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Schloss Münchenwiler Das steckt hinter dem Schloss-Verkauf

Der Kanton Bern verkauft das Schloss Münchenwiler – das löste Ängste aus. Doch die neuen Besitzer machen Versprechen.

Ein Zentrum sucht man in Münchenwiler vergebens. Das Dorf ist klein, fast nur ein Weiler im Berner Seeland, umringt vom Kanton Freiburg. Es gibt ein paar Bauernhäuser, Einfamilienhäuser, ein Schulhaus. Kein richtiges Zentrum – ausser: ein Schloss.

Kirche
Legende: Zum Schloss gehört auch eine Kirche. Sie war früher Teil eines Klosters. SRF / Thomas Pressmann

«Das Schloss ist die Identität des Dorfes», sagt eine Anwohnerin, die gerade Holz aus ihrem Auto lädt. Ihr Stolz ist unüberhörbar: «Nicht jeder Ort hat schliesslich sein eigenes Schloss.»

Wir haben im Schlossteich ein Bad genommen – unerlaubt!
Autor: Anwohnerin Münchenwiler

Für viele hier sei das Schloss schon in der Kindheit ein magischer Ort gewesen. Ein Platz zum Staunen, zum Spielen – manchmal auch heimlich. «Wir haben im Schlossteich ein Bad genommen – unerlaubt!»

Vom Kloster zum Seminarhotel

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Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte. Einst ein Kloster, später im 16. Jahrhundert von Adligen zum Schloss umgebaut, diente es ab Mitte des 20. Jahrhunderts dem Kanton Bern als Seminarort, Hotel und Veranstaltungsort. Theater, Konzerte, Hochzeiten – das Schloss wurde ein Treffpunkt, nicht nur für die Gemeinde.

Schon vor mehreren Jahren wollte der Kanton das Schloss verkaufen – aus Spargründen, denn der Unterhalt kostet. Vor zwei Jahren wurde der Verkauf konkret, im Frühsommer wurden die Käufer der Öffentlichkeit vorgestellt.

Für 2.5 Millionen Franken soll nun das Schloss im Baurecht an Andreas und Maren Geser, ein Ehepaar aus Zürich, gehen. Sie sind Landschaftsarchitekten und keine Unbekannten im Dorf. Vor einigen Jahren haben sie gleich neben dem Schloss ein altes Bauernhaus, das sogenannte Küherhaus, gekauft und renoviert.

Andreas Geser führt durch den Park – als Schlossherr fühle er sich dabei nicht. «So etwas kennen wir nicht.» Wichtig sei ihnen zu überlegen, wie es mit dem Schloss weitergehen soll. «Das ist schon jetzt ein offener Ort – und das soll so bleiben.»

Das Schloss ist ein offener Ort – und das soll so bleiben.
Autor: Andreas Geser Landschaftsarchitekt und Schlossbesitzer

Schliesslich sei ja auch die Kirche ein Teil des Schlossareals – schon nur aus rechtlichen Gründen muss da der Zutritt aller gewährleistet sein.

Porträt
Legende: Andreas Geser kauft zusammen mit seiner Frau das Schloss. Vor einigen Jahren haben sie schon das Gutshaus gekauft. SRF / Thomas Pressmann

Die Pläne der Gesers: Das Hotel verkleinern, dafür Wohnungen schaffen – vielleicht auch Alterswohnungen. Auch Ateliers und Büros sind denkbar. Und: Der Park soll öffentlich bleiben. Vereine sollen Konzerte oder Theaterstücke aufführen können.

Zuerst viel Skepsis

Im Dorf ist man vorsichtig optimistisch. Yvonne Suter, Präsidentin der bisherigen Schlossstiftung, wusste lange nicht, wer das Schloss kaufen will – und ist nun erleichtert: «Das Ehepaar bringt Ideen, die passen.» Und: «Zwei Landschaftsarchitekten kaufen das Schloss mit der grossen Parkanlage – das ist wie eine Traumhochzeit.»

Was mit den verkauften Schlössern passiert

Auch viele Anwohnende freuen sich – nicht zuletzt, weil bereits verschiedene Gerüchte kursierten: «Es war schon von russischen Oligarchen die Rede – oder von einem Bordell», sagt ein Anwohner des Schlosses.

Trotzdem: Gemeindepräsident Jürg Brönimann bleibt wachsam. Er hofft, dass die künftigen Eigentümer ihren Wohnsitz aus dem Kanton Zürich nach Münchenwiler verlegen. «Dann könnte die Gemeinde dank den Steuern auch finanziell profitieren.» Wobei die Gesers derzeit nichts davon wissen wollen.

Die Zukunft hängt von der Gemeindeversammlung ab

Noch ist der Verkauf nicht endgültig. Damit das Projekt umgesetzt werden kann, braucht es eine Änderung im Zonenplan. Darüber wird die Gemeindeversammlung voraussichtlich im kommenden Jahr abstimmen.

Schloss Trachselwald: Verkauf dauert länger

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Schloss
Legende: Keystone / ALESSANDRO DELLA VALLE

Der geplante Verkauf des Schlosses Trachselwald verzögert sich. Das bestätigt der Kanton gegenüber SRF. Laut den Verantwortlichen ist der Markt für Schlösser klein, und der Verkaufsprozess aufwendiger als erwartet. Es braucht klare Regeln, was neue Eigentümer mit dem geschützten Baudenkmal machen dürfen – und wie der Kanton sicherstellen kann, dass sorgfältig damit umgegangen wird.

Zuerst war angedacht, das Schloss in diesem Jahr zu verkaufen. Nun startet der Verkauf erst nächstes Jahr. Zuerst können interessierte Personen und Parteien ihre Zukunftsvisionen einbringen, erst danach beginnt der eigentliche Verkaufsprozess. Bis dahin muss der Kanton Bern weiterhin Unterhalt bezahlen – was um die 100'000 Franken pro Jahr kostet.

Bis dahin bleibt das Schloss das, was es schon immer war: ein Ort der Geschichten, der Hoffnungen – und vielleicht bald ein Symbol für einen gelungenen Neuanfang.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 18.9.2025, 6:31 Uhr ; 

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