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Schauspielhaus Zürich Der historische Pfauensaal bleibt Zürich erhalten

Das Zürcher Stadtparlament versenkt den Abriss des Pfauen. Der Theatersaal im Schauspielhaus wird nur sanft renoviert.

Für den Zürcher Stadtrat und das Schauspielhaus Zürich ist es eine krachende Niederlage. Der Gemeinderat spricht sich deutlich gegen einen Totalumbau des ehrwürdigen Theatersaals aus, geplant ist lediglich eine sanfte Sanierung. Das Parlament sprach am Mittwochabend dafür knapp 14 Millionen Franken.

Mit dem Geld soll nun ein Projekt ausgearbeitet werden, welches nur kleine Eingriffe am historischen Pfauensaal vornimmt. So sollen etwa Akustik, Sicht und Brandschutz verbessert werden. Auch dies dürfte am Schluss bis zu 100 Millionen Franken kosten. Einen kompletten Umbau, bei dem das Schauspielhaus praktisch ausgehöhlt worden wäre, gibt es aber nicht.

Die Magie der Erinnerung

Der Pfauensaal sei ein Ort der Geschichte, ein Ort des Widerstands im Zweiten Weltkrieg gegen den Nationalsozialismus, sagte der Grüne Gemeinderat Balz Bürgisser. «Es wäre gegenüber der heutigen und der zukünftigen Generation ein Frevel, diesen magischen Ort zu zerstören.» Und Mark Richli von der SP doppelte nach: «Der Abbruch des historischen Zuschauersaals wäre eine präzedenzlose, kulturhistorische Barbarei.»

Das Schauspielhaus mit dem Pfauensaal war während der Nazizeit die einzige noch freie deutschsprachige Bühne und gilt deshalb als Erinnerungsort der Theatergeschichte.

Und auch die bürgerliche Ratsseite stellte sich gegen eine Totalsanierung des Pfauensaals. Ein Umbau sei zwar nötig, sagt Roger Bartholdi von der SVP, «aber so wenig als möglich.» Einzige Partei, die geschlossen den Pfauensaal komplett sanieren wollte, war die GLP. Die Partei erinnerte daran, dass Geschichte nicht nur an roten Sesseln hängen würde.

Der Abbruch des historischen Zuschauersaals wäre eine kulturhistorische Barbarei.
Autor: Mark Richli Gemeinderat SP

Den Totalumbau gefordert hatte die Leitung des Schauspielhauses und der Zürcher Stadtrat. Stadtpräsidentin Corine Mauch erinnerte in der Ratssitzung daran, dass der Pfauensaal veraltet sei. Zu wenig Platz, schlechte Akustik, schlechte Sicht: diese Probleme seien mit einer sanften Sanierung nicht lösbar. «Das Schauspielhaus hat schwierige Voraussetzungen für die Zukunft», sagte sie. Ohne Neubau sei lebendiges, modernes Theater kaum möglich.

Unsichere Zukunft des Schauspielhauses

Enttäuscht vom deutlichen Verdikt des Gemeinderats zeigt sich das Schauspielhaus Zürich. Wie schon Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch verweist auch der Verwaltungsrat des Kulturhauses darauf, dass mit einer leichten Renovierung des Saals die unzureichenden Sicht- und Akustik-Verhältnisse nicht grundlegend beseitigt werden können. Das Publikum müsse weiter Einschnitte in Kauf nehmen.

Das Schauspielhaus in Zürich.
Legende: Die Verantwortlichen setzen hinter die wirtschaftliche und künstlerische Zukunft des Schauspielhauses ein Fragezeichen. Keystone

Den Entscheid des Parlaments gelte es aber zu akzeptieren, heisst es in der Mitteilung des Schauspielhauses weiter. Die Zukunft des Kulturhauses sei aber ungewiss, so die Leitung. Es sei nämlich nicht absehbar, ob die Zürcher Stimmbevölkerung einen Kredit von 100 Millionen Franken sprechen werde – für einen sanften Umbau, der die aktuellen Probleme nicht zu lösen vermag.

SRF 1, Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 10.3.22, 06:31 Uhr ; 

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