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Sauberes Gold? Das Schweigen der Schweizer Uhrenindustrie
Aus Kassensturz vom 18.12.2018.
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Sauberes Gold? Das Schweigen der Schweizer Uhrenindustrie

Woher beziehen die Schweizer Uhren- und Schmuckproduzenten ihr Gold? Die meisten Luxus-Marken sind intransparent.

WWF Schweiz befragte die 15 grössten Schweizer Hersteller nach ihren Umweltzielen. Besonderen Fokus legte der WWF dabei auf die Herkunft des verarbeiteten Goldes. Denn: Kinderarbeit ist in Goldminen nach wie vor verbreitet. Zudem geht Goldgewinnung oft mit Umweltzerstörung einher.

Swatch-Group fällt durch

Acht Unternehmen fallen im WWF-Rating durch: Breguet, Longines, Omega, Swatch und Tissot – alles Marken der Swatch-Gruppe. Intransparent sind aber auch Audermars Piguet, Patek Philippe und Rolex. «Diese Uhren- und Schmuckschmieden publizieren keine relevanten Informationen zu Umweltthemen und wollten unsere Fragen nicht beantworten», erklärt Projektleiter Dario Grünenfelder das schlechte Abschneiden im WWF-Rating.

Swatch-Group-Chef Nick Hayek weist im «Kassensturz»-Interview darauf hin, dass sein Unternehmen kürzliche eine eigene Goldgiesserei eröffnet habe, um die gesamte Goldverarbeitungskette firmenintern kontrollieren zu können. Zudem beziehe die Gruppe das Gold von zertifizierten Minen und Verarbeitern.

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Interview mit Nick Hayek, Präsident Konzernleitung Swatch Group
Aus Kassensturz vom 18.12.2018.
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Die Branche steht nicht zu Recycling-Gold

Im oberen Mittelfeld des WWF-Ratings: Cartier, Piaget, Vacheron Constantin und Jaeger-LeCoultre. Alles Marken der Genfer Richemont-Gruppe: «Die Richemont-Gruppe publiziert einen ausführlicheren Nachhaltigkeitsbericht als andere», sagt WWF-Mann Dario Grünenfelder dazu und ergänzt: «Aber auch bei ihnen ist nicht bekannt, woher das Gold genau stammt und wieviel Gold sie verwenden. Wir vermuten, dass ein Grossteil dieses Goldes aus Recyclingquellen stammt.» Luxus-Firmen verschwiegen oft, dass sie Recyclinggold verwenden, aus Angst, ihre Kunden könnten es als minderwertig betrachten.

Unter Recycling-Gold versteht sich Altgold, das von spezialisierten Firmen gesammelt und zur Wiederverwertung vorbereitet wird. «Dieses Gold hat den gleichen Wert wie geschürftes, ist aber nachhaltiger, weil die Umwelt nicht belastet wird», so WWF-Experte Dario Grünenfelder.

Tabelle mit Ampelsystem.
Legende: 8 von 15 Unternehmen fallen durch. Sie beantworteten keine Fragen und publizieren keine relevanten Informationen. SRF

IWC schneidet am besten ab

Am besten schneidet im Rating der Uhrenhersteller IWC ab. Auch die Schaffhauser Uhrenmanufaktur gehört zur Richemont-Gruppe, geht aber in Sachen Transparenz einen Schritt weiter: IWC publiziert einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht und ist die einzige Firma im Test, welche auf das Kilo genau bekannt gibt, wieviel Diamanten oder auch Gold sie verwenden. «Leider wissen wir aber auch bei ihnen nicht genau, woher diese Rohmaterialien stammen», heisst es im WWF-Bericht. Aus diesem Grund schafft es auch IWC nicht auf die besten Podestplätze des Ratings – diese bleiben leer.

Fazit: Die grössten Schweizer Uhren- und Schmuckunternehmen achten zu wenig auf sauberes Gold. Um dies zu ändern, brauche es auch den Druck der Konsumenten (Leitfaden siehe Link unten), betont der WWF. Fragen Sie beim Kauf der neuen Uhr oder des Schmuckes das nächste Mal also kritisch nach, woher das Gold dafür stammt.

Das sagen die Uhren- und Schmuckproduzenten zur WWF-Studie:

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  • IWC, Schaffhausen:

    «Wir sind stolz darauf, im WWF-Bericht die besten Resultate erzielt zu haben. Wir unternehmen seit zahlreichen Jahren grosse Anstrengungen, um Uhren anzubieten, die den höchsten Standards entsprechen, und achten dabei besonders auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen. IWC Schaffhausen hat als erster Schweizer Luxusuhrenhersteller einen Nachhaltigkeitsbericht gemäss den Best-Practice-Standards der Global Reporting Initiative (GRI) veröffentlicht und verpflichtet sich damit zur Einhaltung der von der UN definierten Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG). Wir sind uns bewusst, dass es noch viel zu tun gibt, und werden unsere Bemühungen fortsetzen.»

  • Audemars Piguet, Le Brassus/VD:

    «Als unabhängiges Familienunternehmen betrachten wir Nachhaltigkeit als einen zentralen Wert, der täglich in all unsere Tätigkeiten einfliesst. Für uns bedeutet dies, Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft zu finden, die über ökologische Initiativen hinausgehen oder weit oben in einem Bericht aufgelistet zu werden.

    Unser Engagement impliziert, dass wir gesellschaftliche und ökologische Belange in den Mittelpunkt unserer Unternehmensprinzipien, Richtlinien und Praktiken stellen.

    Mit unserer Stiftung haben wir auch zum weltweiten Waldschutz durch Sensibilisierungsprogramme für Jugendliche seit 1992 beigetragen.

    Der Verantwortung bewusst die wir gegenüber unseren Aktionären, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Gesellschaft tragen, haben wir uns auf eine langfristige Reise begeben, um nachhaltige Praktiken in allen Bereichen zu entwickeln. Diese Übung ermöglicht es uns, die wichtigsten Probleme in unserer Lieferkette zu identifizieren und anzugehen sowie unsere Nachhaltigkeitsstrategie voranzutreiben. Wir haben uns als Ziel gesetzt, zu diesen Themen Stellung zu nehmen, wenn wir bereit sind, einschließlich der Auswirkungen der Verpflichtungen unserer Stiftung weltweit. Aus diesem Grund haben wir entschieden, 2018 an der WWF Studie nicht teilzunehmen – unser CEO François-Henry Bennahmias hat dies dem WWF schriftlich mit derselben Argumentation im September 2018 mitgeteilt.»

  • Die anderen Uhren- und Schmuckproduzenten in der WWF-Untersuchung wurden von «Kassensturz» für eine Stellungnahme angefragt, wollten sich aber nicht dazu äussern.
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Schweizer Uhren- und Schmuckhersteller unter der Lupe
Aus Tagesschau vom 18.12.2018.
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