Eigentlich sollte der Fachhochschulcampus Biel 2022 eröffnet werden. Er gilt für den Kanton Bern als Leuchtturmprojekt. Doch ausser einer riesigen Baugrube ist in Biel noch nicht viel passiert.
Die Kosten beim Campus-Neubau für die Berner Fachhochschule in Biel laufen derart aus dem Ruder, dass das Projekt abgebrochen und überarbeitet werden muss und erst viel später realisiert werden kann.
Das Leuchtturmprojekt ist längst verblasst und war der sogenannte letzte Tropfen, der beim zuständigen kantonalen Amt für Grundstücke und Gebäude (AGG) das Fass zum Überlaufen brachte.
Das AGG ist personell und strukturell in einer kritischen Situation – seit Jahren. Zu diesem Befund kommt die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates (GPK) in einem neuen Bericht. Das Amt ist personell deutlich unterdotiert.
Andere Kantone haben mehr Ressourcen
Wie stark unterdotiert das bernische Amt ist, zeigt ein Vergleich mit anderen Kantonen: In der Verwaltung des Kantons St. Gallen arbeiten ungefähr gleiche viele Leute für den Immobilienbereich wie im Kanton Bern. Und dies, obwohl die Anzahl zu betreuender Liegenschaft im Kanton St. Gallen dreimal kleiner ist.
Der Kanton Zürich verfügt über knapp viermal so viele Mitarbeitende im Immobilienbereich, obwohl die Anzahl Liegenschaften gegenüber dem Kanton Bern nur 25 Prozent höher liegt und auch die Summe der angemieteten Fläche nur rund 50 Prozent mehr ausmacht als im Kanton Bern.
Die Konsequenzen
Wegen der Überlastung im Berner AGG müssen Grossprojekte an Externe vergeben werden, Kontinuität und eigenes Knowhow fehlen, die Probleme häufen sich und bei verschiedenen Grossprojekten kommt es zu Verzögerungen.
Weil die personellen Ressourcen und ein eigentliches Immobilienmanagement fehlen, verliert der Kanton Bern viel Geld. Zum Beispiel, weil externe Leistungen vom Kanton teuer eingekauft werden müssen. Und weil dem Amt ausreichende Kennzahlen fehlen, ist auch nicht klar, ob sich das neue Verwaltungsgebäude in Burgdorf für den Kanton gelohnt hat oder nicht.
Dieses wurde nach dem Konzept «Public Private Partnership» (PPP) erstellt. Berechnungen der kantonalen Finanzkontrolle gehen nun davon aus, dass statt Einsparungen für den Kanton Mehrkosten von rund 100 Millionen Franken entstanden. Viel Geld für einen Kanton, der beim nationalen Finanzausgleich am Tropf der anderen Kantone hängt und in den letzten Jahren ein Sparpaket nach dem anderen schnüren musste.
Was tun?
Handeln beim AGG ist gemäss Untersuchungsbericht also dringend angesagt. Denn nebst dem Campus Biel steht der Neubau des Polizeizentrums in Niederwangen an, der Neubau des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes in Münchenbuchsee, die Sanierung verschiedener Gymnasien, der Ersatz oder die Sanierung von Gebäuden im Bereich des Justizvollzugs oder auch grosse Bauvorhaben der Universität.
Falls die Probleme nicht behoben werden können, befürchtet die GPK, dass weitere Projekte ins Schlingern geraten und nicht in der nötigen Qualität, nicht innerhalb der vorgesehenen Zeit oder nicht innerhalb des vorgesehenen finanziellen Rahmens realisiert werden können. Es droht also nicht nur ein weiterer finanzieller Schaden, sondern auch ein Reputationsschaden für den Kanton Bern.