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Schönheit nach Mass Missglückte Eingriffe: Für schwarze Schafe gibt es kaum Folgen

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der missglückten Schönheits-Behandlungen hat zugenommen.
  • Dennoch schreiten die Kantone nur selten ein, wie eine Umfrage von Radio SRF zeigt.
  • In den letzten Jahren wurde nur wenigen Ärzten und Instituten die Bewilligung entzogen.

Schönheits-Behandlungen boomen in der Schweiz. An zentralen Lagen versprechen Kliniken und Institute Schönheit nach Mass. Doch auch die Zahl unsachgemässer Behandlungen hat zugenommen. Das beobachten Ärztinnen, Ärzte und Patientenstellen.

Missratene Behandlungen haben für die «schwarzen Schafe» der Branche jedoch kaum Folgen: Die Zahl der entzogenen Bewilligungen der letzten fünf Jahre lässt sich an einer Hand abzählen. Das zeigt die Umfrage von Radio SRF bei den Deutschschweizer Kantonen. Konkret haben die Kantone Basel-Stadt und Zürich je zwei Ärzten die Bewilligung entzogen, weil ihnen die nötigen Qualifikationen für die Schönheits-Behandlungen fehlten oder weil sie Berufspflichten verletzt haben.

Verweise oder Verwarnungen seien häufiger, antwortet der Kanton Zürich; beispielsweise wegen mangelnder Hygiene, täuschender Informationen oder ungenügender Aufklärung der Patientinnen und Patienten. Der Kanton Graubünden meldet wenige Verfahren wegen Falten-Behandlungen mit Botox, die von Kosmetikerinnen ohne Bewilligung durchgeführt worden seien.

Beweislast liegt bei den Betroffenen

Warum im Schönheitsmarkt nicht häufiger interveniert wird, erklärt sich damit, dass sich Betroffene von unsachgemässen Behandlungen kaum wehrten, weiss Erika Ziltener vom Dachverband der Schweizerischen Patientenstellen: «Es hat mit Scham zu tun. Dazu kommt noch: die Beweislast liegt bei der Patientin. Sie muss beweisen, dass ein Fehler passiert ist. Und das ist sehr schwierig.»

Ferner reiche ein Vorfall nicht aus. Denn bis ein Kanton einer Ärztin oder einem Arzt die Bewilligung entziehen könne, müssten diese mehrmals gegen ihre Sorgfaltspflichten verstossen haben. Erika Ziltener sagt weiter: «Bei Schönheits-Eingriffen ist die Gratwanderung zwischen Komplikationen, schlechter Arbeit und einem effektiven Behandlungsfehler sehr schmal.» Sie fordert alle auf, diesen Missstand zu verbessern – Ärzteschaft, Patientinnen und Patienten und die Politik.

Während die Schönheits-Behandlung aus eigener Tasche bezahlt wird, gehen Nachbehandlungen bei Infektionen oder Komplikationen auf Kosten der Krankenkassen und somit zu Lasten der Allgemeinheit. Deshalb kommt das Thema immer mal wieder aufs politische Parkett. Derzeit will die Gesundheits-Kommission die Patientensicherheit generell erhöhen und Schäden nach medizinischen Behandlungen besser vorbeugen.

Sich seriös informieren ist wichtig

Wer sich für eine Schönheits-Behandlung interessiert, tut gut daran, sich seriös zu informieren: Beispielsweise über die Risiken sowie über den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin. Und sollte allenfalls auch eine Zweitmeinung einholen. Für Rat und Unterstützung können sich Interessierte auch an die Schweizer Patientenstellen oder an die Stiftung Patientenschutz SPO wenden.

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