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Googles Bücherdigitalisierungs-Projekt
Aus Echo der Zeit vom 30.07.2019. Bild: Keystone
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Schnelleres Digitalisieren Google Books spannt mit Schweizer Bibliotheken zusammen

30 Millionen Bücher hat Google bisher digitalisiert. Erstmals scannt es nun auch Bestände aus Schweizer Bibliotheken.

Einige hunderttausend Bücher aus Deutschschweizer Beständen will Google in den nächsten zwei Jahren auf den Scanner legen. Die Bände kommen aus der Zentralbibliothek Zürich, der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern und der Universitätsbibliothek Bern. Diese drei Bibliotheken gewähren dem Internetgiganten Zugang zu ihren Bücherregalen.

Man habe das Books-Projekt schon lange verfolgt, sagt Christian Lüthi, Vizedirektor der Universitätsbibliothek Bern. Er habe sich gefreut, als Google anfragte: «Das ist ein Imagegewinn und eine grosse Chance, dass wir zu den ausgewählten Bibliotheken gehören.» Diese müssen die Bücher bereitstellen, alles andere bezahlt Google. Zusätzlich erhalten sie von jedem gescannten Buch eine digitale Kopie für den eigenen Gebrauch.

Studierende lernen in der Zentralbibliothek Zürich.
Legende: Google Books erleichtert auch Studierenden den Recherchealltag: Ein Bibliotheksbesuch etwa kann sich damit erübrigen. Im Bild: Die Zentralbibliothek Zürich. Keystone

Dass Bücher eingescannt werden, ist nicht neu. Die Digitalisierung verändert auch die Bibliotheken. Seit Jahren treiben sie deshalb eigene Programme voran, um ihre Bestände online verfügbar zu machen. Mit Google als Partner gehe diese Arbeit aber viel schneller voran, sagt Lüthi: «Mit unseren Mitteln können wir einige hundert Bände pro Jahr digitalisieren. Jetzt kriegen wir innerhalb von zwei Jahren hunderttausend Bände hin.»

Zeitungen von vorgestern, neu aufbereitet

Er erhofft sich davon, schlummernde historische gedruckte Bestände näher an die Kundschaft heranzubringen, indem sie online und als Volltext erschlossen werden. Aus den Schweizer Beständen werden Bücher und Texte aus dem 18. und 19. Jahrhundert eingelesen. Diese Werke sind urheberrechtlich nicht mehr geschützt.

Das ist nicht immer so, wenn Google scannt. Für das Books-Projekt werden auch urheberrechtlich geschützte Arbeiten digitalisiert und dann in Auszügen im Internet zugänglich gemacht. Dafür erntete der Konzern schon viel Kritik. Google wolle das Wissen der Welt organisieren und zugänglich machen. Das sei die Mission des Projekts und treibe den Konzern an, heisst es.

Buch aus dem 16. Jahrhundert
Legende: Historisch wertvolle Bestände werden dank Digitalisierung durch Google Books der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Im Bild: Nostradamus' Prognosen in einer Ausgabe aus dem 16. Jahrhundert in der Bibliothek in Lyon. Reuters

Beim Projekt profitieren alle Beteiligten

Daniel Tschirren von der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern hat noch eine andere Vermutung, weshalb Google viel Geld in sein Bücher-Projekt steckt. Er glaubt, dass sich Google damit Wissen im Umgang mit grossen Datenmengen aneignet: «Wir vermuten, dass Google ein materielles Interesse daran hat, Texte mithilfe von künstlicher Intelligenz zu erkennen und auszuwerten. Das Ziel wird sein, dass der Computer Fragen beantworten kann, die sich ein Mensch sonst mit grossem Aufwand selber beantworten müsste.»

Die Bibliotheken kamen zum Schluss, dass ihnen die Zusammenarbeit mit Google mehr Vor- als Nachteile bringt. Das Projekt bringt also allen Beteiligten Nutzen: Die Bibliotheken können ihre Digitalisierung vorantreiben und Google kommt an Daten, die der Konzern letztlich auch kommerzialisieren kann.

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21 Kommentare

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  • Kommentar von antigone kunz  (antigonekunz)
    Es sollte mittlerweile auch klar sein, Formen von digitaler Transformation zerstören mehr Arbeitsplätze als sie im Stande oder gewillt ist zu schaffen. Zudem belebt jede Bibliothek ihre unmittelbare Umgang, was zur Lebensqualität definitv beiträgt. Ich plädiere dafür, dass diese Orte kulturellem, sozialem, nachbarschaftlichen und akademischen Austausches Sorge getragen werden und es uns allen Wert ist, diese auch mit finanziellen Mitteln und allen möglichen Ressourcen gut auszustatten.
    1. Antwort von Alexander Weljaminoff  (AndererMeinung)
      Bin wirklich kei Google-Freund, aber hier tun sie etwas Gutes, Informationen retten, die sonst bei den herschenden leeren Kassen in den staatlichen Bibliotheken nie und nimmer zugänglich sein, oder vor sich hin rotten würden. Das geschriebene Wort ist Menscheitskultur, und ausserdem wurde in vergangenen Jahrhunderten nicht so ein Schund veröffentlicht, wie oft heute. Das Problem ist eher, dass nur noch ein verschwindend kleiner Teil der Bevölkerung diese Texte lesen kann.
    2. Antwort von antigone kunz  (antigonekunz)
      Was Schund ist und ob es früher anders war, Herr Weljaminoff .... Im Namen der Rose, sei dies mal dahingestellt. Dass wir es für vernachlässigbar finden in staatliche und nichtstaatliche Bibliotheken zu finanzieren, zeigt wie dumm wir geworden sind ... wobei die Millenials wieder auf den Bibliothekengeschmack zu kommen scheinen. Informationsflut wird mit Wissen verwechselt. Kinder in einer Pädagigk geschult die Information sammelt, wo doch jedes SmartPC im Hosensack dies besser kann.
  • Kommentar von antigone kunz  (antigonekunz)
    Angesichts der Tatsache, dass Bibliotheken wieder im Trend sind und dass jede Bibliothek ein gesellschaftlicher absoluter Mehrwert darstellt ist es fahrlässig solche Kulturgüter des Gemeinwesens zu exkorporieren. Google gehört definitiv NICHT mit ins Bild. Es gibt andere Lösungen, wo die Biblotheken und die Menschen die Kontrolle und das Sagen haben können. Jede Bibliothek ist gleichzeitig Herzstück einer Gemeinschaft. Ein prächtiges Beispiel die Bibilothek in Birminigham von Mecanoo.
  • Kommentar von D. Crabtree  (D. Crabtree)
    @SRF das Bild des Lesesaals stammt von der Nationalbibliothek. Diese hat nichts mit der Google Digitalisierung zu tun.
    1. Antwort von Ihr Kommentar (SRF)
      @D. Crabtree: Merci für den Hinweis, wir haben das Bild geändert. Einen schönen Tag und herzliche Grüsse, Ihr SRF News Team