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SBB-Chef zu Sparvorschlägen Ducrot: «Dann gibt's eben keine Nachtzüge nach Rom und Barcelona»

Die Sparpläne des Bundes zielen auch auf die Schweizerischen Bundesbahnen. SBB-Chef Vincent Ducrot nimmt erstmals Stellung.

Weil der Bund in den nächsten Jahren massiv sparen muss, hat er eine Expertengruppe beauftragt, Vorschläge auszuarbeiten. Der Bericht zeigt, wo es bei der SBB Sparpotential gäbe.

Weniger Subventionen für den Regionalverkehr

Die Expertengruppe schlägt vor, dass der Regionalverkehr mit weniger Bundesgeldern auskommt, minus rund 60 Millionen Franken pro Jahr. Der Ball liege dann bei den Kantonen, sagt SBB-Chef Vincent Ducrot. «Entweder sie bestellen weniger oder sie bezahlen mehr.»

Ansonsten müsse man die Ticketpreise weiter erhöhen, so Ducrot. Von dem Vorschlag der Expertengruppe, unrentable Linien auszudünnen oder ganz einzustellen, hält er nichts: «Es wäre ein Riesenfehler, die Randregionen hier zu benachteiligen.»

Heute gibt es viel zu viele Wünsche aus den Kantonen.
Autor: Vincent Ducrot SBB-Chef

Ab 2025 bekommt die SBB einen jährlichen Zustupf, um das Nachtzug-Netz auszubauen. Das wurde mit der Revision des CO₂-Gesetzes beschlossen. Die Expertengruppe empfiehlt, darauf wieder zu verzichten, minus 30 Millionen Franken pro Jahr.

Für SBB-Chef Ducrot ist klar: «Kommt dieses Geld nicht, dann kommen auch die geplanten Nachtzüge nach Rom und Barcelona nicht.» Das Angebot sei ein Minusspiel für die SBB, aus eigenem Sack könnten sie das nicht stemmen. Komme die finanzielle Unterstützung, könnten die Verbindungen schon nächstes oder übernächstes Jahr angeboten werden. Die Planung sei weit fortgeschritten.

Weniger Geld für geplante Bahn-Ausbauprojekte

Die Expertengruppe schlägt vor, die Ausbauprojekte, mit denen noch nicht begonnen wurden, neu zu priorisieren und das Ausbautempo zu verlangsamen, minus 200 Millionen Franken pro Jahr. «Man könne noch genauer mit der Lupe hinschauen, was bringen die Projekte wirklich für die Kunden», findet auch SBB-Chef Vincent Ducrot.

Ein Ausbau-Moratorium, wie das der frühere SBB-Chef Benedikt Weibel kürzlich forderte, unterstützt Ducrot zwar nicht, sieht aber auch die Kantone in der Pflicht: «Heute gibt es viel zu viele Wünsche aus den Kantonen.» Das Geld reiche nicht, um alle diese Wünsche umzusetzen und gleichzeitig den Unterhalt des Bahnnetzes zu finanzieren.

Samstagsrundschau, 14.09.2024, 11:30 Uhr

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