Bad Ragaz SG trocken. Über 30 Millionen Kubikmeter Wasser wurden abgelassen. Grund dafür sind dringende Sanierungsarbeiten an der Staumauer. Die Herausforderung: Diese Arbeiten müssen im Frühling rechtzeitig abgeschlossen sein – bevor das Schmelzwasser den See wieder füllt.

Die Staumauer des Gigerwaldsees staut Wasser für die Stromproduktion im Kraftwerk Mapragg, das im Jahr rund 570 Gigawattstunden Strom liefert und damit etwa 130'000 Haushalte versorgt. Derzeit steht das Kraftwerk jedoch still, da ein zentrales Bauteil des Stauwerks saniert werden muss: der sogenannte Grundablass. Während der Bauarbeiten geht eine Stromproduktion von rund 160 Gigawattstunden verloren.

«Der Grundablass dient der Notfallentleerung des Stausees, etwa bei Erdbeben oder militärischen Angriffen», erklärt Projektleiter Erich Schmid von der Axpo. Die Arbeiten sind nötig, weil die Zuflüsse des Sees Schlamm mit sich führen, der den Grundablass verstopft. Jährlich steigt der Seegrund durch Schlamm und Kies um 40 Zentimeter.

Bild des Grundablass
Legende: Der Grundablass – der «Stöpsel des Stausees» – soll um 20 Meter erhöht werden. SRF

Für die Sanierung wird eine zwei Meter dicke Betondecke aufgeschnitten und entsorgt. Die Arbeiten sind eine Herausforderung: «Das gesamte Material musste auf eine Höhe von 1300 Metern transportiert werden», sagt Polier Thomas Jucker. «Und bei Schnee und Kälte lässt die Leistung auch bei den Arbeitern nach.»

Die Zeit, bis im Frühling das Schmelzwasser kommt, drängt. Das Team aus 50 Fachleuten arbeitet deshalb im Schichtbetrieb – von vier Uhr morgens bis Mitternacht, sechs Tage die Woche. «Die Arbeiten müssen im Winter stattfinden, weil dann wenig Wasser fliesst», erklärt Schmid. «Im Sommer haben wir zehn- bis zwanzigmal so viel Wasser, da ist eine komplette Entleerung nicht möglich.»

Bild des Projektleiters, Erich Schmid
Legende: Weil im Sommer zu viel Wasser im See ist, muss im Winter gearbeitet werden, erklärt Projektleiter Erich Schmid. SRF

Die Sanierung war ursprünglich für 2022 geplant. Aufgrund der angespannten Strommangellage wurde das Projekt jedoch verschoben – mit Folgen: Die Verzögerung führte zu Mehrkosten von zehn Millionen Franken. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Axpo nun auf 35 Millionen Franken.

Die Sanierung sei auch ein Beitrag zur Versorgungssicherheit. «Gerade im Winter, wenn Flusskraftwerke und Photovoltaik weniger produzieren, ist ein gut gewarteter Stausee entscheidend», so Schmid. Zudem ist das Kraftwerk Mapragg ein Pumpspeicherkraftwerk, das bei Energieüberschuss als Batterie genutzt werden könne.

Umweltbelastung unvermeidbar

Eine rasche Trockenlegung des Stausees ist nicht ohne Folgen für die Umwelt. Schlamm und Sand, die dabei in den Fluss gelangen, sind für Fische und andere Lebewesen tödlich. Um die Schäden so gering wie möglich zu halten, wurden die Fische im Fluss Tamina unterhalb der Staumauer abgefischt. «Eine vollständige Vermeidung von Umweltschäden ist jedoch nicht möglich», räumt der Projektleiter ein.

Bis zum Frühjahr müssen die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. Dann kehrt voraussichtlich für die nächsten 40 Jahre Ruhe am Gigerwaldsee ein.

Schweiz aktuell, 27.11.2024, 19 Uhr ; 

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