Busbahnhöfe sind in der Schweiz meist keine Aushängeschilder: schlechte WCs, kaum Verpflegungsmöglichkeiten, warten bei Regen und Kälte. Der Bundesrat hat dieses Problem erkannt und will den internationalen Fernbusverkehr attraktiver machen. Im Oktober empfahl er darum, Mindeststandards zu schaffen und die Haltestellen entsprechend zu modernisieren.
«Das ist das Menschenmögliche»
Bern ist alles andere als ein Vorzeige-Busbahnhof. «Es fehlen mehr Unterstandsmöglichkeiten, wenn es regnet», moniert etwa ein Reisender. «Man weiss nicht recht, wann der Bus kommt» oder «Es gibt keine vernünftige Toiletten-Anlage», sind weitere Beanstandungen. Denn statt einer WC-Anlage gibt es nur ein Toi-Toi-Häuschen. Und ob und wann hier ein Bus abfährt, wird nirgends angezeigt.
Immerhin gibt es einen Getränkeautomaten und eine dunkle, aber überdachte Warteecke. «Das ist das Menschenmögliche, was wir realisieren können», sagt Reto Jaussi gegenüber «10vor10».
Jaussi ist Direktor des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes Astag, welcher den Carterminal Bern-Neufeld mitbetreibt. Sie könnten nicht alles allein finanzieren. Zwar würde ein Bushalt den Busbetreiber 10 Franken kosten, aber davon sei eine umfassende Modernisierung nicht finanzierbar.
«Es ist ein Unort»
Ganz ähnlich sieht es auch in Zürich aus. Der Carparkplatz Sihlquai liegt zwar verkehrstechnisch wesentlich besser für die Reisenden als in Bern. Aber die Infrastruktur ist auch in Zürich keine Visitenkarte für die Stadt. Das ist dem zuständigen Vorsteher des Finanzdepartements durchaus bewusst, gegenüber «10vor10» spricht er von einem Unort.
Daniel Leupi hat darum schon vor längerer Zeit ein Modernisierungs-Projekt ausarbeiten lassen. Doch das 7-Millionen-Projekt ist zurzeit blockiert. Auch die 5 Franken pro Bushalt reichen nur für den Unterhalt, nicht für einen Neubau. «Wer hohe Forderungen stellt, soll letztendlich – wenn er mitbestimmt – auch mitfinanzieren», so Daniel Leupi an die Adresse des Bundes.
«Gemeinsame Finanzierung»
Chur hat einen vorbildlichen Busbahnhof. Dieser ist direkt an den Bahnhof angeschlossen, überdacht, mit Personal von Postauto Schweiz vor Ort. Die internationalen Fernbusse der Deutschen Bahn und von Flixbus profitieren von der guten Infrastruktur, haben eigene Parkfelder. Doch die Kapazität sei erschöpft, sagt Erich Büsser, Vorsteher Amt für Energie und Verkehr Graubünden:
«Der Bund hat Interessen, Kantone haben Interessen, Gemeinden haben Interessen und Transportunternehmen. Es muss eine gemeinsame Finanzierung geben und es ist wichtig, dass der Bund da die Koordination übernimmt.»
Fabi und NAF für Fernbus-Terminals
Die Koordination des Bundes fordert auch die Verkehrskommission des Nationalrates. Ein «Nationales Busterminal-Konzept» mit nahtlosen Umsteigemöglichkeiten zwischen Bahn, Regionalbussen, Fernbussen sowie Reisecars, Taxis und Privatautos fordert die Motion. Der Bund müsse die Koordinierung übernehmen.
Der Astag steht ebenfalls hinter dieser Motion. Direktor Reto Jaussi fordert ebenfalls, dass der Bund mitfinanzieren soll: «Wir haben heute Möglichkeiten mit den zwei Fonds, die wir haben, mit dem Fabi und dem NAF, dass man da Gelder einsetzen kann, genau für solche Projekte.» Fabi steht für «Finanzierung und Ausbau der Eisenbahninfrastruktur», NAF für «Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds».
Die Forderung der Busbahnhofs-Betreiber ist klar: Jetzt liegt es am Bund, ob er das Thema Busbahnhöfe zur nationalen Aufgabe macht.