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Schikane-Vorwürfe Dübendorf entzieht SVP-Sozialvorsteherin ihr Dossier

  • Nach erneuten Vorwürfen gegen das Sozialamt Dübendorf entzieht der Stadtrat der SVP-Sozialvorsteherin Jacqueline Hofer das Sozial-Dossier per sofort.
  • Vom Leiter der Abteilung Soziales trennt er sich laut Mitteilung «in gegenseitigem Einvernehmen per sofort».

«Wir müssen Frau Hofer aus dem Schussfeld nehmen», erklärt Stadtpräsident André Ingold das Vorgehen. Vor zwei Wochen hätte der Stadtrat Untersuchungen der Missstände im Sozialamt angekündigt; die wolle man in Ruhe durchführen, «ohne politisches Geplänkel». Von Entmachtung will er deshalb nicht sprechen, obwohl der Stadtrat seiner Parteikollegin Frau Hofer das Dossier «Soziales» entzogen hat.

«Hoch problematisch»

Die Trennung vom Leiter Abteilung Soziales stehe hingegen in direktem Zusammenhang mit nicht korrekt publizierten Unterstützungsrichtlinien. «Aus unserer Sicht ist dies eine klare Intransparenz gegenüber unserer Bevölkerung.» Das gehe so nicht und sei hochproblematisch.

Ingold räumt aber ein, dass es auch um missbrauchtes Vertrauen gehe. Die Vorsteherin des Sozialdepartements habe versprochen, die Unterstützungsrichtlinien aufzuschalten, und das sei nicht der Fall gewesen. Ganze Kapitel hätten gefehlt. War der letzte Vorfall mithin nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? «Das kann man so interpretieren», sagt Ingold.

Der Stadtrat hat ganz klar kein Vertrauen mehr gehabt.
Autor: André Ingold Stadtrpräsident André Ingold

Die Stadt Dübendorf sorgte in der Vergangenheit schon mehrfach mit Missständen beim Sozialamt für Schlagzeilen. Unter anderem hatte eine Sozialamts-Mitarbeiterin rechtsextreme Facebook-Einträge gepostet. Die jüngsten Vorwürfe stammen von Anfang September: Sozialhilfebezüger seien exzessiv überwacht und abfällig behandelt worden, und Gespräche seien heimlich aufgezeichnet worden.

Sozialhilfebezügerinnen als «fette Schlampe» bezeichnet?

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Gemäss «Tages-Anzeiger» von Anfang September sollen einzelne Sozialhilfebezügerinnen hinter deren Rücken als «fette Schlampe» und – im Falle einer Burka-Trägerin – als «Pinguin» bezeichnet worden sein.

Bereits vor vier Jahren wurden erstmals Missstände bei den Dübendorfer Sozialbehörden publik. Damals postete eine Sozialamts-Mitarbeiterin rechtsextreme Facebook-Einträge.

Nachdem Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger Kritik an den Dübendorfer Behörden übten, weil sie sich generell wie Schmarotzer behandelt fühlten, richtete die Stadt eine Ombudsstelle ein.

Jacqueline Hofer ist nun so lange nicht mehr für das Sozial-Dossier zuständig, bis die Untersuchungen gegen das Dübendorfer Sozialamt abgeschlossen sind. Das Dossier übernimmt Stadtpräsident André Ingold. Bis in einem halben Jahr soll die Untersuchung durch das Parlament abgeschlossen sein und ein Bericht vorliegen.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr ; 

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